Freitag, April 19, 2024
Der Spagat zwischen Ziel und Zielerreichung

Es gibt viele Wege, um die Ziele des European Green Deal zu erreichen. Fakt ist, ohne neue Technologien wird es nicht gehen. Die Wirtschaft ist vorbereitet, darf in der Wahl der Instrumente aber nicht eingeschränkt werden.
Ein Kommentar von Dr. Andreas Pfeiler, Geschäftsführer des Fachverbandes Steine-Keramik.

Der European Green Deal findet Niederschlag in vielen Ebenen und Bereichen und selbst für mit dem europäischen System vertraute Personen ist die Sachlage höchst komplex. Das sogenannte »Fit For 55«-Paket bringt neue Vorgaben vor allem für den Bereich Energie und Emissionen. Dabei wird immer offensichtlicher: Die Ziele der Europäischen Kommission sind allein durch die Umstellung des Energiesystems von fossilen Energieträgern auf erneuerbare Energien nicht zu bewerkstelligen.

Neue Technologien nötig

Die Elektrifizierung der Wirtschaft und Gesellschaft würde unvorstellbare Mengen an elektrischer Energie benötigen, die derzeit gar nicht vorhanden sind. Aber selbst wenn, wäre das Problem damit nicht gelöst, weil CO2 auch aus industriellen Prozessen, aus dem Flugverkehr, der Landwirtschaft, allgemeiner Mobilität und dem Gebäudebereich ausgestoßen wird.

Diese Prozessemissionen sind in vielen Fällen nicht vermeidbar und eine Substitution oft nicht möglich. Ohne Anwendung von Technologien, die dem Ausstoß von CO2 nachgeschaltet werden, um dieses abzuscheiden, dauerhaft zu speichern und es weiterzuverarbeiten, wird es nicht gehen.

Wirtschaft ist vorbereitet

Die Europäische Kommission hat dies bereits erkannt und kürzlich ein erstes »Carbon capture, utilisation and storage forum« organisiert, um die wichtigsten Aspekte dieser Technologien zu diskutieren. Die Wirtschaft ist längst vorbereitet, etliche Projekte sind geplant und werden in den nächsten Monaten und Jahren auf den Weg gebracht.

Die Potentiale, CO2 beispielsweise in alten Gasfeldern in Norwegen oder Italien zu speichern, sind groß. Um eine breitflächige Anwendung zu ermöglichen, braucht es aber jedenfalls den politischen Willen in den Mitgliedsstaaten.
Hierzulande fehlt leider weiterhin jegliche Diskussion zur Speicherung von CO2- (CCS) - dies ist nach wie vor verboten.

Erste Signale gehen in Richtung CO2-Verwendung (CCU) in der Landwirtschaft, als e-fuel, in Polymeren in der chemischen Industrie oder in Baustoffen. Der Ruf nicht nur in Österreich nach einer europaweiten CCS/CCU-Strategie wird immer lauter. Dafür braucht es aber mehr als reine Zielvorgaben bei gleichzeitigen Verboten. Es braucht vielmehr dringend Initiativen, diese Technologieentwicklung nicht anderen zu überlassen. In den Vereinigten Staaten ist man diesbezüglich bereits wesentlich weiter und sichert sich so den Wettbewerbsvorteil.

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