Die Ära Anton Wais ist endgültig Geschichte. Seit Anfang Oktober führt Georg Pölzl als Vorstandsvorsitzender die Geschäfte der Post, sein Vertrag läuft bis Ende September 2014. Fixiert wurde die Bestellung in einer Aufsichtsratssitzung Ende Juni. Begleitet wurde die Personalentscheidung – in Österreich scheinbar unvermeidlich – von Gerüchten und ein paar Misstönen. Gemunkelt wurde etwa, dass Pölzl das Resultat einer »Junktimierung« sei, wie die Polit-Packelei bei Postenbesetzungen gerne nobel umschrieben wird. Für leichten Unmut sorgte auch das Datum des Amtsantritts. Im Sommer findet bei der Post traditionell ein Brainstorming der Vorstände statt, die bei dieser Klausur strategische Weichen für die Zukunft stellen.
Aber was soll schon entschieden werden, wenn der neue Chef erst im Herbst kommt? Dreht Pölzl im Nachhinein an den strategischen Schrauben, könnten sich die Vorstandskollegen düpiert fühlen. Dreht er nicht, könnte hingegen die Frage auftauchen, wozu man eigentlich einen neuen Chef hat, wenn er dem Geschäft nicht seinen Stempel aufdrückt. Die Kassandren unter den Postlern orteten bereits hier den Kern für künftigen Zwist in den Chefetagen. Der Postvorstand hat seit vielen Jahren ohnehin die Aura einer Schlangengrube. Aber momentan ist von all dem Gerede und den Misstönen nicht mehr viel zu spüren. Pölzl wird in den nächsten Wochen durch den Konzern touren um das Unternehmen auch von »innen heraus« kennen zu lernen, wie eine Pressemeldung sagt.
Tapfere Bilanz
Bei dieser Tour dürfte er weitgehend auf Wohlwollen stoßen. Die Stimmungslage der vom Report befragten Postmanager lässt sich am besten als gespannte Neugier bezeichnen. Von negativen Erwartungshaltungen ist nichts zu hören. Rückenwind wird Pölzl auch benötigen, obwohl die Post wesentlich besser dasteht, als in den Medien oft kolportiert wird. Auch heuer wird man die Bilanz nicht verstecken müssen. Die Post wird natürlich von der Krise getroffen, hält sich aber mehr als tapfer. Einzig bei der Geschäftspost sind herbe Rückgänge von rund fünf Prozent zu verzeichnen. Insgesamt ist die »Briefrente«, wie das Monopolgeschäft im Postlerjargon bezeichnenderweise genannt wird, intakt.
Der gesamte Briefsektor dürfte heuer auf ein Minus von vielleicht drei bis vier Prozent kommen – Zahlen, von denen andere Logistiker nur träumen können. Selbst das Paketgeschäft wird sich gut halten. Wie die Postmanager die Rückgänge im Versandhandelsgeschäft abfedern konnten, ist ohnehin fast schon ein Rätsel. Nicht nur Quelle, sonder auch Otto und Co sparen an allen Ecken und Enden. Die Kataloge sind dramatisch geschrumpft – und weniger Papier bedeutet weniger Geschäft für die Post. Höchst krisenresistent ist hingegen das Geschäft mit dem Handel. Hier wird heuer sogar ein leichtes Plus erwartet. Ob und wie die Post die Erfolge der letzten Jahre fortschreiben kann, ist eine große Unbekannte. Ein Ruhekissen wird der neue Job für Georg Pölzl sicher nicht.