Der diesjährige Architekturwettbewerb von BAU.GENIAL prämierte vorbildhafte Holz- und Leichtbau-Projekte für bedarfsgerechtes Wohnen in Pflege- und Gesundheitseinrichtungen. Aus den eingereichten Projekten lassen sich zudem vier Trends ablesen.
Mit dem diesjährigen BAU.GENIAL Architekturwettbewerb zum Schwerpunkt Gesundheit und Pflege holen wir ein gesellschaftspolitisch hoch relevantes Thema vor den Vorhang«, betonte BAU.GENIAL Vizepräsident Mag. Andreas Bauer anlässlich der Preisverleihung. Die eingereichten Projekte zeigen laut Bauer auf vorbildhafte Weise, wie Architekten, Bauherren und Holzbau-Unternehmen gemeinschaftlich Projekte umsetzen. Insgesamt wurden heuer vier Hauptpreise vergeben. Ein Projekt wurde mit einer lobenden Erwähnung ausgezeichnet. Aus den eingereichten Projekten leitet BAU.GENIAL insgesamt vier Trends für Pflege- und Gesundheitseinrichtungen ab.
Seniorenwohnheim Hallein
Das neu errichtete Seniorenwohnhaus bietet 144 Personen aus Hallein und den umliegenden Nachbargemeinden modernstes Wohnen. Der serielle Charakter der Zimmerelemente verbindet sich in der Außenerscheinung zu einem ruhig gelegenen Baukörper. Gemütliche Aufenthaltsbereiche, große Terrassen und eine halböffentliche Gartenzone mit Flanierbereich schaffen eine wohnliche Atmosphäre. Eine auf Modulbauweise ausgelegte Planung führte zu günstigeren Baukosten im Vergleich zur herkömmlichen Massivbauweise. Der Neubau konnte innerhalb von zwei Monaten fertiggestellt werden.
Architekt: sps÷architekten zt gmbh
Bauherr: Stadtgemeinde Hallein
Ausführendes Unternehmen: Kaufmann Bausysteme GmbH
Konstruktionsweise: modulare Massivholzbauweise
Heizwärmebedarf: 20,2 kWh/m2a
Errichtungszeit: 20 Monate
Pflegewohnheim Peter Rosegger
Der zweigeschoßige Baukörper mit nahezu quadratischem Grundriss vereint acht Wohngemeinschaften zu je maximal 13 Personen. Große Balkone und Loggien sowie abwechslungsreiche Wege und Durchblicke innerhalb des Hauses sorgen für eine anregende Umgebung. Das Pflegeheim wurde in Holzriegelbauweise mit Brettsperrholzelementen umgesetzt und mit dem EU Green Building Zertifikat ausgezeichnet.
Architekt: Dietger Wissounig Architekten ZT GmbH
Bauherr: ENW – Gemeinnützige Wohnungsges. m.b.H
Ausführendes Unternehmen: Strobl Bau – Holzbau GmbH
Konstruktionsweise: Holzriegelbauweise (Brettsperrholz-Elemente)
Heizwärmebedarf: 9,58 kWh/m2a
Errichtungszeit: 18 Monate
Pflegewohnheim Erika Horn
Das Pflegewohnheim Erika Horn beherbergt 105 Senioren und schafft durch die kleinen Wohngemeinschaften eine familiäre Wohnatmosphäre. Das zweigeschoßige Gebäude in Andritz wurde nach dem Hausgemeinschaftsmodell geplant und ist hell und lichtdurchflutet. Aufgrund der schwierigen Bodenverhältnisse, des hohen Grund- und Schichtwassers sowie der sehr geringen Sickerfähigkeit wählte man beim Projekt Erika Horn eine Holz-Mischbauweise. Holz wurde für die Außenwände, die Fassaden und die Oberflächen eingesetzt. 2015 wurde das Gebäude mit dem EU Green Building Programm zertifiziert.
Architekt: Dietger Wissounig Architekten ZT GmbH
Bauherr: Gem. Wohn- u. Siedlungsgenossenschaft Ennstal reg. Gen.m.b.H.
