Seit den 90er-Jahren beschäftigt sich Matthias Uhl mit dem, was wir heute als BIM kennen. Anfangs muss er Lehrgeld zahlen, der Markt reagiert verhalten auf die ersten Lösungen. Der Durchbruch gelingt mit BIM & More, einer Lösung, mit der Baustoffproduzenten ihre Produkte rasch und unkompliziert in den führenden CAD-Systemen und BIM-Downloadportalen veröffentlichen können. Heute betreut er mit seinem Unternehmen Die Werkbank IT GmbH Kunden in aller Welt und leistet einen maßgeblichen Beitrag, um sie fit für die digitale Zukunft zu machen.
Schon Mitte der 90er-Jahre ist Matthias Uhl von der Schnittstelle Bau-Architektur-IT fasziniert von digitalen Lösungen, die die einzelnen Phasen des Bauprozesses miteinander verbinden. Er beginnt sich einzuarbeiten, recherchiert, welche Lösungen es am Markt gibt und stolpert über erste, vielversprechende Ansätze. »Lange bevor BIM irgendjemandem ein Begriff war, hatten schlaue Köpfe schon genau das beschrieben, was wir heute unter BIM verstehen. ›Datenbogen eines Gebäudes‹ war ein Terminus aus dieser Zeit«, blickt Uhl zurück. Er erkennt darin eine Marktlücke, gründet Die Werkbank IT GmbH und beginnt, parametrisierbare Bibliothekssegmente zu programmieren. »Heute nennen wir das BIM-Objekte«, lacht Uhl. Kuriosum am Rande: Die Programmierung erfolgt zumindest zum Teil schon mit den gleichen Technologien wie heute.
Der Markt nimmt die Lösungen aber nur sehr verhalten auf. Von all den Ideen und Visionen, die zu dieser Zeit durch die Branche geistern, geht außer CAD und CAAD (Computer-Aided Architectural Design) nicht viel ins tägliche Leben der Planer und Architekten über. »Deshalb waren diese spannenden Themen für uns anfangs nicht verkaufbar.« Uhl muss sich mit CAD-/CAAD-Dienstleistungen durchschlagen. »2D-CAD Zeichnungen, 3D-Modelling und Renderings für Bauprojekte. Selten auch mal für kunsthistorische oder restauratorische Projekte. Das waren dann aber schon die Highlights«, erinnert sich Uhl.
Durchbruch mit BIM & More
In den Nullerjahren setzt Die Werkbank dann einige Projekte rund um das Thema Energieeffizienz um. Wärmebedarfsberechnungsprogramme werden entwickelt und Best-Practice-Datenbanken erstellt. 2009 sichert man sich eine FFG-Förderung für ein Projekt, das die Mengen und Massen eines in CAD geplanten Gebäudes in ein wichtiges Energiebedarfsberechungstool auf Excelbasis importieren kann. »Dabei wurde uns klar, dass das, was wir hier machen und auch immer machen wollten, eigentlich das ist, was andere am Markt inzwischen BIM nennen«, erklärt Uhl, der sich ab diesem Zeitpunkt inhaltlich, aber auch dem Namen nach schwerpunktmäßig mit BIM beschäftigt. Er nutzt das Wissen um Bedürfnisse und Probleme der Unternehmen dafür, um eigene zielgruppenspezifische Produkte zu entwickeln. Der endgültige Durchbruch gelingt der Werkbank 2016 mit der Lösung BIM & More. »Wir haben damals erkannt, dass die Bereitschaft, BIM im eigenen Unternehmen zu implementieren, grundsätzlich groß ist. Was fehlte, waren smarte Lösungen, die es den Herstellern ermöglichen, sofort an BIM teilzuhaben, ohne dafür neue Ressourcen bereitstellen oder große Investitionen tätigen zu müssen«, erklärt Uhl.
Mit BIM & More, das sich speziell an Baustoffproduzenten richtet, ist es innerhalb weniger Minuten möglich, mehr als 1000 BIM-Objekte aufzubereiten und mit wenigen Mausklicks über BIM-Plugins in den führenden CAD-Systemen sowie BIM-Downloadportalen zu veröffentlichen. Damit erreichen Baustoffproduzenten Planer und Architekten über BIM-Autorensysteme wie ArchiCAD und Revit auf der ganzen Welt, die bisher womöglich noch nicht mit deren Produkten gearbeitet haben. »Einem lokalen Fensterbauer mit smarten Lösungen sind theoretisch keine Grenzen mehr gesetzt. Im Planungsprogramm kommt es vor allem darauf an, welche Lösung am besten die Planungsanforderung erfüllt«, erklärt Uhl. Die Digitalisierung durch BIM erhöht damit die Chancengleichheit für Produzenten unabhängig von der bisherigen Marktdurchdringung.
Aktualität und Datenhoheit
Mit BIM & More stellen Baustoffproduzenten auch sicher, dass ihre Daten immer auf dem neuesten Stand sind. Das Zauberwort heißt Single Sourcing. »Wir beobachten, dass große Planungsbüros die eigenen Architekten dazu anhalten, BIM-Objekte nur von Herstellern zu verwenden, die auf Single Sourcing setzen«, sagt Uhl. Dabei bleibt die einzige Datenquelle für die Aufbereitung und den Export der BIM-Objekte das Produktdatenmanagementsystem (PIM) des Baustoffherstellers. Jede Veränderung in dessen PIM wird automatisch in Echtzeit ebenfalls in allen BIM-Kanälen vollzogen. »BIM & More fungiert als eine Art Pipeline mit Aufbereitungsanlage zwischen der Datenbank des Herstellers, die ohnehin gepflegt wird, und Architekten und Planern«, sagt Uhl. Ein weiterer Vorteil ist, dass die Daten nach wie vor inhouse gepflegt werden. Das ermöglicht nahtlose Prozesse, Datenhoheit, Aktualität und einen lückenlosen Datenbereitstellungsprozess. »Gerade in Zeiten, in denen disruptive Geschäftsmodelle alle Branchen umkrempeln, ist Datenhoheit wichtiger denn je«, ist Uhl überzeugt.
Enabler im Hintergrund
Die Werkbank hilft Unternehmen aber auch, BIM-Strukturen wirklich nachhaltig aufzusetzen. »Häufig sind wir die Architekten hinter den BIM-Strukturen der bekannten Akteure«, erklärt Uhl. Namhafte internationale Baustoffproduzenten setzen ebenso auf das Know-how von Matthias Uhl und seinem Team wie führende Beratungsunternehmen der Branche oder Betreiber von Produktplattformen.
So hat man etwa gemeinsam mit dem Trockenbauspezialisten Knauf im letzten Jahr die BIM-Plugins für ArchiCAD und Revit entwickelt. Damit haben Planer und Architekten Zugriff auf die BIM-Daten von rund 4.000 Decken-, Boden- und Wandsystemen. Zudem unterstützt ein Systemfinder dabei, entsprechend den Planungsanforderungen das geeignete Knauf System zu ermitteln. »Mit der Filterfunktion finden Planer und Architekten aus der Fülle der möglichen Lösungen immer die Systemvariante, die entsprechend der jeweilig hochspezifischen Planungsaufgabe die beste Antwort liefert. Dadurch verbessert das Plugin nicht nur den Workflow mit digitalen Bauteilen, sondern leistet einen Beitrag zu mehr Bauqualität«, so Uhl .