Die Kraft der Veränderung war Thema des diesjährigen Unternehmerinnen-Kongresses von Frau in der Wirtschaft, erstmals online veranstaltet. 1.700 Businessfrauen nahmen teil. Eines der zentralen Themen war die Digitalisierung.
Mehr als jedes dritte Unternehmen in Österreich wird von einer Frau geleitet und bereits 45 Prozent der Unternehmensneugründungen erfolgen durch Frauen«, eröffnete Martha Schultz, Bundesvorsitzende von Frau in der Wirtschaft, stolz den 6. Unternehmerinnenkongress. Soweit der allgemeine Blick, nimmt man vor allem die MINT-Branchen heraus oder betrachtet man einzelne Topunternehmen, ergibt sich eine weniger positive Situation. Bei den 200 umsatzstärksten Unternehmen ist gerade jede elfte Geschäftsleitung von einer Frau besetzt. Besonders gering ist der Frauenanteil in der Industrie mit nur 5,2 Prozent.
(Frauen.Management.Report.2021, AK Wien). Im Nachwuchs sieht es nicht viel besser aus: In technischen mittleren und höheren Schulen sind nur zwischen 10 und 16 Prozent der Schüler weiblich. Mehr Frauen als Männer studieren zwar mittlerweile an Universitäten und Hochschulen, jedoch machen weibliche Studierende in den MINT-Fächern je nach Hochschule erst rund ein Viertel bis ein Drittel aller Studierenden aus. Die drei Lieblingslehrberufe von Mädchen sind noch immer Einzelhandel, Bürokauffrau und Friseurin.
Treibende Kraft
»Vielfach wird gesagt, eine Krise ist eine Chance, Veränderung ist möglich«, betonte Zukunftsforscherin Oona Horx-Strathern am Unternehmerinnenkongress und sprach damit die Digitalisierung an. Bauen wird sich in den kommenden Jahren enorm weiterentwickeln. Technologien wie 3D-Druck und Roboter kommen zum Einsatz, serielle und modulare Bauweisen ermöglichen schnelles, kostengünstiges und trotzdem qualitativ hochwertiges Bauen durch IT-gestützte Workflows. Neue Arbeitsmethoden und technologischer Fortschritt bedeuten weniger harte körperliche Arbeit und öffnen das traditionell von Männern dominierte Bauwesen einer größeren und diverseren Zielgruppe.
»Die Baubranche beschäftigt sich stark mit der körperlichen Gesundheit der Mitarbeiter«, stellte Doris Hummer, Geschäftsführerin von Domico, einem Produktionsunternehmen für Dach-, Hallen- und Fassadensysteme aus Metall, fest. Es gibt immer mehr Erleichterungen z.B. durch Robotik, Drohnen und 3D-Druck. »Digitalisierung ist eine Revolution wie einst die Einführung des Computers. Diese wird künftig mehr Frauen in die Baubranche locken.«
Kurz zitiert
Marta Angerer, Am Plan
»Die Zahl an Frauen, die sich für das Bauwesen entscheiden, nimmt zu«, ist sich Baumeisterin und Architektin Marta Angerer, Am Plan, sicher. Früher sei eine technische Zeichnerin die Ausnahme gewesen, heute teilen sich wenige Männer mit immer mehr Frauen Planungsbüros. Verbesserungspotential sieht sie bei Schulungsprogrammen. »Frauen werden nicht gezielt angesprochen. Wer nicht recherchiert, geht leer aus.«
Doris Hummer, Domico
»Frauen bei Domico finden sich vor allem in der Anwendungstechnik und im technischen Verkauf, da steigt ihr Anteil«, berichtet Geschäftsführerin Doris Hummer. In der Architektur sind Frauen ebenso erfolgreich wie Männer. Die klassische Bauwirtschaft muss alleine schon wegen des Fachkräftemangels nachziehen. Digitalisierung und Robotik unterstützen diesen Trend
Barbara Stauder-Graber, Metallbau Graber
»Man muss noch mehr in die Öffentlichkeit tragen, dass Mädchen in technischen Berufen absolut gefragt sind«, fordert Barbara Stauder-Graber, Geschäftsführerin von Metallbau Graber und verweist auf die Girl’s Days, mit denen Mädchen früh für MINT begeistert werden sollen.
Petra Mathis-Matt, Bau Summer
»Digitalisierung nimmt zu, BIM wird Thema auf jeder Baustelle«, betont Petra Mathis-Matt, leitende Architektin der Planungsabteilung bei Bau Summer, und fordert ein Bildungsupdate. »Ein Wiedereinstieg für Frauen wird durch die rasche Entwicklung der BIM Generation immer schwerer möglich.«
Renate Scheidenberger, BauKultur & SCA
Für den Start als Unternehmerin braucht es laut Harald Mahrer, Präsident der Wirtschaftskammer, v.a. profunde Bildung, aber auch ein starkes Netzwerk. Mit Smart Construction Austria kann Renate Scheidenberger, Geschäftsführerin von BauKultur und SCA, bereits auf ein solches verweisen. SCA ist ein Netzwerk von sechs mittelständischen Bau-Unternehmen. »Wir nutzen das Know-how der einzelnen Mitarbeiter und die Schwarmintelligenz, um daraus eine breite Basis zu entwickeln, auf die zugegriffen werden kann«, informiert sie. SCA wird als zukunftsweisend im Bauwesen gesehen.
Paradoxon »Muskelkraft«
Vielfach wird am Bau mit der fehlenden Körperkraft von Frauen argumentiert. Ein Paradoxon: Gerade Pflege ist körperlich teils sehr anstrengend, hier wird das Muskelkraft-Argument aber nie genannt. Der Frauenanteil in der Krankenpflege liegt bei rund 96 Prozent.
Analog -> digital
- Digitalisierung macht krisenfester, das analoge Geschäftsmodell zu ergänzen, ist daher unerlässlich. Den Einstieg in das digitale Thema erleichtern Förderungen und Unterstützungen wie
- KMU.Digital
- KMU.E-Commerce, durch das KMU bei der Umsetzung konkreter E-Commerce-Projekte unterstützt werden
- Qualifizierungsoffensive mit Digital Skills Schecks, die Unternehmen in ihren Digitalisierungs- und Innovationsagenden stärkt
- Investitionsprämie.