Monday, October 13, 2025

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Zero Outage Executive Summit 2025: Führungskräfte und Branchenexpert:innen aus aller Welt trafen sich am 8. Oktober 2025 im T-Center in Wien, um über die Zukunft von Vertrauen, Resilienz und Zuverlässigkeit in einer zunehmend digitalisierten Welt zu diskutieren.

Fotos: Martina Hecht

Bild: Einen Blick in die Zukunft richtete Stephan Kasulke, Vice President Application Development & Maintenance Germany bei Capgemini und Mitgründer von ZOIS.

Cyberangriffe auf Flughäfen, Stromausfälle in europäischen Metropolen und manipulierte Datenströme zeigen, wie abhängig unsere Gesellschaft von stabilen digitalen Infrastrukturen geworden ist. Nur wenige Sekunden Systemausfall können heute ganze Wertschöpfungsketten lahmlegen – im Transportwesen, in der Industrie oder in der Gesundheitsversorgung. Genau hier setzt die Mission der Zero Outage Industry Standard Association (ZOIS) an: Ausfälle verhindern, Vertrauen sichern und Stabilität schaffen. Die Veranstaltung machte deutlich, dass Zuverlässigkeit im Zeitalter der KI kein Zufall ist, sondern das Ergebnis bewusster Verantwortung, vernetzter Systeme und resilienter Teams.

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Bereits die Eröffnungs-Keynote von Peter Lenz, Managing Director von T-Systems Austria (Bild), setzte ein eindrückliches Zeichen. Mit fünf Sekunden Stille begann er seine Rede „When Five Seconds Change Everything“ und zeigte damit, wie verletzlich unsere digitalisierte Welt geworden ist. „In einer vernetzten Welt können fünf Sekunden alles verändern – kein Check-in am Flughafen, keine Zahlung im Supermarkt, keine Patientendaten im Krankenhaus. Fünf Sekunden reichen aus, um Vertrauen zu zerstören. Und Vertrauen ist die Grundlage jedes Geschäfts“, betonte Lenz. Er appellierte an Unternehmen, Verlässlichkeit als Führungsprinzip zu verankern und Resilienz als strategischen Wert zu begreifen: „Zuverlässigkeit ist keine IT-Kennzahl. Sie ist ein Wert, ein Prinzip, ein Versprechen.“

Christoph Schacher, CISO der Wienerberger AG, widmete sich in seiner Keynote „Die dunkle Seite der KI – Die dunkle Seite der Pracht“ den Risiken der Künstlichen Intelligenz. Er zeigte, wie aus mächtigen Werkzeugen potenzielle Bedrohungen werden können – von Deepfakes über Prompt Injection bis hin zu Spoofing-Tools. „KI kann täuschen, imitieren, verzerren – aber sie kann auch schützen, wenn wir sie richtig einsetzen“, erklärte Schacher. Die zentrale Aufgabe bestehe darin, KI zu verstehen, zu kontrollieren und ethisch zu gestalten – durch eine klare Kombination aus Technologiekompetenz, Governance und menschlicher Urteilskraft.

Den Blick in die Zukunft richtete Stephan Kasulke, Vice President Application Development & Maintenance Germany bei Capgemini und Mitgründer von ZOIS, mit seinem Vortrag über „Agentic AI-driven Zero Outage Operations“. Er zeichnete das Bild einer künstlichen Intelligenz, die Milliarden von Vorfällen kennt, selbstständig testet, prüft und 99,99 Prozent aller Probleme verhindert, bevor sie entstehen. „Wir müssen die Zero Outage Standards für das KI-Zeitalter weiterentwickeln – mit ethischen Leitplanken, Transparenz und menschlicher Kontrolle“, betonte Kasulke.

Wie essenziell Vertrauen und Resilienz insbesondere im Finanzsektor sind, wurde in der Paneldiskussion „The New Currency: Trust, Technology and Resilience in Finance“ deutlich. Unter der Moderation von Ian Salmon (Exactpro) tauschten sich Regina Melzer (Wiener Börse), Dietmar Böckmann (BKS Bank), Laura Hauser (OeKB CSD) und Scott Minneman (Zero Hash) über Strategien aus, wie Organisationen im Finanzwesen Stabilität aufbauen können. „Resilienz geht über IT hinaus – wir müssen jeden einzelnen Mitarbeiter auf unsere Resilienzreise mitnehmen“, erklärte Melzer. Hauser ergänzte: „Resilienz ist unsichtbar – bis etwas passiert und Vertrauen zerbricht.“ Böckmann verwies auf das Engagement der BKS Bank in den Bereichen Cybersicherheit, Awareness und Kundenbildung, während Minneman die Rolle von MiCA und dem EU AI Act hervorhob: „Das Ziel dieser Regulierungen ist es, Nutzer zu schützen und sicherzustellen, dass sie das bekommen, was sie erwarten – ganz gleich, was passiert.“ Das Panel verdeutlichte, dass Vertrauen und Resilienz die neue Währung des Finanzwesens sind – und nur durch Zusammenarbeit, klare Regeln und verantwortungsvollen Technologieneinsatz wachsen.

