Die Konjunktur zieht langsam an, das wirtschaftliche Umfeld wird freundlicher. Das spürt auch die heimische Bauindustrie. Es wird fleißig gebaut im Land. Der Bau & Immobilien Report hat die wichtigsten Vertreter nach ihren aktuellen Vorzeigeprojekten gefragt.
Habau: »Post am Rochus«
Auftraggeber: Österreichische Post AG
Totalunternehmer: Arge Habau – Östu Stettin
Baubeginn: Anfang 2015
Geplante Fertigstellung: Herbst 2017
Auftragswert: 65 Mio. €
(Bild oben)
Im dritten Wiener Gemeindebezirk errichten die Firmen Östu-Stettin und Habau als Totalunternehmer die Unternehmenszentrale der Österreichischen Post AG. Nach Abbruch eines bestehenden Gebäudes aus den 1950er-Jahren wird die Unternehmenszentrale mit ca. 49.000 m² Büroräumlichkeiten sowie 5.500 m² Einzelhandelsflächen und Gastronomiebereiche auf drei Geschoßen und drei Untergeschoßen errichtet. Ein in der Rasumofskygasse zu erhaltendes Bestandsgebäude aus den 1920er-Jahren mit denkmalgeschützter neoklassizistischer Fassade musste zu Beginn der Baumaßnahmen statisch aufwendig ertüchtigt werden.
Das Bauwerk ist als fugenlose Stahlbetonskelettkonstruktion in Ortbetonbauweise mit aussteifenden Kernen konzipiert. Die Ansicht des Neubaus wird durch eine 80 cm tiefe, sandgestrahlte Beton-Fertigteilfassade gegliedert. Das hausinterne Fertigteilwerk der Firma Habau in Perg (OÖ) fertigt und montiert die 3.000 lfm Betonfertigteile der Fassade. Sämtliche Betondecken des Neubaus werden für die Kühlfunktion des Gebäudes mit einer Bauteilaktivierung ausgeführt. Außerdem ist eine thermische Grundwassernutzung zu Kühlzwecken über Förderbrunnen unter der Bodenplatte geplant.
Hochtief: Tunnel Gloggnitz
Auftraggeber: ÖBB Infrastruktur AG
Auftragnehmer: Arge SBT 1.1 Tunnel Gloggnitz (Implenia Österreich, Hochtief Infrastructure Austria, Thyssen Schachtbau)
Baubeginn: 2015
Bauende: 2025
Auftragswert: ca. 457 Mio. € (davon 40 % Hochtief)
Hochtief baut als Mitglied einer Arge den 7.400 m langen Tunnel Gloggnitz, das östlichste von insgesamt drei Baulosen des Semmering Basistunnels. Der Startschuss für die Bauarbeiten fiel im Sommer 2015. Seither arbeiteten sich die Mineure vorrangig mit Bagger- und Sprengvortrieb zirka 1.400 m auf Gleis 1 und 1.350 m auf Gleis 2 in den Berg vor. Mittels Förderband wird das Ausbruchmaterial direkt aus dem Tunnel zu einem Verladebahnhof auf der Baustelle gebracht, um von dort umweltschonend und sicher per Bahn abtransportiert zu werden.
Die geologischen Verhältnisse machen einen Zwischenangriff in Göstritz notwendig. Hier entsteht ein komplexes System aus einem 1.000 m langen Zugangstunnel, der nahezu fertiggestellt ist, und zwei 260 m tiefen Schächten, von denen aus der Tunnel Richtung Gloggnitz und Mürzzuschlag vorgetrieben wird.
Der Semmering-Basistunnel ist eines der wichtigsten Infrastrukturprojekte im Herzen Europas und Teil der neuen österreichischen Südstrecke, die als zentrale Achse auf der transeuropäischen Route von der Ostsee bis an die Adria (Baltisch-Adriatischer Korridor) reicht. Bis 2026 wird er mit einer Länge von 27,3 km Niederösterreich und die Steiermark verbinden.
Implenia: Wohnhausanlage Paulasgasse
Auftraggeber: Neues Leben, Gemeinnützige Bau-, Wohn- und Siedlungsgenossenschaft
Generalunternehmerin: Implenia
Architektur: Riepl Kaufmann Bammer Architektur, Wien
Baubeginn: Oktober 2014
Bauende: Februar 2016
Auftragssumme: 7,8 Mio. €
Am Stadtrand von Wien, in der Nähe des Zentralfriedhofs, hat Implenia als Generalunternehmerin in der Paulasgasse 22 eine Wohnhausanlage in Holzriegelbauweise realisiert. Die Fassaden der Gebäude sind als hoch wärmegedämmte Leichtbaufassaden in Holzbauweise konzipiert. Dadurch verbinden sich eine besonders ressourcenschonende Bauweise mit niedrigen Lebenszykluskosten . Nach Lebensende können alle Teile zudem wieder schonend rückgebaut und recycelt werden.
