Mittwoch, Februar 05, 2025
Flexibel & transparent

Die beste Planung wird obsolet, wenn Transport und Baulogistik versagen. Zuverlässigkeit ist gefragt, ebenso Flexibilität und Transparenz. Der Report zeigt die besten Lösungen.

»Schon heute sind moderne Baustellen geprägt von Just-in-Time«, weiß Georg Bursik, Geschäftsführer von Baumit. Das erfordert ein optimiertes Baustellenmanagement mit exakten Lieferzeiten, Stehzeiten müssen der Vergangenheit angehören. Auf rasche und pünktliche Lieferung verweist auch Josef Rechberger, Geschäftsführer von ABAU. »Nicht der Große dominiert den Kleinen, sondern der Schnelle den Langsamen.« Dazu hat etwa Hilti mit Gebrüder Weiss die Hilti Job-Site Delivery eingeführt, die Endkunden im Großraum Wien eine Express-Ausstattung ihrer Baustelle garantiert. Alles, was am Vortag bis 16 Uhr bestellt wird, steht am nächsten Tag komplett auf der Baustelle bereit. In den letzten Jahren war das nicht selbstverständlich. Nicht selten mussten täglich acht bis zehn Lieferungen übernommen und kontrolliert werden, was vermeidbaren Zeitaufwand bedeutete. Der heutige Trend geht in Richtung möglichst weniger Lieferungen pro Tag, jedoch mit einer Vielzahl an Produkten. Dabei wächst die Herausforderung. Ein Forschungsprojekt am AIT geht in diese Richtung: Civic, kurz für Construction In Vicinities: Innovative Co-creation. AIT-Wissenschafterin Pamela Nolz: »Eines der Projektziele ist die Unterstützung effizienter und nachhaltiger Transporte von und zu innerstädtischen Bau- und Sanierungsstandorten durch optimale Terminplanung und Materialtransport hinsichtlich Zeit, Ort und Verfügbarkeit.«
Für Univ.-Prof. Sebastian Kummer, Leiter des Instituts für Transportwirtschaft und Logistik an der WU Wien, lautet die Devise: kooperative Lösungen. »Es gibt bereits erfolgreiche Beispiele, so u.a. von Zementherstellern, die gemeinsam ausliefern. Im ersten Augenblick hört sich das abschreckend an: Wieso soll ich meinen Zement mit dem Mitbewerber teilen? Aber dieses Verhalten hat enormes Einsparungspotenzial.« In der Digitalisierung liegt unbestritten Verbesserungspotenzial. »Dazu braucht es aber immer Innovation«, gibt Stefan Graf, CEO bei Leyrer + Graf zu bedenken, einerseits von den Herstellern der LKW, andererseits von den Bauunternehmern in Hinblick auf die Baustellenorganisation. Auch die Kundenseite muss mit Weitblick handeln. Daniel Rumbold, Logistikmanager bei STO: »Der Großteil unserer Kunden denkt noch nicht nachhaltig. Oft wird nur bestellt, was unmittelbar benötigt wird. Wir liefern alle paar Tage nur eine kleine Losgröße.« Mittelfristig werde Track and Trace zur Sendungsverfolgung ein Thema sein. Das Thema Small sieht Univ.-Prof. Sebastian Kummer auch als entscheidend für künstliche Intelligenz. »Derzeit wird im Baubereich noch viel improvisiert, Arbeitsschritte werden sehr kurzfristig geplant.« Moderne Softwaretools könnten helfen, die Planung zu optimieren. Digitalisierung ist auch entscheidend für zeitunabhängige automatisierte Belieferung. Zeppelin Rental Österreich setzt bei der Steuerung von Logistik, Zutrittskontrolle, Flächenmanagement oder Entsorgung bereits auf intelligente digitale Lösungen. Transporte werden angemeldet, Fahrer erhalten Zeitfenster und Zufahrten werden zugewiesen. Ein angebundener Messenger-Dienst informiert alle Beteiligten, wie Polier, Staplerfahrer oder Aufzugsführer, just-in-time über die tatsächliche Ankunft des Transportes. Damit werden Ressourcen besser genutzt, Wartezeiten entfallen weitgehend. Dominik Müller, Geschäftsführer von Zeppelin Rental Österreich: »Dank Echtzeitdaten können Störungen im Bauablauf frühzeitig erkannt und Ausweichmöglichkeiten organisiert werden. Die Folgen sind eine Minimierung von Staus vor Baustellenzufahrten, von Leerlaufzeiten und die Reduktion von damit verbundenen Kosten.« Hier hakt Stefan Graf ein. »Die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Transportwirtschaft der Zukunft sind die entsprechenden gesetzlichen Rahmenbedingungen für vernetzte Technologien, die die gesamte Lieferkette miteinbeziehen, sowie Trackingsysteme, die eine zentrale Steuerung der Logistik und vor allem auch eine höhere Automatisierung ermöglichen.«

>> Ausweg Miete <<
Immer wieder sehen sich Bauunternehmer mit fehlenden Ressourcen konfrontiert: Personalausfall, Baumaschinenmangel – Lücken, die schwerwiegende Auswirkungen für den Bauablauf bedeuten können. Daniel Rumbold fordert stärkere Flexibilisierung: »Wir haben nicht jeden Tag die gleiche Auslastung. Spitzenlasten decken wir daher durch Fremdspediteure ab, ebenso komplexer werdende Logistikvorgänge, die z.B. nach bestimmten Entladehilfen verlangen.« Eine bewährte Adresse für Mieten ist Zeppelin Rental Österreich, das über 62.000 Baumaschinen, Baugeräte, Arbeitsbühnen, etc. anbietet. Geschäftsführer Dominik Müller: »Auslastungsprobleme, Bestandsrisiko und kostenintensive Stillstandzeiten gehören mit Mietgeräten der Vergangenheit an. Hohe Investitionskosten entfallen, die Bilanz wird entlastet, Planungssicherheit und Kostenkontrolle erhöht.« Der komplette Fuhrpark als Miet­objekt ist selten. Die meisten Baufirmen haben den eigenen reduziert, arbeiten mit Frächtern aus der Region zusammen, so z.B. Baumit. Bursik: »Bei unserem eigenen Fuhrpark bevorzugen wir den LKW-Kauf.«

>>Bewegung im Fuhrpark <<
Ebenso wie die Fluktuation auf der Baustelle steht die Transportwirtschaft nicht still. Sie befindet sich derzeit in einer großen Umbruchphase. Als herausstechende Änderung nennt Univ.-Prof. Sebastian Kummer den Antrieb der Fahrzeuge. Der Wechsel zu E-Fuhrpark bietet allerdings aus heutiger Sicht keine wirtschaftliche Lösung. »Bei E-LKW spielt das Nutzlastthema eine elementare Rolle und ist daher nur im urbanen Bereich ein Thema«, sagt Stefan Graf.
Eine Alternative liegt laut Kummer im Wasserstoffantrieb, ergänzt durch kooperative Plattformen. Der Vorteil gegenüber Fahrzeugen mit Akku liegt laut Verkehrsexperten in der Tankzeit von nur wenigen Minuten und einer beeindruckenden Reichweite von 600 Kilometern oder mehr. Dafür braucht es allerdings ein flächendeckendes Wasserstofftankstellennetz – USA und Südkorea etwa haben die Weichen gestellt, ebenso Deutschland und die Schweiz. In Österreich gibt es bislang  gerade einmal eine Handvoll Wasserstofftankstellen.

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