BIM sollte man auch dann eine Chance geben, wenn noch nicht alles perfekt ist. Die Vorteile überwiegen. Ein Praxisbericht von Bernhard Binder.
Unlängst wurde ich an eine Veranstaltung zum Thema BIM-Workflow zwischen Architektur und Haustechnik vor sieben Jahren erinnert. Schon damals versuchten wir, die Vorteile eines 3D-Gebäudemodells und des Datenaustauschs über IFC zu vermitteln. Wirkliche Begeisterung blieb aus. Das Problem? Damals gab es in der von uns verwendeten Autorensoftware noch kein eigenes Werkzeug für Durchbrüche. Öffnungen in Wänden und Decken mussten relativ umständlich über leere Fenster und Objekte erstellt werden. Über die Kollisionserkennung in der Prüfsoftware musste ein Durchbruch nach dem anderen manuell erstellt werden. Die Durchbrüche waren dadurch zwar korrekt im Gebäudemodell verortet, ihre Beschriftung schon recht gut automatisiert und bei späteren Änderungen konnten jederzeit durch eine weitere Kollisionsprüfung frühzeitig Probleme behoben werden, doch trotz der Vorteile war der manuelle Aufwand beachtlich. Wir konnten nur in Aussicht stellen, dass es irgendwann Durchbruchsvorschlagsobjekte geben würde, die als Öffnung übernommen werden könnten. Für manche wenig zufriedenstellend.
Vor wenigen Wochen las ich dann einen Kommentar eines damals skeptischen Teilnehmers der Veranstaltung. Er war voller Begeisterung über den heutigen BIM-Workflow, schrieb sinngemäß: »Was früher für ein paar hundert Durchbrüche Tage gedauert hat, geht jetzt in ein paar Minuten. Das ist BIM nach meinem Geschmack!« Heute gibt es nämlich tatsächlich die damals versprochenen Vorschlagsobjekte, und die Autorensoftware hat ein eigenes Öffnungswerkzeug, die diese vollautomatisch in Durchbrüche umwandeln kann. Es lohnt sich also, BIM eine Chance zu geben, auch wenn noch nicht alles perfekt und »zu Ende entwickelt« ist (was es auch nie sein wird). Denn auch wenn heute ein paar Aspekte in einem BIM-Prozess noch umständlich erscheinen, bringen sie bereits Vorteile und werden mit Sicherheit in Zukunft noch besser laufen.
Zur Person:
Bernhard Binder ist Bereichsleiter für Schulungen, Consulting und Support bei A-NULL Bausoftware. Als Experte im Bereich Erwachsenenbildung verschreibt er sich seit fast zwei Jahrzehnten der Vermittlung von BIM-Wissen in der konkreten Anwendung. Gemeinsam mit Alfred Hagenauer und Klaus Lengauer versorgt er die Leser*innen des Bau & Immobilien Report im BIM-Tagebuch mit Neuigkeiten und Hintergrundinfos zum Thema BIM.