Welche Parallelen gibt es zwischen dem EFQM Modell und dem alltäglichen Leben? Und was hat Camping mit EFQM zu tun? Dazu hat sich Mag. (FH) Silvia Schaffner, langjährige Lead Assessorin im Staatspreis Unternehmensqualität, Gedanken gemacht und ihre Urlaubsvorbereitungen anhand des EFQM Modells und der RADAR Logik durchdacht. Silvia Schaffner ist als Beraterin und Marketingverantwortliche in der FACT Consulting tätig.
Seit meinem ersten Assessment bin ich mit dem „Excellence-Virus" infiziert und es ist mir ein persönliches Anliegen, mein Umfeld für das Thema zu begeistern. Nun ja, das ist aber nicht immer einfach, wenn man beim Begeisterungsversuch gleich mit dem EFQM Modell, Grundprinzipien der Excellence und der RADAR Logik daherkommt… So habe ich mir gedacht versuche ich einmal, Parallelen zwischen EFQM und dem alltäglichen Leben zu ziehen, denn immer öfter fällt mir auf, dass sich bei mir auch hier viele Dinge verbessern – oft durch die bloße Reflektion mit dem was ich seit meiner Assessorinnentätigkeit lernen durfte.
Einmal mehr möchte ich versuchen, auch andere zu begeistern. Sei es für das Thema Unternehmensqualität und die Auseinandersetzung damit oder gerne auch dafür, einmal einen „Road-Trip-Camping-Urlaub" zu verbringen. Am liebsten natürlich für beides, und so wünsche ich unterhaltsame Lektüre…
Wir schreiben Sommer, Ferienbeginn
Endlich Sommer. Die Kinder haben Ferien, die Große ist schon wieder zurück vom Pfadfinderlager, die Kleine war bereits eine Woche im Ferienhort und mit tatkräftiger Unterstützung von Omas und Opas und diverser Betreuungsangebote lassen sich auch die beiden Wochen, bis wir Eltern Urlaub haben, organisieren.
Im Job noch schnell die To Do Liste abarbeiten, und dann kann es endlich losgehen… Ups – da war doch noch was - da liegt mir noch etwas im Magen. Wollte ich nicht eigentlich VOR meinem Urlaub einen Blog-Artikel schreiben? Hatte ich mir nicht selbst die Deadline so früh gesetzt, um dann wirklich entspannt in den wohlverdienten Urlaub gehen zu können?
Kurz vor dem Urlaub
Es kann losgehen. Zumindest das Packen – denn wie jedes Jahr seit 2006 – als wir in Australien unsere Liebe zu Camping entdeckt haben – werden wir auch dieses Jahr wieder mit Auto und Zelt für 2 Wochen, ohne große Vorplanung der Tagesetappen, unterwegs sein. Ich freue mich darauf.
Von der Planung, Durchführung, Bewertung und Verbesserung
Mittlerweile zu einer 4-köpfigen Familie gewachsen, haben wir ein dezentes Platzproblem. Zwar hat sich das Auto vergrößert – doch trotzdem, wenn mit 4 Personen gefüllt, bleibt auch in einem Kombi nur noch der Kofferraum – und der wird traditionell bis auf den letzten Zentimeter gepackt.
Bereits nach der Geburt unserer zweiten Tochter haben wir gemerkt, dass der bloße Wochenendausflug das Auto schon gut füllt. Als wir dann ganze 7 Wochen mit Auto, Zelt und 2 Kleinkindern durch Australien gereist sind, hatten wir aus diesem Grund schon in eine „Roofbox" investiert. Das ermöglichte uns sämtlich notwendiges Hab und Gut für 54 Tage unterwegs griffbereit im Auto zu verstauen.
Achtung Exkurs EFQM – trotzdem spannend!
Ihr merkt schon, worauf ich hinauswill: → PLAN – DO – CHECK – ACT – der Einsatz des PDCA-Zyklus findet auch im ganz normalen Alltag statt. Nicht immer, aber auf jeden Fall wenn der Leidensdruck hoch genug ist, irgendwie also doch eine etwas „erfahrungsgetriebene" Planung der Aktivitäten. So zumindest meine Erfahrung.
