Den typischen Wachmann sieht man nur mehr in Schwarz-Weiß-Kriminalfilmen. Komplexe Technologien dominieren heute den Markt. Gebäudesicherheit wird zunehmend integrierter Bestandteil der Gebäudetechnik.
Das smarte Gebäude der Zukunft wird nicht nur sicherer, sondern auch in der Lage sein, sich zu verteidigen«, sieht René Türk, Produktmanager für Informationssysteme bei Schrack Seconet, den aktuellen Trend. Er erwartet, dass Gebäude künftig eine gewisse künstliche Intelligenz aufweisen, um dynamisch auf Sicherheitsanforderungen und Bedrohungsszenarien zu reagieren und adaptiv zu handeln. Dafür braucht es ein Zusammenspiel der Sensoren rund um Brandmeldeanlage, Videoüberwachung, Hausbelüftung und Zutrittssystem sowie ein Gebäudemanagementsystem, das die Sicherheits-, Gebäude- und Geschäftssysteme auf einer Plattform integriert wie BACNet, OPC, ONVIF oder LonWorks.
Gelebte Gebäudesicherheit
Gebäudesicherheit muss in zwei Bereiche unterteilt werden: Schutz von Menschenleben und Werten. Dem Schutz von Menschenleben gilt die normengeregelte Gebäudesicherheit. »Bei den einzelnen Brandmeldeanlagen und elektroakustischen Notfallsystemen gibt es bei normengerechter Ausführung nur marginale Unterschiede«, so Alexander Liess, Niederlassungsleiter Sicherheitssysteme Bosch. Unterschiedliche Konzepte kommen vor allem in der Videoüberwachung mit Videoanalyse, bei Alarmanlagen und bei Zutrittskontrollsystemen zur Anwendung. Hier erkennt Bosch den starken Trend zur Vernetzung, um Gefahren wie Feuer, Wetterkapriolen sowie vorsätzlichen Beschädigungen durch Vandalismus oder Einbrüchen entsprechend gegenzuwirken. »Zu diesen physischen Faktoren gesellt sich eine Vielzahl virtueller Gefahren«, ergänzt Michael Wanka, Customer Consultant Security Manager bei Honeywell Building Solutions. Apropos Einbruch: In der digitalen Welt erkennen Kameras auffälliges Verhalten und leiten Warnungen selbstständig an Pförtner, Wachdienst oder Sicherheitscallcenter weiter. Video wird dabei oft mit Audio unterstützt. Liess berichtet von Installationen bei Autohäusern, wo Kameras verdächtiges Verhalten auf dem Freigelände selbstständig erkennen und das Bild an den Bosch-Leitstand weiterleiten. »Bei Durchsagen wie ›Verlassen Sie sofort das Gelände, sonst wird die Polizei geholt‹ sind Einbrecher rasch weg«, schmunzelt er.
Digitale Gebäudesicherheit
Digitalisierung ist laut Schrack Seconet nicht aufzuhalten, denn sie bringt nutzerbezogene Optimierung, integrierte Steuerung einzelner Funktionen als Gesamtsystem, kontextsensitive Informationsbereitstellung, integrierte Datenauswertung über Systemgrenzen hinweg und prognostische Aussagen der zukünftigen Gebäudeauslastung. Intelligente IP-Applikationen und Vernetzung dienen der Kommunikation und Datensammlung bzw -analyse. Proaktive Sicherheitsdiagnostik der Systeme und digitale Plattformen, die in eigenen Hochsicherheitsrechenzentren laufen, erhöhen die Verfügbarkeit der Systeme. Nicht vergessen werden darf die antizipative Bereitstellung von Funktionalitäten. Hier ortet Schrack Seconet Optimierungsbedarf. Themen wie verschlüsselte Kommunikation, Aufzeichnen von Benutzeraktivitäten, Anbieten von Backup- und Update-Möglichkeiten für Software und Firmware sowie Softwarewartungsverträge werden für Hersteller sicherheitstechnischer Anlagen stark an Relevanz gewinnen. Leider sind Facility-Firmen wie auch Instandhalter vielfach noch nicht für die digitale Zukunft bereit – noch immer werden Kabelnetze eines Gebäudes zu spät oder gar getrennt geplant.
Innovative Gebäudesecurity
Laut Bosch liegt in der intelligenten Videoanalyse der stärkste Trend. Der virtuelle digitale Rundgang in Bürogebäuden wird damit zur Routine. Highlight im Innovationsbereich von Siemens ist die neue Version der Gebäudemanagementplattform Desigo CC. Eine Reporting-Engine für Datenanalyse und erweitertes Reporting sorgt dafür, dass komplexe Daten zu umsetzbaren Informationen werden. Darüber hinaus wird mit den neuen Migrationstools ein nahtloser Übergang von Legacy-Systemen sichergestellt. Desigo Control Point unterstützt die Nutzung intelligenter Geräte für Überwachung und Betrieb von HLK-Technik, Beleuchtung sowie Beschattung und erleichtert den Gebäudebetrieb mit Touchpanels und webgestützten Anwendungen.
Im Portfolio von Bosch befindet sich auch die videobasierte Branderkennung, die bereits aufsteigenden Rauch bzw. Flammenmuster erkennt und dadurch bei speziellen Anwendungen schneller Alarm schlägt als eine konventionelle Brandmeldeanlage. Die verstärkte Digitalisierung heißt nicht, dass künftig IT-Spezialisten vor Ort sein müssen. »Das System ist in sich so aufgebaut, dass es eigenständig arbeitet. Ein IT-Team unterstützt bei Problemen«, informiert Liess. Zu den Lösungen von Honeywell zählt der Enterprise Buildings Integrator, der die zunehmende Konnektivität der intelligenten Gebäude nutzt und eine komplette Lösung für Betrieb, Steuerung, Überwachung und Verwaltung für ein oder mehrere Gebäude darstellt.
Foto: »Es geht immer mehr darum, gefährliche Situationen zu erkennen bevor etwas passiert«, zeigt Alexander Liess, Bosch, auf und verweist auf die intelligente Videoanalyse.
Die Vector Occupant App, unterstützt von einer Cloud-basierten Infrastruktur, vernetzt Gebäudenutzer mit ihren Arbeitsplätzen.
Command and Control Suite bietet eine ganzheitliche Sicht auf die Videobilder eines Gebäudes, einschließlich Zutrittskontrolle, Brandmeldetechnik, Energieverbrauchszähler sowie Temperatursensoren und kann relevante Informationen aus Personalverwaltungsanwendungen hinzuziehen.
evohome Security ist ein intelligentes Funk-Alarmsystem, das ebenso per App gesteuert werden kann.