Im dritten und letzten Teil unserer Umfrage fragen wir Branchenvertreter aus Bau- und Immobilienwelt: Was waren die größten Veränderungen in den letzten zwei Jahrzehnten? Wo standen Ihre Unternehmen damals, wo heute und wie lauten die zentralen Herausforderungen für die Zukunft?
Den Kinderschuhen entwachsen
Wolfgang Gleissner, Geschäftsführer der Bundesimmobiliengesellschaft
»Vor 25 Jahren war die BIG gerade einmal ein Kindergartenkind und verantwortete eine Fläche von – immerhin – 2,1 Millionen Quadratmetern. Damals zählten hauptsächlich Schulen und Universitätsgebäude zu unserem Bestand. Seitdem hat sich unser Portfolio flächenmäßig mehr als verdreifacht, wir haben Vorzeigeschulen errichtet und Campus-Universitäten entwickelt.
Vor allem mit der Gründung der ARE, die auf Wohn- und Büroimmobilien sowie auf Quartiersentwicklung spezialisiert ist, und dem Ausbau des Objekt- und Facility-Managements haben wir uns auch inhaltlich breiter aufgestellt. Heuer haben wir unsere tausendste Mitarbeiterin aufgenommen und freuen uns auf unser 30-Jahr-Jubiläum im nächsten Jahr. Dem Report-Verlag mit seinen spezialisierten Magazinen wünschen wir alles Gute für die nächsten 25 Jahre!«
Damals wie heute: Fokus CEE
Bruno Ettenauer, Vorstandsvorsitzender S Immo
»Vor 25 Jahren war die S IMMO gerade neun Jahre erfolgreich an der Wiener Börse notiert. Das Immobilienportfolio beschränkte sich zu dieser Zeit auf Objekte in Österreich, neue Märkte wurden aber bereits sondiert. 1999 entschied man sich in Tschechien zuzukaufen, 2001 folgte der Markteintritt in Ungarn. Dieser Schritt in die CEE-Region war zum damaligen Zeitpunkt goldrichtig und hat sich bis heute bewährt.
Auch aktuell ist der CEE-Raum wieder verstärkt in unserem Fokus und wir führen insbesondere in Budapest und Bukarest konkrete Gespräche zu einigen spannenden Investmentoptionen. Die Herausforderungen sind damals wie heute ähnlich. Das Immobiliengeschäft ist schon immer ein langfristiges, es gilt Trends und Veränderungen frühzeitig im Blick zu haben und zu wissen, was eine Immobilie braucht, damit sie langfristig am Markt funktioniert.«
Nachhaltige Unternehmensziele
Bernhard Hirschmüller, Geschäftsführer Velux Österreich
»Im Sinne der ›Velux Model Company‹ konnten wir unsere Positionen als weltweiter Marktführer durch Innovationsgeist und nachhaltige Partnerschaften in den letzten 25 Jahren weiter ausbauen. Aber natürlich müssen wir uns heute weitaus komplexeren Herausforderungen stellen als damals. Die Digitalisierung bringt ebenso neue Möglichkeiten wie auch gesteigerte Anforderungen und Bedürfnisse bei Geschäftspartner*innen und Endkonsument*innen. Zudem beschäftigt uns bei Velux aber vor allem ein Thema: die Klimakrise. Um einen entscheidenden Beitrag zu einer umweltfreundlichen und ressourcenschonenden Bauindustrie zu leisten, geht unsere Nachhaltigkeitsstrategie daher mit unseren Unternehmenszielen einher.«
Ganzheitliches Denken
Karl-Heinz Strauss, CEO Porr
»Vor 25 Jahren – im Jahr 1996 – hatte die PORR einen Umsatz von ATS 15 Mrd. Das wären heute rund EUR 1,1 Mrd. Seitdem ist sie um mehr als das Dreifache gewachsen und das trotz Abspaltung des Immobiliengeschäfts. Eines hat sich trotz allen Herausforderungen nicht geändert: unser Fokus auf das ganzheitliche Bauen. Wir sind und bleiben ein Bauunternehmen, das möglichst viel selbst baut, also alles aus einer Hand. Der Klimawandel und die Digitalisierung – das sind die großen Themen unseres Jahrhunderts.
Begonnen haben wir schon vor Jahren. Mit unserer neuen Strategie ›Green and Lean‹ haben wir im Jahr 2021 nochmals verstärkt zielgerichtete Impulse gesetzt. Wir werden die Art, wie man baut, verändern. Unsere ESG-Initiativen lassen sich sehen: nicht nur bei modernen Technologien und Sensoren, umweltfreundlichen Baumaterialien, Lebenszyklusanalysen und innovativen Bauprozessen.
Sondern wir geben auch 450 Bienenvölkern an 35 verschiedenen Standorten der PORR eine Heimat. Die renommierte internationale Ratingagentur ISS ESG verlieh der PORR mit einem C+ den Prime Status, die höchste Auszeichnung im Bausektor. Die PORR ist somit das nachhaltigste Bauunternehmen in Ihren Heimmärkten.«
Innovation – damals und heute
Walter Wiedenbauer, Geschäftsführer der Sto Ges.m.b.H.
»Bauen bedeutet die unmittelbare Gestaltung unserer Lebenswelt. Bauen bedeutet auch, große Verantwortung für die Zukunft zu übernehmen – für Mensch und Umwelt. Bereits vor 25 Jahren haben wir Themen wie den Treibhauseffekt und die damit verbundene Zerstörung der Ozonschicht thematisiert und Instrumente zur Gegensteuerung wie die CO2-Reduktion durch Wärmedämmung und die Kreislaufwirtschaft publik gemacht. Unter dem Motto ›Bewusst bauen‹ arbeiteten wir bereits damals an Produkten und Innovationen, die nachhaltig und klimaschonend sind.
Heute sind die Herausforderungen ganz ähnlich gelagert: Es gilt, innovative Lösungen für eine nachhaltige Baukultur auf den Markt zu bringen und gleichzeitig die Versorgungssicherheit unserer Kunden zu gewährleisten. Denn bewusst bauen heißt, Erkenntnisse aus Forschung und Entwicklung in innovative Produkte einfließen zu lassen. Nur so schaffen und erhalten wir eine lebenswerte Umwelt.«
Green, smart & more
Martin Löcker, COO UBM Development
»Die UBM wurde bereits 1873 gegründet aber erst 1996 erfolgte der erste große Aufbau der UBM als Projektentwickler. Zu diesem Zeitpunkt hatte das Unternehmen gerade einmal 20 Mitarbeiter*innen. UBM war damals Pionier in den CEE-Staaten und besonders in Prag, Warschau und Budapest aktiv. Eines der ersten herausragenden Büroprojekte – das Warsaw Financial Center – wurde von uns errichtet. In Prag wurde das bisher größte Projekt der UBM – das Geschäfts- und Wohnquartier Andel City – über zehn Jahre lang entwickelt. Heute liegt die Unternehmensstrategie auf ›green. smart. and more.‹ mit einem starken Fokus auf Nachhaltigkeit und die Pionierarbeit besteht darin, führender Holzbauentwickler in Europa zu werden.«