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Unternehmertum mit Verantwortung

Unternehmertum mit Verantwortung

Produzieren mit der Sonne, das ist das Motto von zahlreichen namhaften Unternehmen, die auf Solarthermie setzen.

Die Treibhausgasemissionen in Österreich steigen kontinuierlich, den größten Anteil haben Industrie und Energieerzeugung. »Auch die Industrie ist gefordert, ihren Anteil am Klimaschutz zu leisten, um die Emissionen zu verringern«, ist Roger Hackstock, Geschäftsführer des Verbandes Austria Solar überzeugt. »Wie das funktioniert, zeigen Betriebe, die bereits heute intelligente Maßnahmen setzen, um ihren Verbrauch zu senken und erneuerbare Energie zu nutzen. Immer mehr Gewerbe- und Industriebetriebe setzen auf Sonnenenergie, wenn es um die Energieversorgung geht.« Vor allem beim Thema Wärme könne das Klima geschützt und gleichzeitig »jede Menge Geld gespart« werden, sagt Hackstock.

1. Betonwerk in OÖ

Ein großer Industriebetrieb, der seit Jahren auf die Sonne setzt, ist die oberösterreichische HABAU Hoch- und Tiefbau GmbH. Im Zuge der Errichtung von vier neuen Fertigungshallen für Betonfertigteile wurde bereits 2014 eine thermische Solaranlage mit 980 kW Wärmeleistung auf einer Fläche von 1.400 m² installiert. Die Solarwärme deckt über 90 % der Hallenheizung und liefert mehr als ein Drittel der Energie für den Fertigungsprozess der Betonteileaushärtung.

Solarenergie wird von April bis Oktober für die Produktion genutzt, zur Heizung der Schalungen für die Hohldielendeckenproduktion und Trockenkammern in der neuen Umlaufanlage. Die Solaranlage wurde in einem straffen Zeitplan errichtet, zwischen Planung und Halleneröffnung vergingen nur zwölf Monate. Das Unternehmen spart sich mit der Solarversorgung jährlich 50.000 m³ Erdgas und vermeidet 190 Tonnen CO2 pro Jahr.

2. Motorprüfstand in der Steiermark

AVL List entwickelt und verbessert alle Arten von Antriebssystemen und ist ein Partner der internationalen Motoren- und Fahrzeugindustrie. Die Prüfstände am Standort in Graz haben einen hohen Energiebedarf und brauchen aus Gründen der Qualitätssicherung ein konstantes Raumklima. Im Jahr 2014 wurde eine große thermische Solaranlage mit 1 MW Wärmeleistung bei 1.450 m² Kollektorfläche installiert. Die Anlage liefert jährlich rund 600 MWh klimaneutrale Heizung und Kühlung für die Prüfstände. Das Kollektorfeld dient gleichzeitig als Überdachung der Parkflächen.

Die Anlage bei AVL List wurde über ein Bürgerbeteiligungsmodell finanziert und spart mehr als 100 Tonnen Treib­hausgase pro Jahr. Es ist die erste Anlage in dieser Größenordnung in Österreich, die über Crowdfunding finanziert wurde. Das steirische Industrieunternehmen profitiert dabei nicht nur von einer klimaneutralen Energieversorgung, sondern auch vom langfristig stabilen Energiepreis der gelieferten Solarwärme.

3. Möbelwerk in Salzburg

Der Salzburger Möbelhersteller Kröll & Winkel hat 2017 bei der Errichtung des neuen Betriebs- und Produktionsgebäudes eine Solaranlage mit 74 kW Wärmeleistung auf 105 m² Fläche installiert. Die thermische Solaranlage wurde in die Fassade integriert, um die Wintersonne besser nutzen zu können. Die Solaranlage deckt 80 % des Wärmebedarfs, jährlich werden 55.000 kWh Wärme erzeugt. Die Reduktion der Energiekosten liefert dem Hersteller und folglich auch den Kunden einen Betriebskostenvorteil.

Die Solarwärme wird nicht nur in einem Wassertank gespeichert, sondern über den Boden im Erdgeschoß, Obergeschoß und der Garage langsam an die Räume abgegeben. Die Zusatzheizung ist eine Wärmepumpe mit Erdkollektor. Dieser dient im Sommer zur passiven Kühlung von Ober- und Untergeschoß des Gebäudes, die Hitze der Räume wird einfach unter die Erde geleitet. Vor allem die Kühlfunktion wird von der Belegschaft in den Sommermonaten sehr geschätzt, heißt es.

4. Gärtnerei in Wien

Für Gärtnereien ist die Sonne die wichtigste Energiequelle, damit Pflanzen, Blumen und Gemüse gedeihen. Seit 2016 versorgt eine Solaranlage mit 88,2 kW Wärmeleistung auf einer Fläche von 126 Quadratmetern in der Wiener Gärtnerei Bach auch die Gewächshäuser. Damit können schon im Jänner Pflanzen gezüchtet werden, gänzlich ohne fossile Energie. Der Gärtnerei aus dem Bezirk Donaustadt spart die Solaranlage rund 60 % der Heizkosten, jährlich werden 47.000 kWh Wärme mit der Sonne erzeugt.

Die Solarwärme wird in einem großen Wassertank gespeichert und über den Betonboden in den Gewächshäusern langsam abgegeben, um die Pflanzen zu schonen. Im Sommer wirkt das Fundament als Energiepuffer, um eine Überhitzung der Gewächshäuser zu vermeiden.

5. Marktzahlen in Österreich

Im Vorjahr wurden in Österreich 64,1 MW – insgesamt 91.580 m² – thermische Sonnenkollektoren installiert. Die Import- und Exportrate lag laut Marktstatistik über die Jahre konstant bei unter 10 % Import und über 80 % Export.

Während Solaranlagen im Ein- und Mehrfamilienhausbereich mit über 90 % weiter den Markt dominieren, findet in den letzten Jahren eine Verlagerung zu gewerblichen und industriellen Anwendungen sowie in Richtung solarer Fernwärme statt. Neu ist die Zunahme der installierten Luftkollektorflächen, die vor allem zur Trocknung von landwirtschaftlichen Produkten und von Hackschnitzel eingesetzt werden. Die Neuinstallationen haben sich von 2016 auf 2019 beinahe versechsfacht.

Gute Zeit für Investition

Seit 1. September können sich Unternehmen bei Solaranlagen 14 % der Investition als Prämie zuschießen lassen. Die Konjunkturmaßnahme der Regierung fokussiert auf den Bereich Ökologisierung, in den auch Solarwärmeanlagen fallen. Die Investitionsprämie ist mit anderen Förderungen wie zum Beispiel dem Solaren Großanlagenprogramm des Klimafonds oder der UFI-Förderung kombinierbar. Dadurch ist es möglich, über 50 % der Investition in eine Solaranlage wieder vom Staat zurückzuerhalten, heißt es bei Austria Solar.

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