Dr. med. univ. Günther Schreiber, Qualitätsexperte für das Gesundheitswesen bei der Quality Austria ließ in seinem Vortag beim 7. qualityaustria Gesundheitsforum mit aktuellen Zahlen aus Deutschland aufhorchen: "Mehr als 40.000 Behandlungsfehler wurden dort allein im vergangenen Jahr nachgewiesen – Tendenz steigend."
In drei von vier Fällen führen solche Fehler zu gesundheitlichen Schäden und in der Folge zu Ansprüchen auf Schadenersatz. In Deutschland sterben viermal mehr Menschen durch Krankenhauskeime als durch Verkehrsunfälle. Der Grund: Einsparungen, die offensichtlich am falschen Fleck getätigt werden. Auswirkungen einer kritischen Rationalisierungspraxis und „Verknappungsmedizin“ treten unter großem Medieninteresse auch hierzulande immer wieder zutage, weil Budgetziele gegenüber Versorgungszielen zunehmend in den Hintergrund treten. Dazu kommt Ärzteknappheit bzw. überlastetes und unzufriedenes medizinisches Personal als Ursache für erhöhte Fehleranfälligkeit.
„Es gilt, einen Ausgleich zu finden zwischen den medizinischen Möglichkeiten, ihrer Finanzierbarkeit, sowie Qualität und Gerechtigkeit“, so Schreiber zu den Anforderungen an eine zeitgemäße Gesundheitsökonomie. Die Lösung: Den Fokus auf die Fehlervermeidung legen anstatt wertvolle Zeit für kostspielige Korrekturen aufzuwenden. „Wer die internen Abläufe verbessert, arbeitet effektiv und effizient. Gerade im Gesundheitswesen muss dieser Ansatz höchste Priorität haben“, bestätigt der Gesundheitsexperte der Quality Austria und zitiert die aktuellen Zahlen: Umfassende Qualitätsmodelle sind in zwei Drittel der heimischen Krankenhäuser implementiert, am häufigsten kommt dabei die ISO 9001 zum Einsatz.
ÖNORM EN 15224 – zukunftsfähige Grundlage für Professionalisierung
Mit der europäische Norm ÖNORM EN 15224 wurde im Herbst 2012 eine Grundlage für eine vergleichbare Qualität im Gesundheitswesen geschaffen – über Landesgrenzen hinweg. Die europäische Norm wurde auf der Basis der ISO 9001 vertieft, wobei der Schwerpunkt auf den klinischen Prozessen und deren Risikomanagement liegt, um eine qualitativ gute Gesundheitsversorgung zu fördern. Planungs-, Ausführungs- und Lenkungsprozesse erhalten hier in ihrer Gesamtheit einen besonderen Stellenwert.
Viel Erfolg mit Qualität!
Axel Dick