Allianzverträge sind der »Gamechanger« für eine erfolgreichere Baustellenabwicklung. Sie stehen für ein partnerschaftliches Vertragsverhältnis mit dem Ziel, eine Win-win-Situation für alle Vertragsparteien zu generieren.
Von Stefan Ufertinger
Allianzverträge sollen für mehr Zusammenarbeit auf der Baustelle sorgen. Innerhalb der Branche ist dies ein wünschenswertes Ziel, denn genau da hakt es vielfach bei diversen Bauprojekten. Projekte erfolgreich abzuwickeln, wird immer herausfordernder, da Vertrags- und Regelwerke immer umfangreicher werden. Die Angst vor einer externen Überprüfung, z. B. durch den Bundesrechnungshof, steigt. Zudem sinkt die Hemmschwelle, vor Gericht zu ziehen, immer mehr.
Da tun neue Ansätze gut! Aber wird allein das Vertragsmodell ausreichen, um diese Entwicklungen umzukehren? Durch das Allianzmodell wird die Kooperation zwischen den Vertragspartnern gefördert. Es werden Risiken im Vorfeld definiert und diese weitestgehend gemeinsam geschultert. Dies allein führt schon zu einem vertrauensvolleren Umgang zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer. Zudem werden finanzielle Anreize geschaffen. Daraus wird die Motivation, zusammen im Sinne des Projektes zu agieren, gestärkt.
Von einer sinnvollen Projektoptimierung profitieren schließlich alle Vertragsparteien. Alles in allem hervorragende Ansätze, die richtige und wichtige Impulse bringen. Flächendeckend wird uns dieses Vertragsmodell allein aber nicht zum Ziel führen.
Warum das Vertragsmodell nicht ausreicht
Zum einen werden Allianzverträge nicht für jedes Bauvorhaben sinnvoll anwendbar sein. Sowohl in der Vergabe wie auch in der Abwicklung entsteht ein erhöhter Aufwand, der sich erst ab einer gewissen Projektgröße rechtfertigt. Andererseits kommt es auch bei Allianzverträgen stark auf die handelnden Personen an. Jeder Projektbeteiligte braucht die persönlichen Voraussetzungen für Kooperation. Ohne diese hilft auch das fortschrittlichste Vertragsmodell nur bedingt weiter. Jeder der Projektbeteiligten muss erkennen, dass er Einfluss hat, dass er Verantwortung für den Projekterfolg trägt. Wenn ihm das bewusst ist und er danach lebt, schafft er Wert für das Projekt. Dadurch entsteht Vertrauen. Und gegenseitiges Vertrauen ist die absolute Basis für Kooperation.
Formel für eine erfolgreiche Umsetzung eines Allianzvertrags
Ich nenne das die W-V-K-Formel. W steht für Wert, den eine Person in das Projekt einbringt. Dabei kann es sich um gute Ideen, verantwortungsvolle Aufgabenübernahme oder vertrauensförderndes Verhalten handeln. Verhält sich diese Person wie beschrieben, wird sie als vertrauenswürdig wahrgenommen. Dafür steht das V in der Formel. Die anderen Projektbeteiligten beginnen dieser Person immer mehr zu vertrauen. Das K steht für Kooperation, die dann automatisch entsteht. Nur mit gegenseitigem Vertrauen ist Kooperation möglich. Den Beginn der Kooperation legt jedoch jeder Projektbeteiligte durch sein eigenes Verhalten. Es beginnt immer bei der Person selbst.
Diese Formel ist allgemeingültig. Sie gilt unabhängig davon, ob ein Vertrag auf Basis der Önorm B 2110 / B 2118, ein Fidic-Vertrag oder ein fortschrittlicher Vertrag mit dem Allianzmodell abgeschlossen wurde. Es kommt immer auf die handelnden Personen an.
Fazit
Kommen die persönlichen Voraussetzungen bei den Projektbeteiligten mit einem Vertragsmodell wie dem Allianzmodell zusammen, dann können auch die komplexesten Projekte fristgerecht, in hervorragender Qualität und mit dem geplanten Budget umgesetzt werden.
Info
W-V-K: Die einfache Erfolgsformel für Bauprojekte
W: Werte schaffen
V: Vertrauen
K: Kooperation
Zum Autor
Stefan Ufertinger, AFRY Austria GmbH, unterstützt große Infrastrukturprojekte bei einer erfolgreichen Projektabwicklung. Sein Buch »Handbuch Örtliche Bauaufsicht« , sowie sein Podcast »So geht erfolgreiche Baustellenabwicklung« geben den Projektmitgliedern das notwendige Rüstzeug in die Hand. Im Sommer 2021 launcht er seinen eigenen Online-Kurs für aufstrebende BauprojektmanagerInnen auf AG-Seite. Darin lehrt er die fünf Prinzipien für eine erfolgreiche Baustellenabwicklung.
Weitere Infos:
www.stefanufertinger.com