Teil 1: Bewährte Technologie für die Energiewende
Teil 2: High-End Anforderungen bei Werkstoffen und Technik für Druckrohrleitungen
Teil 3: Auf die Mitarbeiter kommt es an
Herausforderung Bau vor Ort
Nachvollziehbar, dass die Bedingungen für das Schweißen von Druckrohleitungen am Berg herausfordernd sind. Dazu resümiert Marcus Pietsch, Kremsmüller: „Natürlich ist eine Baustelle im hochalpinen Gelände nicht mit einer Arbeit im Werk zu vergleichen. Oft sind Arbeiter 1 bis 1,5 km tief im Tunnel drin und müssen dennoch sicherstellen, dass in einem entsprechenden Temperaturbereich ordentlich geschweißt bzw. sogar nachbehandelt wird." Beispielweise müssen auf der Baustelle sowohl die Energieversorgung als auch die Heizaggregate immer redundant bereitgestellt werden, um die definierten Temperaturfenster aufrechtzuerhalten. „Wenn dann etwas ausfällt und darum die Haltetemperatur einen definierten Zeitraum nicht gehalten werden kann, entsteht ein Problem, das von Fachleuten analysiert werden muss. Die Werkstoffe und die Zusätze müssen daher eine definierte Bandbreite in der Bearbeitung ermöglichen."
Schweißnormen hinken den Praxisanforderungen hinterher
Rainer Maldet, ehemals TIWAG, erklärt aus seiner jahrelangen Erfahrung bei Kraftwerksprojekten, dass die Schweißer für das Kaunertal erst nach einem bestandenen Test an bauteilähnlichen Schweißstücken an der Druckrohleitung arbeiten durften. Schon im Vorfeld wurde daher mit einer Art Benotungsschlüssel festgestellt, ob vom Schweißer die geforderte Qualität erbracht werden kann. Maldet kritisch: „Die Schweißnormen schreiben vor, dass ein Blech bei den Verfahrensprüfungen nur eine Länge von 300 - 400 mm hat. Das bildet natürlich niemals einen großen Bauteil ab. Darum ließen wir Bleche schweißen mit einer Länge von ein bis zwei Meter - also möglichst bauteilnahe Komponenten. Erst wenn dieser Test erfolgreich war, wurde ein kompletter Rohrschuss, wie er dann eingebaut wird, geschweißt. Als Auftraggeber wollen wir möglichst sicher sein, dass das Gewerk in vorgegebener Qualität errichtet wurde." Maldet fasst zusammen, dass „die Schweißnormen den Anforderungen der Praxis im Druckschachtbau nur bedingt entsprechen".
Qualitätsanspruch an Schweißer gestiegen
Wippersberger, ÖBB, bestätigt ebenfalls den ausschlaggebenden menschlichen Faktor: „Es hat sich das Bewusstsein verstärkt, dass an der Handfertigkeit von Schlüsselarbeiten ein sehr hohes Qualitätslevel vom Endprodukt hängt und damit Verfügbarkeit und Lebensdauer der Anlagen. Wegen der heute üblichen genauen Betrachtung der „Life Cycle Costs" (Lebensdauer und Verfügbarkeit vs. Herstellkosten) ist heute der Qualitätsanspruch an Schweißer höher als vor zehn bis 15 Jahren. Umso kritischer die Materialien, umso größer die Anforderungen an Lebensdauer, desto mehr bestimmt der Faktor Mensch bei Schweißarbeiten die Qualität des Bauteils."
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