Dessen Entwurf, ein Spagat zwischen Alt und Neu, setzte sich bei einem Architektenwettbewerb durch: Das ehemals sächsische Arsenalgebäude wurde in seinen historischen Zustand zurückgebaut und durch einen integrierten, modernen Neubau ergänzt. Eine gewagte, knapp 100 Meter lange Keilkonstruktion aus Stahlbeton mit einer 30 Meter hohen Keilspitze aus Stahl und Glas durchbricht die räumliche Ordnung des Altbaus. Darüber hinaus erlaubt der stützenfreie Erweiterungsbau einen herrlichen Panoramablick auf das historische Zentrum Dresdens.
Fast schon charakteristisch für den Stararchitekten Libeskind sind die schrägen, in verschiedene Richtungen geneigten Sichtbetonwände. Das Fehlen senkrechter Wände und rechter Winkel vermittelt den Besuchern ein besonderes Raumgefühl, stellt aber für die Realisierung eine besondere Herausforderung dar. Für den Bauablauf und insbesondere für das Schalungskonzept spielten zwei weitere Faktoren eine wichtige Rolle: die beengten Platzverhältnisse aufgrund der Integration in das bestehende Bauwerk sowie die Tatsache, dass der Lastabtrag aus allen Bauzuständen die Altbausubstanz in keiner Weise beeinflussen durften. Im Oktober 2008 wurde Richtfest gefeiert.
Teamwork von Anfang an
Die Schalungs- und Gerüstlösung basiert weitgehend auf kundeneigenen PERI Systemen, ergänzt durch projektbezogen hinzu gemietete Systemgeräte aus dem Mietpark. Auch das gesamte Engineering, also die Schalungs- und Gerüstplanung, die statischen Berechnungen sowie die Erarbeitung der Abbundpläne kommt von PERI.
Sichtbeton-Team
Zielvorgabe für die in Ortbeton herzustellenden Wandscheiben war eine außergewöhnlich hohe Sichtbetonqualität, also SB 4 aufgrund der besonders hohen gestalterischen Bedeutung. In einem so genannten „Sichtbeton-Team“ begleiteten und koordinierten Vertreter des Architekten, der Baufirma, des Schalungsherstellers und -planers sowie des Betonlieferanten die Bauarbeiten.
Da die Sichtbetonwände zukünftig weder ausgefräst noch angebohrt werden dürfen, mussten sämtliche Durchbrüche und zum Teil riesige Wandvitrinen bereits schon im Vorfeld berücksichtigt werden. Das variable VARIO GT 24 Wandschalungssystem bot die ideale Basis zur Herstellung des komplizierten Grundrisses mit Wandneigungen zwischen drei und 39 Grad. Dieses System ist für jedes Projekt und jede Anforderung flexibel anpassbar. So wurden beispielsweise die Trägerabstände aller VARIO Wandschalungselemente auf 25 Zentimeter reduziert, um eventuelle Verformungen zu minimieren. Die Besonderheit des Dresdener Museumsprojektes machte es allerdings erforderlich, dass die Schalung für annähernd jedes Bauteil einzeln und oftmals dreidimensional zu planen und anschließend speziell zu montieren war.
Formgebung mit System
Für die erhöhten, schrägen Wandbauteile wurden Klettereinheiten aus dem PERI SKS Sperren-Kletter-System und der VARIO Träger-Wandschalung gebildet. Diese Lösung wird einerseits für einhäuptiges Klettern bei massiven Bauteilen eingesetzt, andererseits konnten damit aber auch die beim Museum bis zu 40 Grad vor- und rückgeneigten Innenwände betoniert werden. Ohne Sondermaßnahmen ließen sich zusätzliche Betonauflasten oder Auftriebskräfte sicher in das Bauwerk ableiten. Mit einer speziellen, aus PERI Systemteilen konzipierten Umsetztraverse hing die Baustellenmannschaft die SKS/VARIO Umsetzeinheiten auch bei unterschiedlichen Wandneigungen immer im jeweiligen Schwerpunkt an den Kran.
Aus statischen Gründen mussten alle Wände und Decken bis zum Ende der Rohbauphase komplett abgestützt werden. Dazu dienten PERI Gespärreeinheiten, welche aus SRU Stahlriegeln, UK 70 Universalkupplungen und SLS Schwerlastspindeln gebildet wurden. Diese leiteten die auftretenden Lasten bereits während des Betoniervorgangs zuverlässig in das Bauwerk ab. Leichte, aber tragfähige MULTIPROP Alu-Deckenstützen und HD 200 Schwerlaststützen als wirtschaftliches Tragkonzept trugen die schweren Lasten zuverlässig ab. In großen Höhen bis zu 17 Metern wurde diese Systemkombination durch das PERI UP Modulgerüstsystem sinnvoll ergänzt, das zur Unterstützung der Außenwände und für die Deckenschalung zu einem tragfähigen Raumgerüst montiert wurde. Aufgrund des modularen Aufbaus und des metrischen Rasters konnten damit geometrische Anpassungen an die unterschiedlichen, oftmals schräg verlaufenden Aufstandsflächen erreicht werden.
Fertigstellung 2010
Ab 2010 zeigt das Militärhistorische Museum Dresden auf insgesamt 19.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche eine chronologische und thematische Übersicht über die deutsche Militärgeschichte. Die Ausstellung ist nicht als klassische Waffenschau konzipiert, sondern stellt die Erscheinungsformen staatlicher Gewaltpraxis und gesellschaftlicher Gewaltausübung dar. Begleitend dazu greifen Veranstaltungen historische und aktuelle Themen auf. Das Zusammenspiel von Ausstellungsgestaltung und Architektur verleiht dem Museum hierbei einen eigenen Charakter.