Vom Deming-Kreis zur RADAR-Logik und Exzellentem Camping
Und nun gibt es da einen kleinen aber feinen Unterschied, den ich, seitdem ich das EFQM Modell kenne – entschuldigt die Ausdrucksweise – nun auch im „richtigen Leben" kennengelernt habe und der wäre: RADAR (Results – Approach – Deployment – Assessment – Refinement). RADAR beginnt nicht mit der Planung, sondern eigentlich mit den Ergebnissen. Quasi mit einer Definition der gewünschten Resultate, und das hat mich dieses Jahr persönlich weitergebracht – sogar im Urlaub:
Hier geht die Camping-Geschichte weiter…
Letztes Jahr haben wir uns auch für Österreich eine Dachbox gekauft – es geht einfach nicht mehr ohne. Mittlerweile haben wir schon ein gutes System ausgeklügelt, was bei einem Campingurlaub in der Dachbox gelagert wird und was im Kofferraum. Ich wage zu behaupten, dass wir nach über 10jähriger, intensiver praktischer Auseinandersetzung mit dem Thema „Camping" schon sehr versiert sind in diesem Fachgebiet. Doch da war eine Sache, die mich die letzten Jahre wirklich gestört hat: Eigentlich spiele ich sehr gerne Gitarre und, um besser zu werden, sollte ich eigentlich mehr üben. Im Alltag kaum Zeit, hätte ich im Urlaub Zeit und auch richtig Lust dazu… doch die Gitarre hat, seitdem wir Kinder haben, leider keinen Platz mehr im Auto.
Wir starten also mit dem RADAR – Programm
(ACHTUNG, das ist jetzt wieder EFQM) → Die Herausforderung für dieses Jahr: Kann Silvia die Gitarre mitbringen?
RESULT (Ergebnisse)
Gewünschter Zielzustand bzw. gewünschtes Ergebnis: Die Gitarre soll dieses Jahr im Urlaub mitgenommen werden, um Silvia die Möglichkeit zum Üben zu geben. Dies hat wiederum positive Effekte (weitere erwünschte Ergebnisse) für die ganze Familie: z.B. Mama nervt weniger mit Vorschlägen für Aktivitäten etc., wenn sie sich selbst beschäftigt, ...
APPROACH (Vorgehen)
So mussten wir uns zusammensetzen und überlegen, was wir einsparen, was wir besser packen könnten, um noch etwas Platz für das gute Stück zu schaffen. Mein Mann hat mich darauf hingewiesen, dass ich immer viel zu viel Kleidung einpacke für mich und die Töchter. Sein Koffer sei immer der Kleinste und er hätte noch nie zu wenig Kleidung mitgehabt. Naja – er ist auch ein Mann, das kann man soo nicht vergleichen, oder? Dennoch nehme ich dieses "Assessment und Refinement" = Bewertung des Vorjahres und den daraus resultierenden Verbesserungsvorschlag weniger zu packen, gerne an. Irgendwie hat er ja schon recht – normalerweise sind wir alle paar Tage auf einem Campingplatz mit Waschmöglichkeit. Warum also packen, als ob man eine ganze Woche in der Wildnis ohne Fließwasser unterwegs wäre?!
DEPLOYMENT (Umsetzung)
Urlaubsnachberichterstattung
Und so gingen wir dieses „Risiko" ein und haben doch glatt 3 T-Shirts, 2 Hosen, diverse Socken, und ein, zwei weitere Kleidungsstücke eingespart. Das Ganze für 3 Personen – „et voilà" – das Packmaß hat sich schon mal um eine halbe Gitarre verringert. Die Aufgabe meines Mannes war es dann, unser Hab und Gut zusätzlich auch noch ordentlicher im Auto zu verstauen, den Kofferraum besser zu schlichten, eventuell ein paar Sachen umzuschichten – auch hier gibt es immer wieder Verbesserungspotenzial. Und siehe da: wir konnten loslegen MIT einer Gitarre – und richtig guter Urlaubslaune bei mir, weil ich endlich einmal die Klampfn dabei hatte!
ASSESSMENT & REFINEMENT (Bewertung und Verbesserung)
Wie vorhin erwähnt – haben wir die Verbesserungspotenziale aus dem Vorjahr aufgegriffen und Maßnahmen gesetzt, die es uns in diesem Jahr ermöglicht haben, unser Ziel zu erreichen. Aber es wäre nicht „exzellent", es dabei zu belassen. In diesem Jahr war es sogar soweit, dass ich – und ich sage jetzt „DANK EFQM" – mich am Ende des Urlaubs zuhause hingesetzt habe und dokumentiert habe, was wir tatsächlich gebraucht haben und wo es noch Einsparungspotenzial geben könnte. Denn die Kinder werden größer – und wer weiß, vielleicht muss nächstes Jahr neben der Gitarre auch noch ein zweites Zelt unbedingt mit.