Die Anlage mit einer Nutzfläche von mehr als 5.000 m2 erfüllt den Niedrigenergiehaus-Standard und wurde hinsichtlich der Kriterien Nutzungsqualität und ökologische Qualität vom Österreichischen Institut für Baubiologie und Bauökologie mit der Ökopass-Bewertung ausgezeichnet. Den Bau der Holz-Beton-Verbund-Decken (HBV) begleitete die Technische Universität Graz, die parallel an einem Forschungsprojekt zur Wirtschaftlichkeit der Produktion von HBV-Fertigteildecken arbeitete.
Jäger: Großkraftwerk in Tirol
Auftraggeber: Gemeinschaftskraftwerk Inn GmbH
Auftragnehmer: Arge Strabag-Jäger-Hinteregger
Baubeginn: 2017
Bauende: 2020
Auftragswert: 86 Mio. € (davon 35% Jäger)
Im österreichisch-schweizerischen Grenzgebiet in Tirol entsteht bis 2020 ein insgesamt 460 Mio. Euro teures Flusskraftwerk. Nach Auflösung des Vertrags mit dem ursprünglichen Auftragnehmer beauftragte die Gemeinschaftskraftwerk Inn GmbH ein Konsortium aus Strabag – Jäger – Hinteregger mit den Vortriebsarbeiten am Triebwasserweg.
Es handelt sich dabei um einen Teilauftrag für einen Tunnel mit einer Auftragssumme von 86 Mio. Euro. Für das Auffahren der 20 Kilometer Stollen mit einem Durchmesser von 6,5 Metern sind zwei Tunnelvortriebsmaschinen im Einsatz.
Leyrer+Graf: Wohnhausanlage Andreas-Hofer-Straße
Auftraggeber: Heimat Österreich gemeinnützige Wohnungs- und Siedlungsgesellschaft m.b.H.
Generalunternehmer: Leyrer + Graf Baugesellschaft m.b.H.
Architektur: Wafler Architektur ZT GmbH, Wien
Baubeginn: Juli 2015
Bauende: Februar 2017
Auftragswert: ca. 5,5 Mio. €
Im Auftrag der Heimat Österreich Gemeinnützige Wohnungs- und Siedlungsgesellschaft m.b.H. hat Leyrer + Graf eine neue Wohnhausanlage im 21. Wiener Gemeindebezirk errichtet und kürzlich fertiggestellt. Auf einer Grundstücksfläche von 1.275 m² ist ein fünfgeschoßiges Wohnhaus mit 44 geförderten Wohnungen sowie einer Tiefgarage mit 23 Stellplätzen entstanden. Im Erdgeschoß sind ein Restaurant, Allgemeinräume wie Müllraum, Kinderwagen- und Fahrradabstellraum, Waschküche, Kinderspielraum mit WC (Gemeinschaftsraum) sowie drei Maisonette-Wohnungen mit eigenem Gartenanteil angesiedelt. Die Wohnhausanlage wurde als Niedrigenergiehaus mit kontrollierter Wohnraumlüftung errichtet. Da das Grundstück unterirdisch fast komplett bebaut wurde, war eine umfangreiche Baugrubensicherung notwendig, die auf vier unterschiedliche Arten (Trägerbohlenwand, Spundwand, Unterfangung mit Spritzbetonrippen und Spritbetonnagelwand) erfolgte.
Rhomberg: Bäumlequartier am See
Auftraggeber: Rhomberg LiegenschaftsverwertungsGmbH & Co KG
Generalunternehmer: Rhomberg Bau GmbH
Architektur: Baumschlager Eberle Lustenau GmbH
Baubeginn: Herbst 2017
Fertigstellung: noch offen
In den kommenden Monaten entsteht in Lochau in Vorarlberg auf einem knapp 13.000 m2 großen Areal das »Bäumlequartier am See« mit sieben unterschiedlich hohen Neubaukörper. Zudem sanieren die Verantwortlichen eine bestehende ehemalige Fabrikhalle und nutzen sie als Wohn- und Arbeitsraum um. Insgesamt werden so rund 140 Wohn- und Gewerbeeinheiten realisiert. Außerdem wird für die Bewohner des Quartiers – und für die Nachbarn – ein attraktives Carsharing-Angebot zur Verfügung gestellt. Auf dem Areal ist ein Stellplatz inklusive E-Auto von Caruso Carsharing vorgesehen.
