Auch im zweiten Teil unserer Umfrage fragen wir: Was waren die größten Veränderungen in den zwei Dekaden, wo standen die Unternehmen damals, wo heute und wie lauten die zentralen Herausforderungen für die Zukunft? Weitere Branchenvertreter aus der Bau - und Immobilienwelt im O-Ton.
Neue Chancen und Herausforderungen
Robert Hauser, CEO Doka
»Die Anforderungen an unsere Produkte und Systeme haben sich im Laufe der letzten 25 Jahre stark gewandelt. So auch unser Leistungsportfolio. Stets an den lokalen Marktbedürfnissen und projektspezifischen Problemen unserer Kunden orientiert, haben wir uns von einem reinen Hersteller von Schalungsprodukten zu einem Anbieter von ganzheitlichen Schalungs- und Gerüstlösungen entwickelt. Mit dem Ziel einen echten Beitrag zur Steigerung der Produktivität auf der Baustelle zu leisten. Dies gelingt uns heute insbesondere mit unseren digitalen Services. Eine große Herausforderung ist natürlich, am Puls der Zeit zu bleiben, Chancen zu erkennen, zu ergreifen und daraus wertschöpfende Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln. In diesem Zusammenhang beschäftigen wir uns intensiv mit Themen wie Digitalisierung und Nachhaltigkeit sowie all den Chancen und Herausforderungen, die damit einhergehen.«
»Heute und damals - Nachhaltigkeit«
Peter Giffinger, CEO Saint-Gobain Austria
»Vor 25 Jahren feierten wir unser 25-Jahr-Jubiläum. Unser Werk in Bad Aussee wurde neu in Betrieb genommen, eine Recyclinganlage für den Werksverschnitt folgte. Wir waren auf Expansionskurs in Ost- bzw. Südosteuropa, wo wir den Leichtbau nachhaltig verankern konnten. Schon Mitte der 1990er-Jahre waren wir überzeugt, dass Nachhaltigkeit in Zukunft großen Einfluss auf die Wettbewerbsfähigkeit haben wird. Daher wurden schon damals die ersten Weichenstellungen in Richtung Ressourcenschonung, Rekultivierung der Bergbaue, CO2-Reduktion etc. gestellt und kontinuierlich weiterverfolgt. Die große Herausforderung von heute ist – die 40 % CO2-Emissionen, die durch den Bausektor verursacht werden, drastisch zu reduzieren. Wir gratulieren dem Bau & Immobilien Report ganz herzlich zum Jubiläum!«
»Herausforderungen haben sich geändert«
Roland Hebbel, Geschäftsführer Steinbacher Dämmstoff GmbH
»In den letzten 25 Jahren hat sich einiges getan: 1996 hatte die Bauwirtschaft mit einer Konjunkturflaute zu kämpfen und der förderungsabhängige Sanierungsbereich litt unter dem Sparprogramm der österreichischen Bundesregierung. Heute sind unsere größten Herausforderungen die krisenbedingte Rohstoffknappheit und als Folge der hohe Preisanstieg, der allgemeine Arbeiter- und Fachkräftemangel sowie die Umsetzung einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft mit allen Marktbeteiligten. Beim Diskurs all dieser wichtigen Themen hilft ein hochwertiges Branchenfachmagazin wie der Bau & Immobilienreport sehr. Unsere besten Glückwünsche zum 25-jährigen Bestehen. Wir freuen uns auf viele weitere inspirierende Jahre.«
Grundstein für weltweite Vorreiterrolle
Erich Frommwald, CEO Kirchdorfer Gruppe
»Das Jahr 1996 war mengenmäßig im Zementbereich sehr herausfordernd. Lag die österreichweite Jahresversandmenge 1992 noch bei 5 Mio. Tonnen, ist sie bis 1996 auf 3,8 Mio. Tonnen zurückgegangen. Erst in den Folgejahren ist diese wieder sanft angestiegen. 2020 lag sie wiederum bei ca. 5,0 Mio. Tonnen Inlandsversand. 1996 legte das Kirchdorfer Zementwerk mit dem Einsatz alternativer Brenn- und Rohstoffe sowie der Inbetriebnahme der SCR-Versuchskatalysatoranlage den Grundstein für seine weltweite Vorreiterrolle in der Zementindustrie.
