Gemeinsam mit dem Sozialministerium hat die BAWO – Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe – die Initiative „zuhause ankommen“ präsentiert. Dabei wird das Erfolgsmodell Housing First in fünf Bundesländern (Wien, Burgenland, Kärnten, Niederösterreich, Oberösterreich) ausgerollt. Insgesamt sollen bis Ende April 2022 240 Wohnungen an fast 600 armuts- und ausgrenzungsgefährdete Menschen vermittelt werden.
Die Initiative „zuhause ankommen“ richtet sich an Menschen, die durch die Covid-19-Pandemie in finanzielle und existenzielle Schwierigkeiten geraten sind und deshalb ihre Wohnung verloren haben oder von Wohnungslosigkeit bedroht sind. Ziel ist es, ihnen Zugang zu einer eigenen, dauerhaften Wohnung im gemeinnützigen Wohnsektor zu ermöglichen. Dabei sollen nachhaltige Kooperationen zwischen gemeinnützigen Bauträgern, die dauerhaft Wohnraum zur Verfügung stellen, und Sozialorganisationen, die ehemals obdach- bzw. wohnungslose Menschen in ihren Wohnungen betreuen, aufgebaut werden. Aus den Mitteln des vom Sozialministerium geförderten Projekts sollen Finanzierungsbeiträge, Unterstützung bei Übersiedlungen und bei Bedarf sozialarbeiterische Betreuung nach dem Housing First-Prinzip übernommen werden.
Leistbaren Wohnraum zugänglich machen – Housing First als Erfolgsmodell
„Wohnen ist ein zentrales Grundbedürfnis, das gerade in Krisenzeiten an Bedeutung gewinnt. Ein eigenes Zuhause muss für alle Menschen leistbar, dauerhaft und inklusiv sein. Seit unserer Gründung vor 30 Jahren setzt sich die BAWO für Wohnen für alle ein. Nun freut es uns, in Zusammenarbeit mit dem Sozialministerium die einzigartige Initiative ‚zuhause ankommen‘ zu starten: Damit können wir den international und in Österreich erfolgreichen Housing First-Ansatz in mehreren Bundesländern gleichzeitig stärken. Die eigenen vier Wände können nicht alles lösen, sind aber für viele Menschen ein erster wichtiger Schritt“, so Elisabeth Hammer, BAWO-Obfrau und neunerhaus Geschäftsführerin. Die Initiative „zuhause ankommen“ ist auch gesamtgesellschaftlich von großer Bedeutung: „Jeder im Rahmen von Housing First übergebene Wohnungsschlüssel trägt dazu bei, Wohnungslosigkeit in Österreich zu beenden und soziale Teilhabe zu fördern.“
Bundesminister Wolfgang Mückstein ergänzt: „Obdach- und Wohnungslosigkeit zählen zu den schlimmsten Formen von Armut. Das habe ich in der Zeit, in der ich als Arzt im neunerhaus tätig war, auch persönlich miterlebt. Gerade im Hinblick auf die Folgen der Pandemie, ist es wichtig, hier konsequent gegenzusteuern - das ist mir als Sozialminister ein besonderes Anliegen. Auf EU-Ebene unterstütze ich etwa die Initiative, Obdachlosigkeit bis 2030 abzuschaffen. In Österreich stellt mein Ressort 24 Mio. Euro zur Wohnungssicherung zur Verfügung, um zu verhindern, dass durch die Pandemie noch mehr Menschen von Wohnungslosigkeit betroffen sind. Weitere 25 Mio. Euro fließen in Projekte zur Armutsbekämpfung – eines davon ist ‚zuhause ankommen‘. Darauf bin ich besonders stolz, denn durch diese Initiative können 240 Wohnungen vermittelt werden. Das bedeutet für rund 600 Menschen, dass sie wieder ein Zuhause haben und dort ankommen können.“
„Menschen und leistbaren Wohnraum zusammenzubringen ist zugleich Grundidee und Kerngeschäft des gemeinnützigen Wohnbaus in Österreich. Damit schaffen wir eine Grundlage für eine lebenswerte und solidarische Gesellschaft. Die gemeinnützigen Bauvereinigungen haben schon sehr lange gute Erfahrung in der Kooperation mit Sozialorganisationen. Mehrere tausend Wohnungen und Wohnplätze wurden so schon an Menschen mit Unterstützungsbedarf vergeben. Auch bei den rund 500 Housing First Wohnungen, die bisher in Österreich vergeben wurden, sind die gemeinnützigen Bauvereinigungen auf der Vermieterseite federführend. Im Rahmen der präsentierten Initiative leisten wir in Zusammenarbeit mit Sozialorganisationen einen weiteren wichtigen Beitrag zur Beendigung von Armut und Ausgrenzung, die sich durch die Folgen der Pandemie zu verschärfen drohen“, so Bernd Rießland, Obmann des Verbands gemeinnütziger Bauvereinigungen.
„zuhause ankommen“ wird in fünf Bundesländern durchgeführt, mit folgenden Projektpartnern:
Wien: neunerimmo; in Zusammenarbeit mit Caritas, Diakonie, Volkshilfe und neunerhaus
Kärnten: Volkshilfe Kärnten; in Zusammenarbeit mit Caritas Klagenfurt
Burgenland: Caritas der Diözese Eisenstadt
Oberösterreich: Wohnungslosenhilfe Mosaik (Träger: Verein Sozialzentrum Vöcklabruck); in Zusammenarbeit mit Verein Wohnplattform und B37
Niederösterreich: Verein Wohnen
„zuhause ankommen“ wird zur Gänze vom Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz (gemäß Sonderrichtlinie „COVID-19 Armutsbekämpfung“) finanziert. Das Gesamtvolumen des Projekts beträgt € 2.650.000.
Über Housing First
Der international erfolgreiche Hilfs-Ansatz beruht auf einem einfachen Prinzip: Ehemals obdach- und wohnungslose Menschen erhalten einen strukturierten Zugang zu einer leistbaren Wohnung mit eigenem Mietvertrag und werden – nach Wunsch – von SozialarbeiterInnen begleitet: von der Wohnungslosigkeit hinein in einen neuen Alltag in den eigenen vier Wänden.
Im Rahmen von Housing First erhalten wohnungslose Menschen zudem Unterstützung bei der Klärung ihrer Einkommenssituation, sodass sie sich eine eigene Wohnung auch nachhaltig leisten können. Europaweit verzeichnet dieses Modell die höchsten Chancen auf einen Weg zurück in die Mitte der Gesellschaft.