Das EFQM Modell ist ein auf sieben Kriterien basierendes, flexibles Modell, das dabei hilft, das Verhalten, Denken und die Kultur einer Organisation zu verstehen und zu analysieren. Das EFQM Modell ermöglicht einen Gesamtblick auf ein Unternehmen, es gibt einen Rahmen vor, der dem Unternehmen hilft, keinen Bereich im Unternehmen zu vergessen. Man kann es auch als einzelne zueinander gewichtete Puzzleteile sehen, die zusammen ein ganzes Bild ergeben.
Das Kriterienmodell beschreibt praxisorientiert, welche Anforderungen an ein exzellentes Unternehmen gestellt werden. Dafür ist das Modell in sieben Hauptkriterien gegliedert, die sich wiederum in Teilkriterien unterteilen.
Die Struktur des EFQM-Modells ist auf der kraftvollen Logik folgender drei Fragen aufgebaut:
- Warum existiert die Organisation? Welchen Zweck erfüllt sie? Warum verfolgt sie genau die aktuell bestehende Strategie? (Die Ausrichtung)
- Wie beabsichtigt sie, ihren Zweck zu erreichen und ihre Strategie umzusetzen? (Die Realisierung)
- Was hat sie bisher erreicht? Was will sie künftig erreichen? (Die Ergebnisse)
Das Grundprinzip (der „Rote Faden") des EFQM Modells ist die Verknüpfung von Zweck, Vision und Strategie einer Organisation und wie sie dadurch für die von ihr als wichtig erkannten Interessengruppen nachhaltigen Nutzen schafft und herausragende Ergebnisse erzielt.
Gerne möchten wir Ihnen das EFQM Modell und die 7 Kriterien näher vorstellen.
Strategieprozess und Strategieentwicklung
Das Kriterium 1 des EFQM Modells beschäftigt sich mit den Themen: Zweck, Vision und Strategie: „Eine herausragende Organisation definiert sich über einen inspirierenden Zweck, eine erstrebenswerte Vision und eine wirksame Strategie."
Die Strategie der Organisation beschreibt, wie die Organisation beabsichtigt, ihren Zweck zu erfüllen. Konkretisiert werden diese Pläne der Organisation in einem Strategieprozess.
Strategieentwicklung findet sowohl innerhalb (als Eigenleistung) als auch außerhalb (als Vorgabe) der Organisation statt und kann sowohl implizit als auch explizit erfolgen. Das EFQM Modell versteht die Arbeit an der Strategie als gemeinschaftliche Führungsleistung, die überwiegend intern erfolgt und für alle wichtigen Beteiligten sichtbar und nachvollziehbar ist. Basis für diese Strategieentwicklung ist dabei der Zweck der Organisation. Die Bedürfnisse der Interessengruppen sowie, noch weiter gefasst, das Eco-System (das Umfeld) der Organisation müssen dabei berücksichtigt werden.
Die Kommunikation der Ziele ist essenziell. Studien besagen, dass oftmals lediglich 20 % der Mitarbeitenden die Ziele bzw. die Strategie ihrer eigenen Organisation kennen.
Auf die Strategiearbeit folgt die Strategieumsetzung. Der strategische Zyklus definiert, wie oft wird die Strategiearbeit wiederholt wird, um in die Umsetzung zu kommen (z. B. statisch: einmal pro Jahr oder dynamisch entsprechend öfter). Eine exzellente Organisation muss das Tagesgeschäft, aber auch die Strategie-Transformation (wo wollen wir hin, was müssen wir verändern, etc.) im Griff haben.
Elemente des EFQM Modells und Strategiearbeit
Welche Bedeutung haben die folgenden Inhalte des EFQM Modells für die Strategiearbeit in einem Unternehmen?
Das EFQM Modell basiert auf europäischen Werten und UN Prinzipien (wie z.B. den Sustainable Development Goals). Auch in der Strategiearbeit muss daher sowohl die ökonomische als auch die ökologische und die soziale Perspektive bearbeitet werden. Die Organisation muss ihr Ecosystem begreifen, als Vorbild agieren und zum Wohle aller agieren.
Ein wichtiger Bestandteil des EFQM Modells ist der langfristige, auf Interessengruppen ausgerichtete Blickwinkel. In der Strategiearbeit bedeutet das, dass man sowohl aktuelle als auch zukünftige Erwartungen berücksichtigen bzw. voraussehen sollte. Auf eine Ausgewogenheit zwischen den Interessengruppen sollte geachtet werden.
Wichtige Interessengruppen der Organisation werden ausgewogen berücksichtigt: Kunden, Mitarbeitende, Eigentümer, Aufsichtsbehörden, Gesellschaft, Partner und Lieferanten.
Betrachtet man die im EFQM Modell wichtige Komponente der Ursachen-Wirkungs-Zusammenhänge, dann bedeutet das für die Strategieentwicklung, dass man auf die Durchgängigkeit zwischen Ausrichtung, Realisierung und Ergebnisse achten sollte.
Das EFQM Modell propagiert einen weniger hierarchischen Führungsstil und mehr Zusammenarbeit innerhalb der Organisation. In exzellenten Organisationen gibt es also weniger Anweisung und Kontrolle und mehr Ermächtigung. Das spiegelt sich auch im Strategieprozess wider, der damit eine Kombination aus Top-down und Bottom-up Aktivitäten sein sollte.
Eine Diversität in der Zusammenarbeit bringt Vorteile auch für die Strategiearbeit. Unterschiedlichkeiten werden genutzt, um vielfältige Aspekte einzubringen und den Strategieprozess zu bereichern.
Gleichzeitig das Tagesgeschäft erfolgreich zu managen und Transformation umzusetzen ist die Herausforderung einer jeden und Merkmal einer exzellenten Organisation. Für die Strategiearbeit bedeutet das, dass strategische Schwerpunkte in operative Tätigkeiten heruntergebrochen werden. Kennzahlen werden sowohl für das Controlling der Strategie als auch der operativen Leistungsfähigkeit verfolgt.
Exzellente Organisationen weisen eine kreative, innovative und auch disruptive Grundeinstellung auf. Auch in der Strategiearbeit muss daher laufend der Status-Quo hinterfragt werden, neue Wege sollen ausprobiert werden – „elegantes Scheitern" wird dabei als mögliche Folge akzeptiert.
Co-Creation – gemeinsames Tun anstatt einer Gewinner-Verlierer-Mentalität bedeutet, dass die Interessenpartner aus dem Eco-System in die Strategieentwicklung eingebunden werden. Dies kann z.B. in übergreifenden Projekten passieren.
Aus dem Tagesgeschäft heraustreten, entschleunigen und eine externe Sichtweise einnehmen (oder externe Sichtweisen durch Assessments hereinholen) – das ermöglicht herausragenden Organisationen eine holistische Perspektive auf ihre Organisation.
Ein wandlungsfähiges, komplexes und nicht mechanistisches System erreicht eine Organisation mit hoher Unternehmensqualität dadurch, dass sie die Abhängigkeiten und Beziehungen zwischen den Menschen beachtet und nicht linear sondern in Wechselwirkungen denkt. Veränderungen brauchen oft Zeit, die berücksichtigt werden soll.