Im Interview mit dem Bau & Immobilien Report spricht Robert Staufer-Wierl, Geschäftsführer der ib-data GmbH, über die Chance der neuen Ö-Norm A2063. Außerdem erklärt er, warum die Leistungsbeschreibungen Hochbau, Haustechnik und Infrastruktur als Vorbild für BIM-Elementkataloge dienen können.
Report: Wie ist es ABK in den letzten Monaten seit dem Ausbruch der Coronakrise gegangen?
Robert Staufer-Wierl: Wir hatten das Glück, dass wir schon vor Jahren begonnen haben, die technischen Möglichkeiten für Homeoffice zu schaffen und waren entsprechend gut vorbereitet. Viele unserer Mitarbeiter waren es auch schon gewohnt, von zu Hause aus zu arbeiten.
Auch wirtschaftlich sind wir gut durch die letzten Monate gekommen, weil vor allem der Servicebereich von unseren Kunden stark nachgefragt wurde.
Report: Gab es aus Ihrer Sicht einen Digitalisierungsschub in der Bauwirtschaft durch Corona?
Staufer-Wierl: Auf jeden Fall. Gerade im Servicebereich musste von einem Tag auf den anderen alles digital abgewickelt werden. Online-Schulungen hat es bei uns vor der Pandemie selten gegeben, derzeit ist die Nachfrage nach Online-Schulungen noch immer höher als nach Präsenzschulungen.
Report: Gab es auch eine stärkere Nachfrage nach Ihren Produkten?
Staufer-Wierl: Da gab es eigentlich keine Veränderung. Die Geschäfte laufen ganz ähnlich wie vorher.
Zentrales Thema bei uns in der Entwicklung ist aktuell die Ö-Norm A 2063, die in der letzten Ausgabe auch BIM als erste OpenBIM-Lösung für den AVA-Bereich integriert hat. Eine riesige Chance, die Überführung der Planung in den Ausführungsprozess effizienter zu gestalten und ein durchgängiges, digitales Datenmanagement zu ermöglichen. Entsprechend werden wir unsere ABK Software aktualisieren und den Datenaustausch anpassen.
Report: BIM ist seit vielen Jahren in aller Munde, in der praktischen Umsetzung gibt es aber weiterhin Probleme. Wie nehmen Sie das praktische Interesse an BIM wahr? Wie hoch ist der Wissensstand Ihrer Kunden bzw. Schulungsteilnehmer?
Staufer-Wierl: Der Wissensstand unserer Kunden hat sich in den letzten Jahren deutlich erhöht. Dennoch glaube ich, dass die Branche noch in der Vorbereitungsphase steckt. Im Gegensatz zu früher ist aber BIM heute kein Schlagwort mehr, die Bedeutung von Interoperabilität wurde erkannt. Softwareprodukte wurden entsprechend weiterentwickelt, denn die Kunden wissen genau, was sie wollen. Es ist mittlerweile unbestritten, dass nur die Open-BIM-Lösung wirklich Zukunft hat. ABK steht schon lange zu dem klaren Bekenntnis, softwareneutrale Standards zu unterstützen. Gemeinsam mit unseren Kunden arbeiten wir daran, BIM so umzusetzen, dass es auch in der Praxis funktioniert.
Report: Aktuell gibt es zahlreiche Initiativen, um BIM weiter voranzutreiben. Vom Merkmalservice über den Merkmalserver und BuildingSmart bis zur IG Lebenszyklus Bau oder der Plattform 4.0. Aus Ihrer Sicht der richtige Ansatz, um BIM zum Siegeszug zu verhelfen?
Staufer-Wierl: Ich denke schon, dass es der richtige Ansatz ist, dass verschiedene Initiativen an dem Thema arbeiten. Das Ziel muss aber immer EIN standardisierter Datenbestand sein! Es gibt Bereiche, wo noch Aufholbedarf herrscht. Das betrifft vor allem die fehlenden, standardisierten Elementkataloge. Wenn man 30 bis 40 Jahre zurückblickt: das Thema AVA wäre nie so erfolgreich geworden, hätte es nicht die Leistungsbeschreibungen Hochbau, Haustechnik oder Infrastruktur gegeben. Hier zeigt sich, dass eindeutige, vordefinierte Daten die Voraussetzung für unternehmensübergreifende, automatisierte Prozesse sind.
Report: Wen sehen Sie in der Pflicht?
Staufer-Wierl: Schön wäre es, wenn eine übergeordnete, offizielle Stelle wie ein Ministerium, die TU oder Building Smart einen Elementkatalog herausgeben würden, so wie es schon seit Jahren für die LB Hochbau und LB Haustechnik gemacht wird. Es gibt hier schon einige Bemühungen. Auch wir sind mit Partnern an dem Thema dran. Je mehr Unternehmen und Organisationen gemeinsam an einem Elementkatalog arbeiten, desto zielführender ist es und desto eher wird dieser Datenbestand von den Anwendern angenommen.
Report: An welchen aktuellen Neuerungen wird derzeit bei Ihnen gearbeitet?
Staufer-Wierl: In den nächsten Wochen bringen wir eine erste Version von ABK mit der Ö- Norm A 2063 Ausgabe 2021 auf den Markt. Darin sind alle Änderungen von der Ausschreibung bis zur Bauabrechnung enthalten, etwa bei den Zusatzangeboten und Vertragsanpassungen. In der zweiten Jahreshälfte werden wir die Änderungen rund um BIM umsetzen.