Langsam, aber sicher hält die Digitalisierung auch in der Baubranche Einzug. Treiber der Bauindustrie sind die beiden Branchengrößen Porr und Strabag. Die einen werken an der Roadmap 2020, bei den anderen dreht sich alles um die fünf Dimensionen des Planens und Bauens.
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Während der Megatrend der Digitalisierung andere Branchen seit Jahren voll erfasst hat, ziert sich die heimische Baubranche noch ein wenig. Laut einer Umfrage des Bau & Immobilien Report spielt die Digitalisierung bei rund der Hälfte der Unternehmen derzeit nur eine»eher kleine« oder sogar »sehr kleine« Rolle. Das bestätigt auch Wilhelm Reismann, Gedankenvater und Mitbegründer der Plattform »Planen.Bauen.Betreiben 4.0 – Arbeit.Wirtschaft.Export«.»Die Baubranche ist heute noch wenig digital, wird sich in ihren Prozessen aber neu erfinden müssen.« Zwar hätten die USA, Großbritannien, Skandinavien und auch andere Weltregionen noch einen deutlichen Vorsprung, gemeinsam mit Deutschland und der Schweiz befinde sich die heimische Bauwirtschaft aber aktuell im Aufholprozess. Es geht um eine Digitalisierung der gesamten Wertschöpfungskette Planen-Bauen-Betreiben. »Building Information Modeling ist das Tool dazu, die Prozesse sind der Schlüssel«, erklärt Reismann. Letztlich geht es darum, mithilfe digitaler Prozesse Effizienzsteigerungen zu erzielen. Treiber der aktuellen Entwicklung sind vor allem die Branchengrößen Strabag und Porr.
Porr: Digitale Roadmap
In der Porr ist mit der Roadmap 2020 aktuell ein umfassendes Projekt zur Prozessoptimierung im Laufen. Dabei handelt es sich um eine Strategie zur Digitalisierung der Baustellen und Arbeitsabläufe, von der alle Stakeholder profitieren sollen. »Künftig werden sämtliche Prozesse in der Porr weitgehend digitalisiert, großteils papierlos und somit effizienter sein«, erklärt Karl-Heinz Strauss, CEO der Porr. Zudem wurden in Zusammenarbeit mit der Telekom Austria Group M2M kürzlich sämtliche Baumaschinen der Porr digitalisiert. Ziel des Projektes war die Optimierung der Wartungszeitpunkte durch zeitnahe und korrekte Erfassung von Kilometerständen und Betriebsstunden von Baufahrzeugen und Baumaschinen. Das bringt laut Strauss schon wenige Monate nach dem flächendeckenden Rollout positive Kosteneffekte. Ein willkommener Zusatzaspekt ist, dass die digitalisierten Maschinen im Falle eines Diebstahls gezielt nachverfolgt werden können. »Bis dato liegt die Aufklärungs- und Rückführungsquote der gestohlenen Geräte bei 100 Prozent«, berichtet Strauss.
Neben den internen Prozessen beschäftigt sich die Porr auch intensiv mit dem Thema BIM. »Wir arbeiten mittlerweile nicht mehr in drei, sondern in fünf Dimensionen, inklusive Zeit und Kosten«, erklärt Strauss. Zum ersten Mal eingesetzt wurde BIM bei der Porr bereits im Jahr 2011. Seither werden viele Aufträge BIM-unterstützt abgewickelt. »Wir könnten auch bereits flächendeckend mit BIM arbeiten. Dafür ist aber ein umfassendes Umdenken bei allen am Prozess Beteiligten notwendig – so weit sind wir heute noch nicht«, ist Strauss überzeugt.
Strabag: BIM.5D
Bei der Strabag wird unter dem Stichwort BIM.5D sowohl im Hochbau als auch im Verkehrswegebau an der Digitalisierung des Bauprozesses gearbeitet. »Es gilt, das digitale 3D-Abbild eines Bauwerks mit der Dimension Zeit und den Planungs-, Bau- und Betreiberprozessen, vereinfacht gesagt der Dimension Kosten, zu verknüpfen und möglichst alle Daten in einem zentralen Bauwerksdatenmodell zu erfassen«, erklärt Konstantinos Kessoudis, Bereichsleiter für BIM.5D bei der Strabag. Dabei wird aktuell an den drei Fronten Planung, Ausführung und Betrieb gleichzeitig gearbeitet, der Schwerpunkt liegt auf der Schnittstelle zwischen Planung und Ausführung. Davon profitiert laut Kessoudis auch der Auftraggeber. »Wir können etwa Mengen und Materialien schneller und in höherer Genauigkeit bestimmen. Der Bauprozess insgesamt wird kostensicherer, transparenter und terminsicherer.« Zu den größten Herausforderungen am Bau zählt die Zusammenarbeit der vielen Beteiligten. Deshalb wird im Rahmen von BIM.5D auch versucht, die Kommunikationskanäle zu verbessern, damit Informationen einfacher und schneller ausgetauscht werden können.
Derzeit tüftelt die Strabag weltweit an ersten BIM.5D-Pilotprojekten. »Die Nachfrage ist noch zurückhaltend, aber schnell steigend. Überall da, wo BIM.5D Sinn macht, wird es schon jetzt von uns proaktiv angeboten und eingesetzt«, sagt Kessoudis. Für 2016 hat man sich das Ziel gesetzt, BIM.5D in den betrieblichen Alltag im Hochbau zu integrieren. »Wir entwickeln die Werkzeuge und Methoden weiter, schulen die Mitarbeiter und diskutieren mit der Auftraggeberseite und den Baubeteiligten die mögliche Verwendung von BIM.5D und legen gemeinsame Regelungen fest.«