Noch wird er als Frachtenbahnhof genutzt, aber das soll sich ändern: Bis 2025 soll auf dem Areal des Wiener Nordwestbahnhofs in der Brigittenau ein neuer Stadtteil entstehen, der alle Stückerln spielt. Herzstück wird die »Grüne Mitte« sein.
Die Brigittenau ist ein geteilter Bezirk, getrennt durch die Gleisanlagen des Nordwestbahnhofs. Das soll sich ändern, denn Planungsstadtrat Rudi Schicker will vereinen, was die ÖBB einst getrennt hat. Architekt Bertram Ernst will das Herz des 20. Bezirks zu einem lebendigen Stadtquartier machen, »mitten in Wien, offen für alle, voller Lebensqualität und Lebensfreude«. Möglich ist diese Transformation, weil der Frachtenbahnhof, wie übrigens auch andere innerstädtische Bahnhöfe, betrieblich nicht mehr benötigt wird. Das derzeit noch auf dem Nordwestbahnhofareal abgewickelte Güterverkehrsvolumen und die damit verbundenen Logistikfunktionen sollen zum Güterterminal Inzersdorf verlagert werden. Der Ausbau dieses Standortes bildet die Voraussetzung für die städtebauliche Umnutzung des Nordwestbahnhofes. Bis zur Realisierung des ehrgeizigen Projekts braucht es aber noch etwas Geduld. Die Entwicklung des Areals soll in Etappen durchgeführt werden, 2025 soll das neue Viertel bezugsfertig sein. Was jetzt schon einmal vorliegt, ist das Leitbild »Stadt muss leben« für die weiteren Planungen, federführend ist die MA 21A, Stadtteilplanung und Flächennutzung.
Die Pläne
Das neue Stadtviertel in der Brigittenau soll wie so viele Projekte in Wien die Qualitäten des innerstädtischen Wohnens und Arbeitens mit höchstem Freizeit- und Erholungswert verbinden. In diesem Fall könnte der Werbeslogan auch tatsächlich zutreffen. Die Infrastruktur ist vorhanden, dazu sollen geförderte und frei finanzierte Wohnungen für rund 12.000 Menschen entstehen. Außerdem ist die Errichtung von Schulen, Kultur-, Geschäfts- und Büroimmobilien geplant. Für den Erholungswert soll ein großzügiger Grün- und Freiraum sorgen, der sich durch das gesamte Stadtviertel zieht.
Dieses Leitbild ist laut Schicker nicht in Stein gemeißelt, es dient aber als Basis für die nächsten Planungsschritte. Diese umfassen etwa Studien für einzelne Baufelder, Detailkonzepte für die Themenfelder Freiraum und Verkehr, Flächenwidmungs- und Bebauungspläne sowie die Durchführung von Wettbewerben für Schlüsselbereiche. Der für das Leitbild gewählte interdisziplinäre Planungsansatz ist Vorbild für alle weiteren Schritte.
Im Zuge der ersten Entwicklungsphase im Bereich der Hellwagstraße ist die Errichtung eines Steges über das Bahnareal zwischen Wallensteinstraße und Traisengasse angedacht. Mit diesem Steg könnte man frühzeitig die bestehende Barriere zwischen den beiden Brigittenauer Bezirksteilen beseitigen und damit bereits einen ersten »Mehrwert« für die Bewohner des 20. Bezirkes erzielen.
Nordwestbahnhof
Gesamtfläche: 44 Hektar
Davon Grünanlagen: 10 Hektar
Wohnungen: ca. 5.000
Einwohner: ca. 12.000
Arbeitsplätze: ca. 5.000
Investitionsvolumen: ca. drei Milliarden Euro
Fertigstellung: 2025