Im Kirchdorfer Zementwerk wurden 7,3 Millionen Euro in eine weltweit einzigartige DeCONOx-Anlage zur industriellen Abluftreinigung investiert. Während der durchschnittliche NOx-Ausstoß in österreichischen Zementwerken bei 302 mg/Nm3 liegt, werden in Kirchdorf nur noch 150 mg/Nm3 erreicht. Die Restenergie wird in das Fernwärmenetz gespeist.
Die Werke der österreichischen Zementindustrie zählen zu den modernsten Anlagen Europas. Bereits Ende der 1980er-Jahre wurden Alternativbrennstoffe für den Energiebedarf eingesetzt – heute beträgt der Anteil daran fast 80 Prozent. Bei der Produktion von Klinker ist man mit 778 kg/Tonne nur noch 1,5 Prozent von der Benchmark der besten Werke Europas entfernt. Und schon 2009 hat die österreichische Zementindustrie eine freiwillige Vereinbarung mit dem Umwelt- und Wirtschaftsministerium getroffen, bis 2013 einen NOx-Wert von 390 mg/Nm3 zu erreichen. Aktuell liegt man sogar bei nur 302 mg/Nm3. Noch einmal deutlich unterboten wird dieser Wert neuerdings vom Kirchdorfer Zementwerk. Dank einer weltweit einzigartigen DeCONOx-Anlage zur industriellen Abluftreinigung schafft man künftig einen Wert von rund 150 mg/Nm3. »Die DeCONOx-Anlage ist das Highlight einer langen Reihe von Maßnahmen, die unseren Betrieb zum emissionsärmsten Zementwerk nicht nur in Europa, sondern auf der ganzen Welt machen«, freut sich Erich Frommwald, Geschäftsführer der Kirchdorfer Zementwerke.
Zwei Methoden kombiniert
Die DeCONOx-Anlage nutzt Energie aus der anfallenden Abluft, um weitere Schadstoffe wie Stickoxide oder organische Verbindungen abzubauen. Das Besondere an der gemeinsam mit dem oberösterreichischen Anlagenbauer Scheuch entwickelten Anlage ist die Kombination einer herkömmlichen regenerativen thermischen Oxidation mit einer Low Dust SCR (selektive katalytische Reduktion). Durch diese Kombination können organische Kohlenstoffverbindungen, Kohlenmonoxid und zum Teil auch Gerüche reduziert werden. Der Einbau von Katalysatoren ermöglicht die Reduzierung der NOx-Konzentration. Der Bedarf an Energie für die Nachverbrennung wird zum größten Teil bzw. ganz aus dem im Rauchgas vorhandenen Brennstoff(en) gedeckt und verringert somit den Energiebedarf verglichen mit einer reinen Low Dust SCR.
Die Restenergie wird in den Produktionsprozess zurückgeführt und über eine Wärmerückgewinnung ausgekoppelt. So kann Abwärme von rund 20 GWh pro Jahr als Fernwärme für über 1.000 Haushalte in Kirchdorf und Umgebung genutzt werden. Die Kosten für die Anlage liegen bei 7,3 Millionen Euro. Der Return on Investment liegt laut Frommwald bei acht bis zehn Jahren. »Wir machen das nicht, weil wir müssen, sondern weil wir neue Maßstäbe setzen wollen.«
Seit 2001 wurden in Kirchdorf 23 Millionen Euro in Umweltschutzmaßnahmen investiert. Bevor die DeCONOx-Anlage jetzt in Betrieb genommen werden konnte, wurden zwischen 2008 und 2013 drei Abgasreinigungs-Pilotanlagen installiert.
Nicht im Sinne des EEG
Hart geht Frommwald mit dem Energieeffizienzgesetz ins Gericht. Durch die neue DeCONOx-Anlage steigt der Stromverbrauch im Zementwerk um rund zehn Prozent. »Umweltschutz benötigt in unserem Fall mehr Strom.« Hätte nicht in anderen Bereichen gespart werden können, wäre Kirchdorfer seinen Sparverpflichtungen nicht nachgekommen und Probleme mit dem EEG hätten gedroht. »Es zeigt sich einmal mehr, dass das EEG für die energieintensive Industrie völlig kontraproduktiv ist.«