Sonntag, Dezember 22, 2024

Die Wirtschaftskrise geht auch an der Bauindustrie nicht spurlos vorüber. Daran­ werden auch die angekündigten Konjunkturpakete nichts ändern. Die Nachfrage im Hochbau stagniert, die Hoffnungen ruhen auf dem Wohnungsneubau. Auch im internationalen Vergleich macht Österreich keine gute Figur, so eine aktuelle Analyse von Kreutzer Fischer & Partner.

Noch ist die Situation relativ entspannt: Der generelle Konjunkturabschwung hat die Baubranche noch nicht erreicht, er steht aber bereits vor der Tür. Denn anders als etwa in der Sachgüterindustrie wirkt sich ein Konjunktureinbruch in der Bauwirtschaft erst mit zeitlicher Verzögerung aus, werden doch in Bau befindliche Projekte zumeist fertiggestellt.
Im Jahr 2008 verzeichnete die Branche wie im Jahr zuvor ein Umsatzwachstum von 2,8 Prozent. Das ist allerdings in erster Linie dem guten ersten Halbjahr zu verdanken. Erste Anzeichen für eine sich verschlechternde Wirtschaftslage zeigten sich jedoch bereits in der Mitte des Vorjahres. Die Auftrageingänge gingen zurück, die Anzahl der Bewilligungen im Nicht-Wohnbau sanken dramatisch. Dabei ist der Rückgang der Nachfrage laut Andreas Kreutzer aber nicht allein auf die Finanzkrise zurückzuführen, sondern auch Resultat des natürlichen »Schweinezyklus« in der Baukonjunktur. »2009 wird die Rezession die Baubranche aber voll treffen«, ist Kreutzer überzeugt und präsentiert ernüchternde Zahlen: Der Umsatz schrumpft real voraussichtlich um 0,4 Prozent. Der nominale Umsatz wächst nur noch in Folge von Preiserhöhungen um rund 2,5 Prozent. Im Nicht-Wohnbau soll sogar der nominale Umsatz um gut ein Prozent sinken, und das trotz Preiserhöhungen von rund 2,7 Prozent. Verantwortlich dafür ist primär der Neubau. Die Produktion wird um mehr als vier Prozent zurückgefahren. Auch in der Renovierung erwartet Kreutzer eine schrumpfende Nachfrage, trotz groß angekündigter Konjunkturpakete und der zusätzlichen Fördermittel für die thermische Sanierung. Sinkende Energiepreise könnten bei vielen privaten Auftraggebern den Sanierungsdruck abfedern und das komplizierte Vergaberecht die rasche Umsetzung bei öffentlichen Aufträgen verhindern.

Zu geringer Anreiz
Die verlässlichste Stütze der Hochbaukonjunktur wird 2009 der Wohnungsneubau sein. Kreutzer erwartet ein Wachstum des Bauproduktionswertes von real rund vier Prozent. Ausschlaggebend dafür ist der hohe Anteil von in Bau befindlichen Gebäuden aus den starken Bewilligungsjahren 2007 und 2008. »Für 2009 ist aber auch hier ein deutlicher Rückgang der Wohnbaubewilligungen von mehr als fünf Prozent zu erwarten«, so Kreutzer. Daher sei in den Folgejahren mit einer schrumpfenden Neubauproduktion zu rechnen.
Deutlich rascher zeigen sich die Auswirkungen der Krise in der Renovierung, die bereits im Laufe dieses Jahres deutlich an Fahrt verlieren wird. Während der Umsatz 2008 noch um 5,5 Prozent gewachsen ist, soll der Markt 2009 um 0,1 Prozent schrumpfen. Gründe dafür sind neben sinkenden Energiepreisen auch eine eher verhaltene Investitionspolitik vonseiten der privaten Bauherren. »Meint es die Politik mit der thermischen Gebäudesanierung wirklich ernst, wird man wohl oder übel über eine höhere Besteuerung der Energiepreise und/oder gesetzliche Vorschriften für eine Mindest-Energiekennzahl auch im Wohnungsbestand nicht herumkommen«, ist Kreutzer überzeugt. Die derzeitigen Anreize über Förderungen seien aber eindeutig zu wenig.

Österreich fällt zurück
Im Vergleich mit anderen mittel- und osteuropäischen Ländern schneidet Österreich nicht gut ab. So erwarten die Analysten nur noch für Deutschland und Ungarn eine schrumpfende Nachfrage. Die deutsche Bauproduktion soll real zwischen 0,8 Prozent und einem Prozent sinken, in Ungarn der Markt um rund vier Prozent einbrechen. In Polen wird hingegen trotz Wirtschaftskrise ein weiterhin robustes Wachstum von acht Prozent gegenüber dem Vorjahr erwartet. Für Tschechien prognostiziert Kreutzer Fischer & Partner ein Wachstum der Bauproduktion von 3,6 Prozent, für die Slowakei von 2,3 Prozent und für Slowenien immerhin auch noch 0,7 Prozent. Auch die Schweizer Bauwirtschaft soll laut Kreutzer mit einem Plus von knapp einem Prozent mit einem blauen Auge davonkommen.

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