Porr: Quartier Belvedere Central, Wien
Auftraggeber: Strauss & Partner Development GmbH, Österreichtochter der UBM Development AG
Generalunternehmer: Porr
Baubeginn: Sommer 2015
Voraussichtliches Bauende: Winter 2018
Auftragswert (QBC 3-6): ca. 85 Mio. €
Mit dem Quartier Belvedere entsteht in unmittelbarer Nähe des neuen Hauptbahnhofs ein neuer Stadtteil und gleichzeitig eines der größten Stadtentwicklungsgebiete Europas. Es besteht aus sechs Baufeldern auf rund 25.000 m² Grundstücksfläche. Die PORR errichtet derzeit als Generalunternehmer die Bauteile 3, 4, 5 und 6 – und damit vier der insgesamt sechs Bauteile. In den Bauteilen 3 und 4 entstehen auf einer Bruttogeschoßfläche von jeweils 9.000 m² bzw. 20.000 m² Büros. Bauteil 5 wird künftig zwei Hotels beherbergen und Bauteil 6 sieht die Errichtung von Büros und Wohnungen vor. Was die einzelnen Abschnitte gemeinsam haben? Ganz einfach, ein Ziel: eine inspirierende, lebendige und dynamische Atmosphäre, in der sich die unterschiedlichen Nutzergruppen wohl fühlen. Egal, ob Arbeit, Freizeit, Kultur, Sport oder Gesundheit – das Quartier soll zu einem Treffpunkt und Ort der Kommunikation für Menschen unterschiedlicher Herkunft und aus allen Stadtteilen werden.
Strabag: Orbi Tower
Auftraggeber: IWS TownTown AG
Generalunternehmerin: Strabag
Architektur: Zechner & Zechner ZT
Baubeginn: Mai 2015
Bauende: Mai 2017
Auftragswert: k.A.
Seit Mai 2015 baut Strabag als Generalunternehmerin am Orbi Tower, einem Bürogebäude mit 29 Obergeschoßen und vier Untergeschoßen. Es befindet sich im 3. Wiener Gemeindebezirk, zentral an der Achse City-Airport, und verfügt über eine direkte Anbindung an das U-Bahnnetz sowie an die Autobahnen A23 und A4. Insgesamt werden 21.600 m² Büroflächen errichtet. Die technische Gebäudeausstattung ist in jeder Hinsicht auf dem letzten Stand der Technik. Viele der dabei vermieterseitig proaktiv eingesetzten Technologien sind eine absolute Novität im Wiener Hochhausbau. Dazu zählen etwa Hochleistungs-WLAN, thermoaktive Decken und die Tageslichtumlenkung zur Raumbeleuchtung. Das führt zu deutlichen Kosteneinsparungen und erhöhtem Wohlbefinden dank zugluftfreier Raumtemperierung und natürlichem Tageslicht. Damit erwartet die zukünftigen Mieterinnen und Mieter im Orbi Tower einer der attraktivsten Arbeitsplätze Österreichs. Die ersten sollen bereits im Juli 2017 einziehen.
Swietelsky: Tunnel Fröschnitzgraben
Auftraggeber: ÖBB Infrastruktur AG
Auftragnehmer: Arge SBT 2.1 Tunnel Fröschnitzgraben (Swietelsky; Implenia)
Baubeginn: 2014
Bauende: 2025
Auftragswert: 623 Mio. €
Das Bauvorhaben SBT 2.1 Tunnel Fröschnitzgraben ist das größte Baulos des Semmering Basistunnels. Der 13 Kilometer lange Tunnelabschnitt beinhaltet eine Nothaltestelle, das Betriebs- und Lüftungsgebäude sowie zwei Lüftungsschächte. Das Grubengebäude der Nothaltestelle und die Streckenröhren dieses Abschnitts werden ausschließlich vom Zwischenangriff Fröschnitzgraben über Schächte aufgefahren. Daher werden zunächst zwei mehr als 410 Meter tiefe Schächte errichtet. Am Fuße dieser Schächte werden große Kavernen ausgebrochen.
Die Swietelsky Tunnelbau führt als ARGE – Partner SBT 2.1 der bauausführenden Arbeitsgemeinschaft die Installation und den Betrieb aller Schachtanlagen, sowie das Abteufen der Schächte und den Förderbetrieb für die ARGE durch. Das bei den Schächten angewendete System des Abteufens wurde erstmalig bei diesem Projekt entwickelt und stellt somit eine Innovation dar, die insbesonders auch eine Erhöhung der Sicherheit bei den Arbeiten bietet. Mit diesen Schachtanlagen werden an die 6 Millionen Tonnen Ausbruchsmaterial nach Obertage gefördert, allein für die Versorgung der Vortriebsmaschinen mit Beton-Tübbingen werden 370.000 Tonnen Fertigteile nach unten transportiert.