Ausführendes Unternehmen: Strobl Bau – Holzbau GmbH
Konstruktionsweise: Holz-Mischbauweise
Heizwärmebedarf: 9,04 kWh/m2a
Errichtungszeit: 19 Monate
Seniorenwohnhaus Sankt Cyriak
Das Seniorenwohnhaus Sankt Cyriak in Pfarrwerfen prägt straßenseitig das Stadtbild durch den hohen Einsatz von Holz in der Fassade. Zum nördlichen Grünraum hin fügt sich der Neubau in die umgebende Baustruktur der Dorfrandlage ein. Das Raumprogramm umfasst vier Hausgemeinschafts-Wohneinheiten zu je zwölf Bewohnern. Komfortable Wohnräume, ein großzügiges Foyer mit angeschlossener Kapelle und Verwaltungsräume sind nahe einem Kindergarten angesiedelt. Die offenen und freundlichen Räume wirken einladend, das Farbkonzept der Wände erleichtert den Bewohnern die Orientierung im Gebäude.
Architekt: Architekt DI Mitterberger Gerhard ZT GmbH
Bauherr: Gemeindeverband Seniorenwohnhaus Pfarrwerfen/Werfenweng
Ausführendes Unternehmen: Holzbau Thurner Gmbh
Konstruktionsweise: Mischbauweise (Stahl-Holzleichtbau)
Heizwärmebedarf: 10,8 kWh/m2a
Errichtungszeit: 19 Monate
Pflegezentrum Gurgltal
Das Gemeinschaftsprojekt von sechs Tiroler Gemeinden ist das erste Wohn- und Pflegeheim für 54 Personen, das nach dem Hausgemeinschaftsmodell errichtet wurde. Vier Wohngruppen zu je zwölf bis 14 Bewohnern und Bewohnerinnen ermöglichen ein familiäres Miteinander in vertrauter Umgebung. Die Innenoberflächen in Weißtannenschalung tragen zu einem besonders angenehmen Raumambiente bei. Die Bewohner können am städtischen Leben teilnehmen und befinden sich in einer bedarfsgerechten und modernen Betreuungsumgebung. Die Farbkontraste sind im Bodenbereich besonders für sehschwache Personen im Alltag hilfreich.
Architekt: Moser-Kleon-Moser
Bauherr: Pflegezentrum Gurgltal
Ausführendes Unternehmen: Schafferer Holzbau
Konstruktionsweise: Mischbauweise (Massivholz-Brettschichtholz)
Heizwärmebedarf: 25 kWh/m2a
Errichtungszeit: 12 Monate
Vier Trends
1.Trend: Nutzerqualität. Die Bedeutung der Architektur und die Bedürfnisse älterer und kranker Menschen sind eng miteinander verwoben. Um für alle Bewohner uneingeschränkt nutzbar zu sein, muss sich das Gebäude an deren Bedürfnissen orientieren und barrierefrei sein. Bereits in der Planungsphase ist eine intensive Absprache zwischen Betreibern, Bauherren, Architekten und ausführenden Unternehmen notwendig. Gemeinsam erarbeiten sie die Anforderungen an eine zukünftige Gesundheits- und Pflegeeinrichtung.
2. Trend: Hausgemeinschaftsmodell. Pflege- und Gesundheitseinrichtungen werden zunehmend nach dem Hausgemeinschaftsmodell für generationenübergreifende Zwecke geplant und gebaut. Die familiäre Wohnatmosphäre steht mehr im Mittelpunkt. Komfortable Wohn- und Aufenthaltsräume, in denen gemeinsam gekocht und gegessen wird, sind im Trend. Um dem erhöhten Bewegungsdrang vieler Bewohner zu entsprechen, werden weitläufige Gartenanlagen und Grünflächen mit natürlichen Begrenzungen angeboten.
3. Trend: Tageslicht und Sonnen- schutz. Das Innen und Außen verschmilzt durch große Glasflächen. Architekten legen besonders viel Wert auf Tageslicht in den Räumen sowie effizienten Sonnenschutz. Moderne Bauelemente fügen sich in das örtliche Architekturbild zeitgemäß ein und bilden eine Symbiose mit dem Außenbereich. Die Innenräume sind freundlich und hell gestaltet, indem viele Räumlichkeiten nach Süden ausgerichtet sind. Der konstruktive Sonnenschutz inklusive Beschattung findet in den Neubauten aus Holz immer mehr Beachtung und wurde in vielen eingereichten Projekten vorbildlich gelöst.
4.Trend: Natürliche Materialien. Bei allen Projekten haben Bauherren aktiv natürliche Materialien wie Holz, Naturstein oder Kautschuk eingefordert. Der Baustoff Holz wird für die Außenwände, die Fassaden und die Oberflächen eingesetzt. Holzoberflächen in den Innenräumen schenken ein warmes und behagliches Gefühl. Projekte mit teils großem Holzmaterialeinsatz für Innen- und Außenbereiche zeigen, dass Holz ein verbindendes Element ist.