Können auch Anwälte effizient und professionell im Homeoffice arbeiten? Warum ist Spracherkennung dabei so wichtig? Im Rahmen des Deutschen Anwaltstags 2021 haben wir mit der Geschäftsführerin von Philips Speech Deutschland, Angela Alliger, über die aktuellen Entwicklungen bei Diktier- und Sprachlösungen gesprochen.
Frau Alliger, normalerweise wären wir jetzt gerade an unserem Stand am Deutschen Anwaltstag. Für diejenigen, die uns noch nicht kennen, könnten Sie sich und das Unternehmen hier kurz vorstellen?
Ich bin Angela Alliger, Geschäftsführerin bei Philips Speech Deutschland und verantwortlich für Customer Success und Inside Sales in einer internationalen Vertriebsregion, die außer Deutschland auch Österreich und die Schweiz, Skandinavien, Osteuropa und den Nahen Osten umfasst. Philips Speech ist der globale Branchenführer für professionelle Diktier- und Sprachlösungen. Seit 65 Jahren sind wir auf dem Markt und damit etwas jünger als der Deutsche Anwaltstag, der 1949 zum ersten Mal stattfand.
Welche Entwicklungen sind Ihnen in den letzten 12 Monaten im Bereich Diktieren und Spracherkennung besonders auffallend geworden?
Wir haben eine sehr enge Verbindung zu unserer Branche und sehen viele Entwicklungen durch unsere Kundinnen und Kunden, beispielsweise im juristischen Bereich sowie durch unsere mehr als 1.000 Vertriebs- und Implementierungspartner auf der ganzen Welt. Des Weiteren bewegen wir uns in einem sehr dynamischen Markt mit einem starken Wettbewerb, aber auch namhaften Unternehmen im Bereich Spracherkennung und Sprachassistenz.
Die bedeutendsten Entwicklungen der letzten Jahre waren für mich die Corona-Pandemie und die damit verbundene Umstellung auf Homeoffice, die für einen Großteil unserer Kunden vorher nicht so ganz normal war. Darüber hinaus ist und bleibt die Spracherkennung ein heiß diskutiertes Thema. Wie vielen bekannt sein dürfte, hat Microsoft Nuance Communications für fast 20 Milliarden Dollar erworben. Als Hersteller von branchenspezifischen Spracherkennungslösungen ist Nuance vielen Anwälten als die Dragon-Familie bekannt.
Schließlich war für mich im Jahr 2021 die Frage wichtig, dass wir unser Portfolio vor dem Hintergrund all dieser Entwicklungen so breit aufstellen, dass wir die Anforderungen unserer Kunden in den verschiedensten Facetten erfüllen können.
Seit Corona wird immer wieder betont, dass sich die Arbeitswelt im Wandel befindet. Welche Entwicklungen sind bei den Kanzleien zu beobachten?
Ziel ist es natürlich, die Arbeit auch im Homeoffice professionell und produktiv fortsetzen zu können. In Deutschland wird gerade über ein Homeoffice-Gesetz diskutiert. Doch auch unabhängig von der gesetzlichen Verankerung eines Rechts auf Homeoffice wie in anderen Ländern ist davon auszugehen, dass Unternehmen und Kanzleien nach wie vor ihre hybriden Arbeitsformen beibehalten werden. Aber auch wenn ein Recht auf Homeoffice wie in anderen Ländern gesetzlich verankert wird, ist damit zu rechnen, dass Unternehmen und Kanzleien nach wie vor eine hybride Arbeitsweise bevorzugen werden.
Die DSGVO, die europäische Datenschutzverordnung und die damit verbundene Datensicherheit, vor allem im Homeoffice, spielt dabei eine große Rolle. Philips SpeechLive, unsere Cloud-basierte Diktier- und Transkriptionssoftware, die im vergangenen Jahr einen regelrechten Boom erlebte, wurde ebenfalls mit Multi-Faktor-Authentifizierung ausgestattet, um ein Höchstmaß an Sicherheit zu ermöglichen.
Sie haben bereits erwähnt, dass die Spracherkennung immer mehr an Bedeutung gewinnt. Können Sie das etwas näher erläutern?
Das Thema Spracherkennung stößt allgemein auf großes Interesse und wir bringen unsere Lösungen damit in Verbindung. Denn Spracherkennung allein wird den Anforderungen im Dokumentationsprozess von Anwälten nicht gerecht. Die Frage ist nämlich: Was sind meine Optionen, wenn ich einen Text spracherkenne? Die Priorisierung von Diktaten muss in der Praxis möglich sein, da vor allem für Anwälte der Zeitfaktor eine entscheidende Rolle spielt. Dazu kommt die Frage der Vertraulichkeit, also die Tatsache, dass nicht alle in der Lage sein sollten, alles zu sehen, und das bedeutet, dass die Texte auch bestimmten Assistenten zugewiesen werden müssen. Zusätzlich brauchen alle Beteiligten den Überblick, um alle Anliegen rasch und fehlerfrei zu erledigen, um den Kunden zufriedenzustellen und somit Umsätze zu generieren.
Spracherkennung hat also einen hohen Stellenwert, weshalb wir diese in unsere Lösungen einbauen. Unsere SpeechExec Enterprise-Lösung enthält die juristische Spracherkennung Dragon Legal Anywhere. In SpeechLive wurde eine Spracherkennungs-Flat-Rate integriert, die es den Benutzern ermöglicht, in jede beliebige Applikation zu diktieren. Aber Spracherkennung allein genügt nicht; Arbeitsabläufe und Zusammenarbeit sind jetzt gefragt.
Immer wieder berichten unsere Kunden, dass alles so kompliziert ist und dass sie sich nicht die Mühe machen wollen, auf neue Lösungen umzusteigen. Wie reagieren Sie darauf?
Dass wir als Hersteller oder unsere Vertriebspartner dafür zuständig sind, dem Kunden die Angst und die Unsicherheit zu nehmen. Ein Kunde sollte sich keine Gedanken darüber machen, auch wenn etwas zu kompliziert ist, denn wir haben die Aufgabe, ihm genau diese Sorgen zu nehmen. Von der Analyse bis zur Installation der passenden Lösung, auch in komplizierten Umgebungen bis hin zum langfristigen Zusammenwachsen, um den Kunden über Jahre hinweg immer wieder zu überzeugen, durch hervorragenden Service, durch Schulungen oder bei der Suche nach Lösungen im besten Interesse des Kunden. Darum haben wir ein umfangreiches Leistungsportfolio, das Sie auch jederzeit individuell buchen können.
Wenn wir uns in einem Jahr wiedersehen, was könnte bis dahin geschehen sein?
Bisher wurde viel über Spracherkennung gesprochen, und darunter versteht man die Erkennung einzelner Sprecher. Der nächste große Schritt ist die Spracherkennung von 2 Sprechern. Wir entwickeln eine KI-basierte Hardwarelösung, die das Trennen von Gesprächen zwischen zwei Personen erstmals möglich macht, auch wenn diese gleichzeitig oder überlappend reden. Seien Sie also gespannt!
Bild oben: Angela Alliger: "Spracherkennung allein genügt nicht; Arbeitsabläufe und Zusammenarbeit sind jetzt gefragt."