Seit 1. Februar ist Michael Allesch Geschäftsführer Marketing & Vertrieb bei Rigips Austria. Im Interview erklärt er, warum das Billig-Image dem Trockenbau nicht ganz zu Unrecht anhaftet, spricht über Möglichkeiten der Effizienzsteigerung, das Spannungsfeld Marge–Marktanteil und kündigt neue, hochwertige Produkte an.
Report: Dem Trockenbau haftet immer noch das Billig-Image an. Zu Recht? Und wie kann man dem entgegenwirken?
Michael Allesch: Mit diesem Image sind wir leider nicht ganz zu Unrecht konfrontiert. Vergleicht man die einzelnen Gewerke, nehmen Trockenbau-Unternehmen in Sachen Bonität und Insolvenzen leider hintere Plätze ein. Das liegt daran, dass die finanzielle und materielle Hürde, einen Trockenbaubetrieb zu eröffnen, sehr gering ist. Man braucht keine Werkstatt, kein Lager und ist relativ rasch in der Lage, Ständerwände aufzustellen. Das bedeutet allerdings noch nicht, dass man auch den hohen Anforderungen moderner Konstruktionen hinsichtlich Schall- und Brandschutz gerecht werden kann. Die Folge sind Verarbeitungsfehler und darunter leidet natürlich das Image.
Report: Was kann man dagegen tun?
Allesch: Das ist eine gute Frage. Auch beim Verband Österreichischer Stuckateur- und Trockenausbauunternehmungen VÖTB überlegen wir laufend, wie man die Spreu vom Weizen trennen könnte. Es ist ja auch für einen Generalunternehmer sehr wichtig, sich auf die Ausführungsqualität verlassen zu können. Leider wird oft vernachlässigt, die von uns eingeführte Europäische Technische Zulassung ETZ auch einzufordern.
Report: Neben einer korrekten Ausführung können auch die Produkte selbst zu einer Imagepolitur beitragen. Welche Innovationen hat Rigips in der Pipeline?
Allesch: Wir haben uns genau angesehen, was die Vorbehalte gegenüber dem Trockenbau sind. Das sind vor allem die Themen Schallschutz, Robustheit und Lastfähigkeit. Anfang nächsten Jahres bringen wir deshalb eine neue Wohnbauplatte auf den Markt, die in einigen Nachbarländern schon eingeführt ist und genau diese Anforderungen erfüllt. Das ist eine hervorragende Alternative für nichttragende Zwischenwände.
Report: Ein Thema über das aktuell sehr viel diskutiert wird, ist die Effizienzsteigerung. Wo sehen Sie die größten Potenziale?
Allesch: Die industrielle Vorfertigung bietet große Möglichkeiten. Die Präzision ist heute so hoch, dass ganze Hotels auf diese Art errichtet werden. Da wird auf der Baustelle selbst nicht mehr viel gemacht. Man kann also professioneller und schneller arbeiten und auch die Qualitätsüberwachung wird einfacher. Ganz allgemein sehe ich im Bereich der Planung auf jeden Fall noch viel Luft nach oben. Aufgrund schlechter Gewerkeplanung wird auf der Baustelle viel liegen gelassen, da geht es um Stehzeiten ebenso wie um den Verschnitt. Da könnte BIM in Zukunft einiges bringen. Deshalb werden wir künftig unsere Konstruktionen auch als BIM-Objekte anbieten.
Und schließlich bieten IT-gestützte Systeme wie unser Mobile Order Management enorme Effizienzpotenziale. Damit hat sich die Aufenthaltsdauer der LKW im Werk Bad Aussee um 60 Prozent verringert – eine enorme finanzielle Einsparung. Ähnlich funktioniert das System auf der Baustelle. Der verantwortliche Mitarbeiter wird rechtzeitig über die Ankunft des LKW informiert und kann rechtzeitig Mitarbeiter für die Entladung einteilen bzw. Platz für die Entladung schaffen.
Report: Wie halten Sie es mit dem Spannungsfeld Marge und Marktanteil?
Allesch: Es ist mir schon wichtig, unseren Marktanteil zu halten oder leicht auszubauen. Wichtiger ist aber, dass wir profitabel sind. Wir beschäftigen über 200 Mitarbeiter und wollen unsere heimische Produktion aufrecht erhalten. Ich riskiere diese Arbeitsplätze nicht, indem ich mit billigen Preisen Marktanteile gewinne, aber vielleicht die Platten irgendwann nicht mehr selbst produzieren kann, sondern importieren muss. Die Margensituation ist aber natürlich schon sehr herausfordernd, vor allem bei Standardprodukten, die immer noch 85 Prozent des Umsatzes ausmachen. Deshalb muss es uns gelingen, mehr in Richtung Spezialprodukte und Systemlösungen zu gehen.