Die Spekulationen rund um die Sprengung der Nordstream-2-Erdgas-Pipeline reißen nicht ab.
In den europäischen Staatskanzleien heißt es, man wisse, wer es war, aber aus Gründen der Staatsräson sage man es nicht. Wer outet schon gerne seine besten Freunde, oder sollten wir sagen: Seine besten Feinde.
Douglas Macgregor, der Militärexperte und ehemaliger Berater von Präsident Donald Trump ist da schon weniger zurückhaltend: "Die Fingerabdrücke der US-Marine sind deutlich erkennbar."
Und auch Jeffrey Sachs, der Wirtschaftsprofessor der Columbia Universität hat einen sicheren Tipp. "Es waren die USA". Erstens sei ein Militärhubschrauber der USA über dem Gebiet gekreist, Radaraufzeihnungen belegten das, und zweitens: Präsident Joe Biden hatte Anfang des Jahres in einer Presskonferenz angekündigt, Nordstream 2 werde nie in Betrieb gehen. Als ein Reporterin von Reuters nachfragte, wie er das behaupten könne, schließlich sei das eine Sache zwischen Berlin und Moskau, entgegnete Biden: "Glauben Sie mir, wir haben Mittel und Wege dafür zu sorgen, dass nie Gas durch diese Pipeline fließt."
"Glauben Sie mir, wir haben Mittel und Wege dafür zu sorgen, dass nie Gas durch diese Pipeline fließt."
Präsident Joe Biden am 7.Februar 2022
In der Publikation "The American Thinker" geht Autor Guy K. Mitchell Jr. ebenfalls auf die Suche nach dem Täter und stellt die Frage: Wer hat ein Motiv? Er schließt die USA als Bombenleger aus: "Es scheint nicht so als hätten die USA etwas wirtschaftlich davon. "
Bei dieser Frage gehen die Meinungen allerdings weit auseinander und ein vom französische Wissenschafter Emmanuel Todd im Jahr 2001 veröffentlichtes Buch erfreut sich plötzlich wieder reger Nachfrage: "After the Empire: The Breakdown of the American Order" heißt das Werk und Todd vertritt darin die These, dass die alleinige Supermacht USA am Ende der Fahnenstange angelangt sei und zunehmend die dominante Rolle verliere. Um das zu kaschieren, fange Washington an, die eigenen Partner zu kannibalisieren.
Ein Frühwerk von Antony J. Blinken, dem jetzigen US-Außenminister, aus dem Jahr 1987 legt eine ähnliche Fährte. Der beziehungsvolle Titel: "Ally against Ally."
Blinken hat Joe Biden schon in seiner Zeit als Senator und später als Vizepräsident in strategischen außenpolitischen Fragen beraten.
Garland Nixon, der Podcaster und bekennende Linke, hat eine klare Theorie dazu: "Die USA haben erkannt, dass die Finanzindustrie und der reine Dienstleistungssektor zu wenig sind, um gegen China zu bestehen. Sie müssen Re-Industrialisieren. Indem sie Europa, das über Jahrzehnte gut gelebt hat mit billigem russischen Gas, von dieser Quelle abschneiden, ziehen sie der europäischen Industrie den Boden unter den Füßen weg."
Nixon sagt voraus: Es werde zu einem Massenexodus europäischer Produktionsbetriebe kommen. Welcome to the USA!
In diesem Szenario kämpfen die USA und China um die globale Wirtschaftsdominanz. Europa ist abgemeldet und bleibt zurück als größtes Freiluftmuseum der Welt, in dem man sehen kann, was einmal Großes war und wo man landet, wenn man vergisst, wie diese Größe zustande gekommen ist.
Das untergehende Imperium...
kannibalisiert seine Verbündeten, sagt Emmanuel Todd in seinem Buch