Was Wienerberger der mit Mineralwolle verfüllte Porotherm-Ziegel ist, ist der Zement- und Betonindustrie die Bauteilaktivierung: ein großer Hoffnungsträger für die Zukunft. Der Bau & Immobilien Report hat zwei aktuelle Referenzbaustellen besucht und dabei Revolutionäres entdeckt.
Auf dem 5.200 m² großen Baufeld D22 in der Seestadt Aspern realisiert die WBV-GPA eine aus drei Gebäuden bestehende Wohnhausanlage mit 75 geförderten Mietwohnungen, ein Wohnheim für behinderte Kinder und Jugendliche mit insgesamt 24 Heimplätzen sowie Geschäftsflächen. Zusätzlich wird auf dem angrenzenden Baufeld D23 ein Eigentumsprojekt hochgezogen. Das wäre jetzt für sich genommen nichts Besonderes, in der Seestadt werden bekanntlich viele ähnliche Projekte realisiert. Was das Projekt dennoch besonders macht, ist die Gebäudehülle. Denn im Gegensatz zu den Stahlbeton- und Holzriegelhüllen der anderen Projekte in der Seestadt wird dieses Projekt von der der bauausführenden Firma Hazet in einschaliger monolithischer Ziegel-Massivbauweise errichtet. Zum Einsatz kommt der mit Mineralwolle verfüllte Wienerberger-Ziegel Porotherm W.i. »Damit entfällt das Aufbringen von zusätzlicher Wärmedämmung, ein maßgeblicher Faktor für Zeit- und Ressourceneinsatz«, sagt Josef Fuhs von Hazet.
Rund 1.800 Kubikmeter oder 1.100 Tonnen Ziegel machen das Projekt zur aktuell größten Ziegelbaustelle Österreichs. Wienerberger-Geschäftsführer Christian Weinhapl hofft auf eine gewisse Leuchtturmfunktion dieser aktuell wichtigsten Porotherm-Referenz. »Gerade im mehrgeschoßigen Wohn- und Objektbau mit unterschiedlichem Nutzungsverhalten auf begrenztem Raum braucht es vor allem ein bauphysikalisch sicheres und wartungsfreies Bausystem. Mit dem Porotherm W.i kommen wir diesem Anspruch vollumfänglich nach und bieten für jede Variante und jeden Anspruch die optimale Lösung.«
Revolution in der Speichertechnologie
Rund 50 Kilometer nordwestlich der Seestadt Aspern, in Großstelzendorf, steht ein Einfamilienhaus, das sich auf den ersten Blick nicht sonderlich von anderen Häusern der Gegend unterscheidet. Die Architektur ist vielleicht etwas moderner und dann sind da noch die Solarpaneele am Dach, die zumindest erahnen lassen, dass es sich doch um etwas Besonderes handeln könnte. Tatsächlich stellt dieses in Passivhausqualität mit Bauteilaktivierung errichtete »Einfamilienhaus H« sogar eine Revolution dar. Denn das Haus nutzt die Wärmespeicherfähigkeit des Betons, um kurzzeitig hohe Energiemengen einzuspeisen, die aus der Überschussenergie einer angeschlossenen Windkraftanlage stammen. »Übersteigt das Stromangebot aus Windenergie die Nachfrage, wird diese in den Betonteilen gespeichert und bei Bedarf in Anspruch genommen«, erklärt VÖZ-Geschäftsführer Sebastian Spaun, der außerdem darauf verweist, dass dieses innovative Konzept den Bauherren keine Mehrkosten verursacht.
Im Rahmen des Forschungsprojektes »Stadt der Zukunft« des bmvit wird dieses Haus, weltweit richtungsweisend, als Prototyp für Forschungszwecke eingesetzt und einem zwei Jahre dauernden Monitoring und Stresstest unterzogen.