Die Effektivität und Produktivität auf Baustellen zu erhöhen, zählt zu den obersten Zielen der Branche. Stellschrauben, an denen gedreht werden kann, gibt es viele. Von der Projektsteuerung bis zur Baustellenausrüstung. Neben effizienten Prozessen geht es auch um bessere Arbeitsbedingungen.
Die Baustelle der Zukunft ist kollaborativ und digital. Architekten und Planer werden ihr Berufsfeld erweitern und sich mehr einbringen. Mit Informationsübergabe und Kommunikation werden wir wesentlich zur Qualitätssicherung beitragen. Mit maschineller Unterstützung werden wir dem Fachkräftemangel zumindest teilweise entgegenwirken können«, sagt Professorin Sigrid Brell-Cokcan von der RWTH Aachen.
Ganz so weit sind wir zwar noch nicht, aber der Transformationsprozess hat auf jeden Fall schon begonnen. Das Ziel lautet, die Produktivität auf den Baustellen zu steigern. »Die wichtigsten Stellschrauben dabei sind eine BIM-basierte Planung und eine Projektsteuerung nach Lean-Management-Methoden. Gerade die Digitalisierung von Prozessen kann zu mehr Effizienz am Bau beitragen«, sagt Dominik Müller, Geschäftsführer von Zeppelin Rental Österreich. Er sieht es als seine Aufgabe an, gemeinsam mit Kunden und Partnern Lösungen voranzutreiben, Ideen einzubringen und Impulse zu geben.
Schon heute hat Zeppelin Rental eine Vielzahl an digitalen Lösungen im Portfolio. »Mit Tools wie dem Zutrittskontrollsystem Zeppelin InSite 3.0, der digitalen Aufzugssteuerung, intelligenten Schrankensystemen oder unserem Online Logistics Control Center (OLCC), einer Plattform zur digitalen Steuerung der Materialströme, optimieren wir die Ver- und Entsorgungslogistik effizient und flexibel und stellen einen Informationsaustausch in Echtzeit sicher«, erklärt Müller. Via Schnittstellen werden zum Beispiel über einen Messenger-Dienst Ressourcen wie Stapler just-in-time abgerufen oder die Abfallbilanzen in das EDM-Portal des Bundesministeriums für Nachhaltigkeit und Tourismus (BMNT) eingespielt.
Am Nordbahnhof betreibt Zeppelin Rental einen Maschinenpark, auf den registrierte Kunden per App zugreifen und die gewünschte Maschine auswählen können. Sie geben den Mietzeitraum ein, entsperren die Maschine und können sie direkt nutzen. (Bild: Reiner Freese)
Christian Heigl, Geschäftsführer HLK Austria, sieht in der Automatisierung der Baustellen den wichtigsten Hebel zur Produktivitätssteigerung. »Die Verbesserung vor allem im Bereich der Planung gewährleistet einen effizienteren Maschinen- und Ressourceneinsatz im Allgemeinen.« Weil der Fachkräftemangel die Branche noch auf Jahre beschäftigen wird, werden auch die Arbeitsbedingungen am Bau besser werden müssen. »Dafür wird auch mehr investiert werden müssen«, ist Heigl überzeugt und denkt bei der Baustellenausrüstung neben Nachhaltigkeit und Umweltschutz auch in Richtung Ergonomie und Sicherheit.
Auch für Hans-Jürgen Bognar, Geschäftsführer SiteLog Infra GmbH, steht neben Energieeffizienz und Nachhaltigkeit auch die »Schaffung eines gewissen Wohlfühlklimas auf der Baustelle« ganz oben auf der Agenda zur Produktivitätssteigerung. Auch vermeintlich kleine Maßnahmen wie der Einsatz einer Winterheizung können große Auswirkungen haben. »Wir haben im letzten Jahr auf einer großen Baustelle 13 Etagen mit einer Winterheizung in Wärmepumpenausführung betrieben. Durch das verwendete System wurde die Winterheizung erst ermöglicht und dem Bauherrn haben wir mehrere Hunderttausend Euro an Mobilisierung und Energiekosten gespart«, erklärt Bognar.