Unsere nach der Wende begonnenen Auslandsaktivitäten in Tschechien gestalteten sich noch recht holprig, so sind unsere Steinbrüche mengenmäßig stark zurückgefallen und wir haben erkannt, welchen Bedarf an Investitionen es noch gibt. Auch am Standort der MABA in Wöllersdorf gab es 1996 einige Neuerungen. Neben der Installation des damals hochmodernen EPS EDV-Systems wurde die Entwicklung des Baustoffs Ziegelit abgeschlossen und die ersten Prototypen-Projekte für den Einsatz des neuen Wandsystems wurden realisiert.«
Anforderungen sehr ähnlich
Stefan Graf, CEO Leyrer + Graf
»Vor 25 Jahren standen wir im Wandel vom Gewerbebetrieb zum Industrieunternehmen. Es wurden damals erste Weichen für die strategische Neuausrichtung gestellt und wir haben intensive Maßnahmen gesetzt, welche die Strukturen deutlich weiterentwickelt haben. In Verbindung mit einer hohen Konjunktur, die durch die kurz zuvor stattgefundene Ost-Öffnung und den EU-Beitritt geprägt wurde, war das eine ganz spezielle Herausforderung. Heute sehen die Anforderungen nicht unähnlich aus. Wir stehen im Übergang zum Konzern und entwickeln das Unternehmen in mehreren Ebenen deutlich weiter, ebenso befinden wir uns derzeit in einer Hochkonjunkturphase. Zusätzlich stehen wir unter dem Druck des Fachkräftemangels und den Folgen einer weltweiten Pandemie.«
Eigenes Geschäftsmodell etabliert
Dominik Müller, Geschäftsführer der Zeppelin Rental Österreich GmbH & Co. KG
»Auch, wenn es Zeppelin Rental Österreich vor 25 Jahren noch nicht gegeben hat, war die Vermietung von Baumaschinen schon damals ein Thema – unter dem Dach des Baumaschinenverkaufs von Zeppelin Österreich. Seitdem hat sich die Maschinen- und Gerätevermietung als eigenes Geschäftsmodell etabliert. Heute zählen wir zudem temporäre Infrastruktur sowie Baulogistik zu unseren Leistungen. Wir beschäftigen uns mit Zukunftsthemen wie BIM und Lean Construction und streben gemeinsam mit unseren Kunden nach effizienteren Prozessen am Bau. In den vergangenen 25 Jahren hat sich auf dem Markt unheimlich viel getan – das Tempo der Veränderung wird sich im Hinblick auf die zunehmende Digitalisierung aber noch weiter erhöhen. Wir hoffen, dass der Report Verlag die Branche noch viele Jahre begleitet und gratulieren herzlich zum Jubiläum!
Internationaler Spitzenreiter
Sebastian Spaun, Geschäftsführer der Vereinigung der österreichischen Zementindustrie VÖZ
»Die österreichischen Zementstandorte haben sich in den vergangenen 25 Jahren zu globalen Spitzenreitern in Sachen CO2-Effizienz und Ressourcenschonung entwickelt. In keinem Land wird Zement heute mit einem niedrigeren CO2-Fußabdruck produziert als in Österreich. Nirgendwo wurde der Einsatz von Kohle, Öl und Gas als Energieträger für den Klinkerbrennprozess stärker zurückgedrängt als in den heimischen Werken. Und mit der Verwertung von 450 kg Sekundärstoffen pro Tonne produzierten Zementes spielt die österreichische Zementindustrie in einer eigenen Liga.
Der Weg nach vorne war vor 25 Jahren wie auch heute von einer proaktiven Einstellung gegenüber Anrainern, Umweltbehörden, dem technischen Fortschritt und den Medien geprägt. Und heute ist es das klare Ziel der CO2-freien Zementerzeugung am Wirtschaftsstandort Österreich, dem sich alles andere unterordnet.«