Thursday, November 06, 2025

Mehrwert für Manager

Bau | Immobilien

Versorgt mit erneuerbarer Energie, digital gesteuert und begrünt, wo immer es geht.


Kein Öl, kein Gas, keine Kohle. Die gesamte Energie stammt aus eigenen erneuerbaren Quellen, die Luftqualität ist erstklassig, die Beleuchtung perfekt. Und das in einem 80.000 Quadratmeter großen Bürohaus. Zu schön, um wahr zu sein? »Nein«, sagt der Vorstand der EUREF AG und Architekt des Düsseldorfer Vorzeigeprojekts des Immobilienentwicklers EUREF, Gerhard Müller. »Wir könnten alle neuen Gebäude so bauen. Die Technik und das Wissen sind da, wir müssen das alles nur umsetzen«, betonte er bei der Eröffnung des EUREF-Komplexes Mitte September. Immerhin sind Gebäude für 40 Prozent des CO2-Ausstoßes verantwortlich.

Die zentralen Konzepte dominieren das Gebäude: Automation aller technischen Abläufe und erneuerbare Energien. Für die Automation und Digitalisierung ist der französische Konzern Schneider Electric zuständig. Er hat seine Deutschland-Zentrale auf den EUREF-Campus in Düsseldorf verlegt. Das Unternehmen hat die komplette Steuerung der Energieflüsse, der Luftfilter und der Optimierung der Strom-, Wärme- und Kälteversorgung übernommen. Dazu zählen nicht nur jede Menge Sensoren, sondern auch Energiespeicher und Elektro-Ladestellen. Über 175 solcher Ladepunkte verfügt der Campus bereits, aber noch wird ausgebaut. Was alles möglich ist, um Gebäude CO2-neutral zu gestalten, zeigt Schneider Electric im 660 Quadratmeter großen Innovation Hub am EUREF-Gelände. Dort ist von effizientem Energieeinsatz in Haushalten, als einfachstes Beispiel mittels funkgesteuerter Armaturen an Heizkörpern und großen Stromverbrauchern, über innovative Lösungen für Industrie bis zu intelligenten Netzen und energieeffizienter Steuerung von Datenzentren alles zu sehen.

Zentrales Konzept Nummer zwei ist die CO2-neutrale Energieversorgung. Da kommt dem EUREF-Gebäude der Standort zugute. Es liegt nämlich am Rande des Lichtenbroicher Baggersees. »Ein gigantischer Wärmespeicher«, wie Mike Hughes, CEO für die Schneider Electric DACH-Region, unterstrich. Über zwei Leitungen, eine in etwa sieben Meter Seetiefe und eine in der oberen Wasserschicht, strömt Wasser über einen Seiher in einen Wärmetauscher. Dieser erwärmt das Wasser im Winter und kühlt es im Sommer, womit das Gebäude stetig mit angenehmen Temperaturen und ökologisch nachhaltig versorgt wird. Die Fischer am See, die Sorge hatten, das rückfließende Wasser könnte zu stark erwärmt werden und die Fische gefährden, hat Schneider Electric mit einer Studie besänftigt. Demnach erwärmt sich das Wasser um maximal 2 °C, was unbedenklich sei. Neben der Wärme- beziehungsweise Kälte aus dem Seewasser stellt eine riesige PV-Anlage die Energieversorgung des Gebäudes sicher. Dafür, dass das Zusammenspiel aller Komponenten funktioniert, sorgt das intelligente Energiemanagementsystem, der Microgrid Advisor von Schneider Electric. Er verbindet die Energieerzeugung aus dem Seewasser, die Kühlung, die Photovoltaik, den Speicher und die Ladeinfrastruktur so, dass das Gesamtsystem möglichst effizient funktioniert.

Schneider Electric, EUREF Campus - Pressevent 2025 - Foto: Gruppe C Photography

Bild: Der EUREF Campus in Düsseldorf ist nach dem Berliner Standort das zweite Modellquartier von Schneider Electric und steht für intelligente Architektur, CO2-neutrale Energieversorgung und eine konsequente Digitalisierung aller Gebäudefunktionen.

Niedrige Betriebskosten
Architekt und EUREF-Vorstand Müller ist auch überzeugt, dass solche Gebäudelösungen nicht nur gut für Umwelt und Klima sind, sondern auch für die Ausgabenrechnung der eingemieteten Firmen. Denn im Vergleich zu herkömmlichen, unsanierten Bürohäusern lägen die Betriebskosten bei etwa einem Viertel. Das lässt sich aus dem Berliner Modellprojekt von EUREF, das nach dem gleichen Prinzip wie das Düsseldorfer Projekt errichtet wurde, schon vor Längerem errichtet wurde, ableiten. Zufrieden seien die Mitarbeiter der vielen Unternehmen, die im EUREF-Campus eingemietet seien, aber nicht nur wegen der angenehmen Wärme- und Kälteversorgung, sondern auch wegen der Luftqualität. Immerhin liegt der EUREF-Campus nahe am Düsseldorfer Flughafen, wo die Feinstaubbelastung der Luft höher ist als in anderen Gebieten. Luftfilter, automatisch gesteuert, sorgen dafür, dass diese Belastung unter die gesetzlich vorgegebenen Grenzwerte gedrückt wird. Dazu gibt es auch noch natürliche Luftqualitätsverbesserer: eine Reihe von Bäumen in der riesigen Eingangshalle.

Gebäudebestand als Problembereich
CO2-neutrale Neubauten sind mit guter Planung heutzutage kein Problem mehr. Da sorgt schon ein digitaler Zwilling, der während der Errichtung des Gebäudes sämtliche Einzelschritte mitvollzieht, dafür, dass über den gesamten Lebenszyklus jede Veränderung, jede Schadstelle rasch erkannt werden kann. Bei Altbauten sieht das anders aus. Energieeffiziente Sanierungen und CO2-neutrale Umgestaltungen sind schwieriger. Skepsis gegenüber der Digitalisierung bremst. Doch Architekt Müller und Schneider Electric Deutschland sind überzeugt: »Der Gebäudesektor steht bei der Digitalisierung vor einem großen Umbruch«.

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