Die gute Nachricht: Laut Statistik Austria konnte das Wirtschaftswachstum vom Energieverbrauch bereits etwas entkoppelt werden. In der Sachgüterproduktion konnte die Energieintensität von 100% im Basisjahr 1990 auf 93% im Jahr 2009 gesenkt werden. Das sind wichtige Fortschritte auf dem Weg zur Dematerialisierung, aber auch nur erste Schritte auf dem Weg zu einer Effizienzrevolution. Bekannte Wissenschaftler und Politiker wie Schmidt-Bleek und von Weizsäcker fordern einen Faktor 10 oder mindestens einen Faktor 5.
Schauen wir uns ein paar Hintergründe näher an: Die Betrachtung der Entwicklung der Rohstoffpreise in Form des HWWI Rohstoffpreis Index „Euroland“ ohne Energie des letzten Jahrzehntes macht deutlich, dass sich die Rohstoffpreise deutlich verteuert haben. Im Jahr 2001 lag der Index bezogen auf 2010 bei 59,6%, im Jahr 2011 bei 114%. Der Index inkl. Energierohstoffe ist volatiler, die Steigerung sogar noch etwas höher und ist auch noch volatiler. Fakt ist, Rohstoffe und Energie wurden teuerer und die Preise werden weiter steigen. Das sollte doch unseren Innovationsgeist fördern.
Schauen wir noch etwas genauer hin: Laut der deutschen demea Materialeffizienzagentur betragen die Materialkosten im Produzierenden Gewerbe 44,8%, die Personalkosten 18,7%, die Kosten für Handelsware 11,7%, die Kosten für Steuern 3,4%, für Abschreibungen2,8% für Lohnarbeiten 2,4%, für Energie 1,8%, für Dienstleistungen 1,6%, für Fremdkapitalzinsen 0,8%. Unter Sonstiges fallen 10,6%. Die Materialkosten liegen damit mehr als doppelt so hoch wie die Personalkosten. Die Energiekosten liegen bei nur 2%. Laut Studien der demea könnten ca. ein Fünftel pro Jahr eingespart werden. Laut demea nutzen aber selbst gut aufgestellte Unternehmen nicht ihre Potenziale. Als Gründe werden oftmals Personal- und Zeitmangel angeführt oder man vermutet hohen Investitionssaufwand sowie lange Amortisationszeiten. Haben wir die Tragweite noch nicht erkannt?
Haben Sie schon mal überlegt, was eine Steigerung der Materialeffizienz von zwei bis drei Prozent bringen könnte? Eine Steigerung der Materialeffizienz und damit Senkung der Kosten um zwei Prozent bei einer angenommenen Umsatzrendite von drei Prozent komme einer vergleichbaren Steigerung des Umsatzes von 30% gleich. Damit wirkt sich die Materialeffizienz unmittelbar auf die Ergebnisrechnung und auf die Bilanz aus. Das sind doch gewalte Hebel, kleine Ursache, aber große Wirkung?!
Das Bewußtsein für Energieeffizienz ist ausgeprägter als für die Materialeffizienz. Dies geht auch aus einer qualityaustria Studie hervor. Die Kreativität und Energie im Energiesektor müßte nun noch ausgeweitet werden auf das Thema Materialeffizienz. Vor dem Hintergrund steigender Rohstoffkosten, der Kostenstruktur sowie den möglichen Einsparpotenzialen von 20 bis 45% im Materialmanagement gibt es im Qualitätsmanagement zur Prozess- und Produktgestaltung noch viel Spielraum, zB durch weniger Verschnitt, durch eine bessere Planung, durch Innovationen im Leichtbau,... Qualitäts- und Umweltmanagement können hier wertvolle Potenziale erschließen.
Wenn Sie erfolgreiche Beispiele kennen, dann schreiben Sie mir. Danke im Voraus.
Viel Erfolg mit Qualität!
Axel Dick