Wie Zero Outage in der Praxis funktioniert, zeigte Gemma Maria Salazar Luque, Vice President Strategy, Marketing & Technical bei Hitachi Rail. Sie erklärte, wie Hitachi Rail mit Digital Twins, KI-basierter Wartung und redundanten Architekturen für kontinuierliche, sichere und nachhaltige Bahnsysteme sorgt. „Zuverlässigkeit bedeutet Verantwortung – für die Sicherheit der Fahrgäste, für den Betrieb und für unsere Umwelt“, sagte Salazar Luque – ein eindrucksvolles Beispiel, wie sich Zero Outage in unterschiedlichsten Branchen bewährt.

Amir Tavakolian, Director Business Development bei Virtual Identity, lenkte den Fokus auf den Menschen. In seiner Keynote „Empathic Resilience – The Missing Operating Principle for Hybrid Human–AI Teams“ betonte er, dass Empathie kein Nice-to-have, sondern das Betriebssystem der Zukunft ist. Mit dem Framework SEE – SHAPE – STEER zeigte er, wie Unternehmen die Zusammenarbeit zwischen Mensch und KI bewusst gestalten können – durch Beobachtung, klare Rollen und regelmäßige Resilienzübungen. „Wenn wir verstehen, wie Menschen und KI miteinander agieren, schaffen wir Systeme, die nicht nur funktionieren, sondern miteinander lernen“, so Tavakolian.

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Ein weiterer Höhepunkt war die C-Level-Podiumsdiskussion „AI in Zero Outage – How to Keep Trust, Talent and Technology Aligned“, moderiert von Ursula zur Nieden (T-Systems International). Gertrud Götze (T-Systems Austria), Dr. Gerald Pfeifer (SUSE), Christoph Schacher (Wienerberger AG) und Amir Tavakolian (Virtual Identity) diskutierten, wie Unternehmen die Chancen der KI nutzen können, ohne Vertrauen, Sicherheit und Menschlichkeit aus den Augen zu verlieren (Bild). „Technologie allein garantiert keine Zuverlässigkeit – das tun Menschen“, eröffnete zur Nieden die Diskussion. Götze unterstrich die Bedeutung von Vertrauen und Lernkultur: „Führungskräfte müssen Mitarbeitenden den Raum geben, zu experimentieren und Technologie zu hinterfragen.“ Pfeifer warnte vor blindem Technik-Enthusiasmus: „Wenn man nur einen Hammer hat, sieht alles wie ein Nagel aus – wir müssen KI dort einsetzen, wo sie echten Mehrwert bringt.“ Schacher ergänzte: „KI wird Menschen nicht ersetzen – aber Menschen, die KI verstehen, werden diejenigen ersetzen, die es nicht tun.“ Tavakolian schloss mit dem Appell: „Empathie ist keine weiche Fähigkeit – sie ist ein Führungsprinzip, das Vertrauen und Resilienz in hybriden Mensch-KI-Teams aufbaut.“

Zum Abschluss betonte Quynh Nguyen, Researcherin am AIT Center for Technology Experience, die Bedeutung menschlicher Stärke für den Erfolg von Organisationen. In ihrer Keynote „Human-Centred Resilience – Strengthening People and Teams for Organisational Success“ stellte sie Projekte vor, in denen Technologie gezielt eingesetzt wird, um die psychologische Widerstandskraft zu fördern – etwa SURE (Resilienz in der Pflege), ReSolVE (Resilienz in virtuellen Umgebungen) oder LogoLog, eine KI-gestützte Reflexions-App auf Basis logotherapeutischer Prinzipien. „Resilienz ist sowohl unser Schutzschild als auch unser Wachstumsmotor“, sagte Nguyen. „Nur wenn Menschen resilient sind, können Organisationen es auch sein.“

Der Zero Outage Executive Summit 2025 zeigte eindrucksvoll, dass Verlässlichkeit keine rein technische Disziplin ist, sondern eine Frage von Kultur, Verantwortung und Zusammenarbeit. Zero Outage ist mehr als ein technischer Standard – es ist ein Mindset, ein Versprechen, dass Vertrauen, Stabilität und Verantwortung die Grundlage unserer digitalen Zukunft bilden.

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