Holzbau macht in Österreich fast ein Viertel des gesamten Bauvolumens aus. Fichte allein kann den Bedarf auf lange Sicht nicht decken – Laubholz gewinnt an Bedeutung.
Laut Binderholz hat der Holzbauboom erst begonnen. Würden die rechtlichen Vorschriften baustoffneutral betrachtet, gebe es keine Grenzen für den Holzbau. Architekt Bruno Moser, der mit seiner architekturWerkstatt auf Holzbau fokussiert ist, freut sich über den Einsatz von Holz weg vom Dekorativen, gängig in den 70er- und 80er-Jahren, zurück zum konstruktiven Einsatz. Hier überzeugt Holz durch seine Nachhaltigkeit und Leichtigkeit. Dank hohem Vorfertigungsgrad sind kurze und störungsarme Baustellen möglich. Baulösungen werden laut proHolz für alle Segmente geboten. Im urbanen, verdichteten Bauen spielt auch der Holzmodulbau eine wichtige Rolle. Wie im Legosystem werden dabei komplette Raumzellen zu Hotels, Wohnheimen, Schulen und dergleichen kombiniert. Das ressourcen- und klimaschonende Bauen schafft einen Markt für Unternehmen wie Binderholz, Mayr-Melnhof Holz, KLH und Pollmeier.
Bewusster Umgang
»Ich habe eine forstwirtschaftliche Studie gelesen, wonach im DACH-Bereich etwa 820 Mio Vorratsfestmeter Buche im Wald stehen«, berichtet Univ.-Prof. Gerhard Schickhofer, Leiter des Institutes für Holzbau und Holztechnologie an der TU Graz. Im skandinavischen Raum sei dieselbe Menge an Birke vorhanden. Das Potenzial für den Holzbau ist noch lange nicht erschöpft. Aber auch wenn genügend Holz zur Verfügung steht, darf es nicht verschwendet werden. »Entscheidend im Holzbau ist die professionelle Planung, die auch eine verschnittfreie Ausführung ermöglicht«, betont Schickhofer. Binderholz legt viel Wert auf detaillierte Planung. Dazu bietet das unternehmenseigene Technikbüro Unterstützung an. »Bei Beton muss lediglich eine Wandstärke von 20 cm eingezeichnet werden, der Statiker ergänzt seine Bewehrungen. Bei Holz muss man als Planer dagegen selber wissen, wie der statische Wandaufbau aussieht und aus wie vielen Schichten dieser besteht«, berichtet Moser aus seinem Alltag. Frühes Festlegen sei in Hinblick auf Kostensicherheit notwendig.
Bild oben: Pollmeier verarbeitet in seinen Werken jährlich über 700.000 Festmeter regionales Buchenholz zu Schnittholz. Buchenfurnier- und Brettschichtholz werden industriell gefertigt.
Pollmeier ergänzt: »Da BauBuche in Bezug auf den Kubikmeterpreis höher ist, sollte sie idealerweise dann eingesetzt werden, wenn deren Festigkeitseigenschaften voll ausgenutzt werden, das heißt wenn das Laubholz BauBuche als Hochleistungswerkstoff eingesetzt wird.« Forciert wird der ingenieurmäßige Holzbau. »Man baut schlank und leicht«, so Moser. Der Tiroler Architekt legt großen Wert auf Regionalität, denn Export widerspricht Nachhaltigkeit. Oft beinhalten die Bau-Ausschreibungen ihm zufolge auch bereits Entfernungsangaben zum Bezug von Holz.
Von der Regionalität lebt auch das Handwerk, vom Sägewerk über den Zimmerer bis zum Tischler. »Wir arbeiten viel mit regionalen Handwerksbetrieben, dabei kommt es nicht nur darauf an, der Billigste zu sein, im Vordergrund steht die Qualität. Wir merken, das kommt vielfach an. Bauherren entscheiden sich oft bewusst für das hochwertigere, etwas teurere Produkt.«
Holzmarkt Österreich
Aus dem jährlich zuwachsenden Holz in Österreich könnten 18 Mio. Kubikmeter Holzbauprodukte hergestellt werden, Fichtenholz dominiert mit etwa 95 Prozent. Ein Kommentar von Binderholz: »Wir arbeiten ausschließlich mit Nadelhölzern, verwenden kein Laubholz. Dieses erfordert nämlich einen komplett anderen Prozess.« Auch Mayr-Melnhof Holz vertraut auf Fichte. Im Stammsägewerk Leoben werden rund 1 Mio Festmeter Nadelrundholz pro Jahr verarbeitet.
