Dreidimensionale Formen aus Beton sind teuer. Ein Wiener Startup verspricht, das zu ändern. Gemeinsam mit der TIWO, einer Sparte der Wopfinger Baustoffindustrie, wird aktuell an einer Technologie gearbeitet, die 3D-Formen aus Beton um bis zu dem Faktor 10 günstiger machen soll.
Architekten arbeiten gerne mit dreidimensionalen Formen aus Beton. Allerdings braucht es dafür bislang Spezialschalungen, die verhältnismäßig teuer sind. »Wir haben eine Lösung entwickelt, die beim selben Ergebnis viel Zeit und Geld spart«, erklärt Rudolf Stonawski, Gründer und Geschäftsführer von Clever Contour. Grundlage der gleichnamigen Fertigungstechnologie ist eine Kunststoffbiegemaschine, mit der im Labor einzelne, gebogenen Kunststoffteile hergestellt werden. Die Einzelteile werden an die Baustelle transportiert, zusammengesteckt und das so entstandene Gerüst mit Drahtnetz verkleidet und schließlich mit Spritzbeton ummantelt. »Clever Contour erlaubt praktisch eine industrielle Vorfertigung ab der Losgröße 1. Damit erzielen wir enorme Kosteneinsparungen«, erklärt Stonawski.
Pilotprojekt in Guntramsdorf
Bislang wurde Clever Contour für Möbeldesign, Orthesen und Kunstdesign verwendet. Für die Verwendung als Fertigungstechnologie für Betonfreiformen hat sich Stonawski mit der TIWO, einer Sparte der Wopfinger Baustoffindustrie, zusammengetan. Ein erstes Ergebnis dieser Zusammenarbeit steht beim Eingang der Bauakademie in Guntramsdorf. EVO ist eine drei Meter hohe, acht Quadratmeter große Skulptur mit einer neun Zentimeter dicken Wandung. Die Grundstruktur besteht aus Kunststoff, die mit einem Spezial-Spritzbeton, wie er im Tunnelbau verwendet wird, ummantelt wurde. Vom Start der Biegung der einzelnen Kunststoffteile bis zum fertigen Gewerk sind gerade einmal acht Stunden vergangen.
»Das ist eine echte Revolution«, ist TIWO-Spartenleiter Josef Kremsz überzeugt. In herkömmlicher Bauweise hätte die Skulptur laut Stonawski rund 40.000 Euro gekostet, außerdem wäre die Wandung fast doppelt so dick gewesen. Mit Clever Contour liegen die noch nicht verifizierten Kosten wahrscheinlich bei nur etwa 4.000 Euro. Ein weitere Vorteil ist die hohe Druckfestigkeit des Spritzbetons. »50 Newton/mm² sind kein Problem«, so Kremsz.
Vom Lieferanten zum Partner
Aktuell werden letzte Detailfragen geklärt. Es werden Statiktests durchgeführt und auch der Einsatz von Weißzement getestet. »Die feinraue Oberfläche haben wir bereits im Griff, das ist jetzt der nächste Schritt«, sagt Kremsz. Parallel dazu wird an konkreten Businessplänen gearbeitet, die spätestens im Sommer fertig sein sollen. Für Kremsz stellt sich in erster Linie die Frage, wie viel mehr Spritzbeton mit dieser Methode verkauft werden kann. Erste Gespräche mit Architekten haben auf jeden Fall großes Interesse gezeigt. Kremsz sieht mit der neuen Fertigungstechnologie aber auch die Möglichkeit, die TIWO vom reinen Tiefbaulieferanten zum Ansprechpartner für Architekten zu emanzipieren.