Friday, November 28, 2025

Mehrwert für Manager

Ticker

Zukunft Wirtschaftsstandort: Warum der Emissionshandel so wichtig ist

Die kürzlich durchgeführte Konsultation der Europäischen Kommission zur Zukunft des EU-Emissionshandels nach 2030 ist zweifellos ein wichtiger Schritt – doch sie bleibt in zentralen Punkten bemerkenswert unkonkret. Ein Kommentar von Dr. Andreas Pfeiler, Geschäftsführer Fachverband Steine-Keramik.

Dass die Gratiszuteilung für energieintensive Industrien auslaufen wird, ist längst beschlossen. Für jene Sektoren, die dem CO₂-Grenz­ausgleichsmechanimus (CBAM) unterliegen – wie die europäischen Zementindustrie - endet sie bereits 2034. Für alle anderen spätestens 2039. Doch was danach kommt, bleibt vage. Anstatt echte Perspektiven aufzuzeigen, verliert sich die Diskussion leider in technischen Einzelfragen wie zur Effektivität der Marktstabilitätsreserve oder zur Kostenwirksamkeit des Systems. Das zentrale Problem wird aber kaum adressiert: Wie soll Europas energieintensive Industrie unter global ungleichen Wettbewerbsbedingungen dauerhaft wettbewerbsfähig bleiben? Die Einführung des CO₂-Grenzausgleichmechanismus ist ein Schritt, aber kein Allheilmittel. Er bleibt begrenzt auf bestimmte Sektoren, erfasst nicht die gesamte Wertschöpfungskette und wird international kritisch beäugt.

Billigprodukte aus dem Ausland
Ein Beispiel dazu sind Zementimporte aus dem nicht europäischen Mittelmeerraum. Trotz höherer CO₂-Intensität gelangen diese Produkte auf den europäischen Markt. Die Produktionskosten sind dort deutlich geringer, weil Umwelt-, Energie- und Sozialstandards schwächer ausgeprägt sind. Gleichzeitig können die deklarierten Emissionswerte mangels unabhängiger Prüfung kaum verifiziert werden. Dadurch entsteht ein systematischer Wettbewerbsnachteil für europäische Produzenten, die im Rahmen des ETS hohe Kosten und strenge Berichtspflichten zu erfüllen haben.

Damoklesschwert Deindustrialisierung
Ohne effektiven Schutz vor Carbon Leakage und ohne klare Strategie für jene Industrien, die weiterhin global konkurrieren müssen, droht eine schleichende Deindustrialisierung Europas. Die Integration von Carbon Removals und Carbon Capture and Utilisation (CCU) in das ETS-System mag technologisch faszinierend sein, ändert aber nichts an der Tatsache, dass diese Technologien weder breit verfügbar noch wirtschaftlich darstellbar sind – zumindest nicht in jenem Ausmaß, um eine substanzielle Wirkung zu haben. Wer hier zu viel Hoffnung setzt, riskiert politische Augenwischerei.

ETS entscheidet die Zukunft Europas

Was fehlt, ist eine industriepolitische Gesamtstrategie, die Dekarbonisierung nicht als Selbstzweck, sondern als Teil eines wirtschaftlichen Erneuerungsprozesses versteht. Stattdessen wird kleinteilig über Marktmechanismen diskutiert, ohne deren soziale und ökonomische Auswirkungen wirklich zu reflektieren. Die Konsultation ist notwendig – aber sie sollte nicht zur technokratischen Übung verkommen. Die Zukunft des ETS entscheidet auch über die Zukunft des Industriestandorts Europa. Diese Dimension muss endlich ins Zentrum der Debatte rücken.n 

×
Stay Informed

When you subscribe to the blog, we will send you an e-mail when there are new updates on the site so you wouldn't miss them.

Bauwissen 2025/2026: Die BAUAkademie BWZ OÖ starte...
Novelle Vergaberecht: Chance für Bauwirtschaft

By accepting you will be accessing a service provided by a third-party external to https://www.report.at/

Firmen | News

Firmen | News
28 November 2025
Firmen | News
Als treibende Kraft im österreichischen Cloud-Markt bietet A1 leistungsstarke und sichere Lösungen, die Datensouveränität nachhaltig gewährleisten – und damit die Grundlage für erfolgreiche Digitalisierung auf europäischem Boden schaffen. In einer zu...
Firmen | News
24 November 2025
Firmen | News
 Der Immobilienmarkt hat sich in den letzten Jahren spürbar verändert. Der starke Nachfrageboom der vergangenen zehn Jahre hat sich zwar beruhigt, dennoch möchten viele Menschen nach wie vor den Traum vom eigenen Zuhause verwirklichen. Käuferinn...
Redaktion
21 November 2025
Firmen | News
 Der Wohnungsbau steht unter Druck: Steigende Baukosten, hohe Zinsen und wachsende Anforderungen an Nachhaltigkeit und Barrierefreiheit stellen Investoren und Eigentümer vor große Herausforderungen. Gleichzeitig bleibt der Bedarf an bezahlbarem ...
Redaktion
20 November 2025
Firmen | News
Wie lassen sich KI-Workloads in Österreich produktiv und gleichzeitig souverän betreiben? Das ist derzeit eine der zentralen Fragen rund um das Thema Künstliche Intelligenz. Axians präsentierte dazu beim LSZ CIO Kongress ein spannendes Konzept: ein l...

Neue Blog Beiträge

24 November 2025
Architektur, Bauen & Wohnen
Sicherheit beginnt mit Materialverständnis. Wer Bauwerke plant oder Infrastruktur betreibt, weiß: Nur Baustoffe mit klar definierten Eigenschaften erfüllen ihren Zweck auch unter Extrembedingungen. Beton gehört genau in diese Kategorie. Er ist minera...
20 November 2025
Markt und Marketing
Europa
 Österreichs Leitbetriebe zeigen eindrucksvoll, dass Erfolg kein Zufalls­produkt ist, sondern das Ergebnis von Weitblick, Konsequenz und Mut zum Handeln. Während andernorts über Rahmenbedingungen, Bürokratie oder Fachkräftemangel geklagt wird, s...
20 November 2025
Intelligente Netze
Architektur, Bauen & Wohnen
Jetzt oder nie: 220.000 Euro Steuervorteil für PV-Investitionen bis Ende 2026. Die Photovoltaikbranche ist ein Abbild unserer Konjunktur. In rezessiven Phasen wird weniger in die Zukunft investiert, dabei wäre gerade dies ein wichtiger Motor für die ...