Wie können wir in Österreich mit Krisen künftig besser umgehen? Und was hat der Planet Merkur damit zu tun?
Urbain Le Verrier, Direktor der Pariser Sternwarte, bemerkte im 19. Jahrhundert, dass die Bahn des sonnennächsten Planeten Merkur sich nicht so verhielt, wie es die klassische Mechanik erklärt. Er vermutete, es müsse einen weiteren Planeten zwischen Sonne und Merkur geben, der die Umlaufbahn stört. Was hat dieses Bild mit unserer Wirtschaft zu tun?
Die Corona-Krise hinterlässt tiefgreifende Einschnitte. Und damit meine ich nicht nur die Auswirkungen in Bezug auf die Gesellschaft und Wirtschaft in Österreich, sondern auch weltweit.
Wir wissen alle nicht genau, wie die Konsequenzen dieser Krise aussehen werden, aber eines wissen wir schon jetzt. Die Antworten sind weit außerhalb der nationalen Strukturen. Wir müssen uns von dem Gedanken verabschieden, dass Probleme nationalstaatlich gelöst werden können.
Globale Probleme machen nicht an Grenzen Halt
Sie haben keinen Reisepass, brauchen kein Visum und interessieren sich nicht für Herkunft, Religion und Kultur. Pandemien sind nicht die erste Herausforderung globaler Art. Die Klimakatastrophe bedroht uns schon länger und ist weit letaler als das Virus. Datenaustausch, Lieferketten, technologische Entwicklungen, Innovation und Disruption, all das erfolgt bereits im globalen Maßstab über alle Nationalgrenzen hinweg.
Und nun zurück zum Planeten Merkur. Urbain Le Verrier hat versucht, seine Beobachtungen mit bekanntem Wissen zu erklären. Den vermuteten Planeten gibt es nicht. Die klassische Mechanik versagt bei hohen Beschleunigungen, die nahe an einer großen Masse, wie der Sonne, herrschen. Erst durch Einsteins Relativitätstheorie konnte die Unstimmigkeit der Merkurbahn erklärt werden. Was können wir daraus lernen?
Unsere Gesellschaften verhalten sich ähnlich. Wir versuchen mit nationalstaatlichem Handeln aus der Vergangenheit die globalen Probleme der Gegenwart und Zukunft in den Griff zu bekommen. Das wird nicht funktionieren und führt nur zu neuen Konflikten.
Ganz Österreich hat weniger Einwohner als die Stadt New York und die chinesische Regierung weiß nicht, ob sie 100 Millionen Einwohner mehr oder weniger hat. Österreichs Chance besteht darin, dass wir alle den Mehrwert eines geeinten Europas erkennen und auch entsprechend handeln. Dazu müssen wir aber nationale Interessen zurückstellen. Das ist ein kleiner Preis für den einzig möglichen Weg zur Prosperität in Zukunft.