Covid: Folgen für die Baustelle
Die Pandemie und die damit verbundenen Vorschriften und Verordnungen haben natürlich auch auf den Baustellen ihre Spuren hinterlassen, Raum- und Sanitärsysteme wurden stärker nachgefragt, auch der Bedarf an Reinigung und Desinfektion hat zugenommen. »Zudem haben wir im Rahmen unserer Baulogistik Fiebermessschleusen installiert, Hygiene- und Desinfektionsstellen hergestellt und betrieben sowie große Mengen an Mund-Nasen-Schutz geliefert«, erklärt Müller.
Pandemiebedingt waren viele Bauunternehmen auch zurückhaltend mit großen Investitionen. Die Folge war wenig überraschend eine steigende Nachfrage nach Mietlösungen. »Miete bedeutet Flexibilität, eine projektbezogene Kostenkontrolle sowie den Wegfall hoher Neuinvestitionen und des Bestandsrisikos. Dies ist gerade in Zeiten, in denen Bauunternehmer mehr auf Sicht fahren, von besonderer Bedeutung«, erklärt Müller. Die Kombination der beiden Trends Miete und Digitalisierung hat bei Zeppelin Rental die Innovation Rental+ hervorgebracht.
»Damit ermöglichen wir erstmals die Miete per App, 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche, und das ohne Zeppelin Rental Personal vor Ort.« Zum Einsatz kommt die Lösung erstmals auf der Großbaustelle am Wiener Nordbahnhofareal. Dort hält Zeppelin Rental einen Maschinenpark vor, auf den registrierte Kunden über Rental+ zugreifen können. Sie wählen über die App auf ihrem Smartphone die gewünschte Maschine aus, geben den Mietzeitraum ein, entsperren die Maschine und können sie direkt nutzen. Das bedeutet eine maximale Flexibilität, Rund-um-die-Uhr-Verfügbarkeit, eine effiziente Nutzung durch die tagesgenaue Abrechnung und ein Plus an Nachhaltigkeit durch den Wegfall des Transports.
»Die Resonanz vor allem von jungen Bauleiterinnen und Bauleitern ist sehr positiv. Denn der Nachwuchs ist digital sozialisiert – er wünscht sich auch am Bau Onlinelösungen und -Tools«, ist Müller überzeugt.
Neue Dienstleistung zur Vermeidung von Verschwendung
Je mehr Beteiligte es an einem Projekt gibt, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass Ressourcen vergeudet werden – oder zumindest nicht auf die bestmögliche Art und Weise genutzt werden. Etwa wenn Baumaterialien vorgehalten werden müssen, obwohl geklärt ist, was und wie viel davon tatsächlich gebraucht wird. Damit Bauprojekte möglichst ökonomisch und ökologisch geplant und ausgeführt werden können, hat ATP architekten ingenieure zusammen mit dem Consultant redserve »Design & Construction Management« (DCM) entwickelt.
»Mit dieser Dienstleistung reduzieren wir Komplexität, vermeiden wir »Leermeter« und damit Ressourcenverschwendung«, erklärt Christian Grottenthaler, Geschäftsführer von redserve.
DCM soll dem Auftraggeber die Koordination aller Planungs- und Errichtungsprozesse für Bau und Betriebstechnik abnehmen. Der DCM-Contractor agiert im Team mit der Prozessführung Planung als Vertreter und Vertrauter seines Auftraggebers und hat dabei immer das große Ganze im Blick.
Die komplette Abwicklung des Bauvorhabens – vom ersten Quick-Check über Entwicklung, Planung und Bau bis hin zum schlüsselfertigen Gebäude – liegt in seinem Verantwortungsbereich. »Damit können neue Prozesse eingesetzt, unnötige Schnittstellen umgangen und die damit einhergehende Fehleranfälligkeit weitestgehend vermieden werden«, so Grottenthaler.