Das Potenzial für Laubholz wird aber erkannt. Laut TU Graz sind Laubhölzer immer stärker im Kommen, vor allem Buche. Pollmeier verarbeitet in seinen Werken jährlich über 700.000 Festmeter regionales Buchenholz zu Schnittholz. Daneben hat Pollmeier ein Verfahren entwickelt, um Buchenholz für konstruktive Anwendungen zu erschließen. Buchen-Furnierschichtholz hat eine hohe Sichtqualität und erlaubt aufgrund höheren Festigkeitswerte schlankere Konstruktionen. Die Laubholzpalette ist groß – die TU Graz hat auch schon Esche und Birke getestet. Die Anwendung von Laubhölzer für den Fußbodenbereich ist Standard, z.B. Industrieparkett aus Akazie, Eiche, Esche.
Holzschutz natur
Witterungs- und Brandschutz sind eine zentrale Herausforderung in der Holzbauplanung. »Manche verkaufen Anstriche oder Nanobeschichtung als Schutz. Das ist aber nur Oberflächenschutz, kein konstruktiver Holzschutz. Ich muss vielmehr verhindern, dass Wasser in die Konstruktion eindringen kann, das geht nur mit einer Verschleißschicht«, betont Architekt Moser. Gerhard Schickhofer verweist dazu auf den konstruktiven Einsatz von Fassadensystemen, die nicht unbedingt aus Holz sein müssen. Bei Platten sollte dem Faktor Ökologie der Faktor Dauerhaftigkeit gegenüberstehen. »Wir haben auch schon Fassaden aus Kupfer gemacht oder eine Wand aus Rheinzink. Über die Ökologie von Kupfer kann man zwar diskutieren, da es zu 100 Prozent recycelbar ist und ewig hält spricht es wiederum für sich«
Aufgrund von Brandschutzbestimmungen wird bei öffentlichen Gebäuden gern auf einen Betonkern mit Stiege und Lift gesetzt, der gleichzeitig die Aussteifung des Gebäudes übernimmt und an dem der Holzbau angebaut wird. Hybridkonstruktionen mit Beton sind laut Schickhofer stark im Kommen, vor allem bei Geschoßwohnbauten. Holz-Beton-Verbund ermöglicht Spannweiten von über sechs Metern. Erreichbar ist das über einen Hybridquerschnitt mit einem holzfremden Material, aber auch mit Holz-Holz. Mayr-Melnhof Holz hat gemeinsam mit der Kirchdorfer Gruppe ein Joint Venture gegründet und die Holzbetonverbunddecke entwickelt. Dieses Produkt wurde bereits in mehreren Bauvorhaben eingesetzt und wird auch beim Bau des HoHo in Wien verwendet.
Für den Brandschutz bieten sich auch Sprinkleranlagen an. »Damit hebt man den Holzbau auf eine höhere Ebene, erreicht ein höheres Schutzziel«, betont Moser. Er habe auch schon mit Brandschutzanstrichen gearbeitet. Die Verlässlichkeit ist auf Dauer aber schwerer zu garantieren. »Anstriche sind nur am Papier gut. Einfacher ist es, den Holzquerschnitt leicht zu erhöhen, um das Schutzziel zu erreichen. Alles andere ist Chemie, das ist kontraproduktiv«, so der Tiroler Architekt. Ein anderes Thema im Holzbau ist der Schallschutz. »Wenn ich eine massive Wand aus Beton mache, kann ich einschalig fahren, bei Holz sind mehrere Schichten nötig. Ohne Vorsatzschale oder Doppelwand schafft man Trennwände nicht«, betont der Architekt abschließend beim Gespräch in Wörgl.
CE-Kennzeichnung
Architekt Bruno Moser: »Im Bereich Brandschutz gibt es wenige geprüfte Objekte, das ist ein noch neues und relativ kleines Feld.« Die Zertifizierungen wären auf den Massivbau ausgerichtet. Laut TU Graz ist die CE-Kennzeichnung eine kostspielige Angelegenheit. Für kleine Betriebe sei es schwierig, da mitzukommen. Große hätten einen Vorteil, weil das nötige Budget vorhanden ist. Schickhofer: »Dieses Thema ist nicht einfach zu lösen. Es gibt derzeit aber genügend Produkte. Die Holzbranche ist sehr innovativ.« Ähnlich sieht es Manfred Brandstätter, Institutsleiter der Holzforschung Austria. »Die wesentlichen Produkte sind gekennzeichnet.«