Ende April wurde das EU-Lieferkettengesetz verabschiedet. Dieses ambitionierte Gesetz verpflichtet Unternehmen mit mehr als 1000 Beschäftigten und einem Umsatz von über 450 Millionen Euro, Menschenrechte und Umweltstandards entlang der gesamten Wertschöpfungskette ihrer Produkte einzuhalten. Ein begrüßenswertes Vorhaben, bei dessen Umsetzung aber noch viele Fragen offen sind und das auch viele österreichische Unternehmen vor bedeutende Herausforderungen stellt. In diesem Zusammenhang ist es mehr denn je wichtig, woher unsere Roh- und Baustoffe kommen und unter welchen Bedingungen sie nach Österreich importiert werden.
Kurze Transportwege als Wettbewerbsvorteil
Diese kurzen Verarbeitungs- und Transportwege sind nicht nur ein wichtiger Faktor in der Ökobilanz des Baustoffs Beton, sondern sichern auch die regionale Wertschöpfung – auch in den wirtschaftsschwächeren Regionen. Insgesamt erwirtschaften Massivbauhersteller laut der bereits erwähnten Studie in Österreich derzeit eine jährliche Wertschöpfung von 7,5 Milliarden Euro und sichern damit die Existenz von rund 190.000 Menschen. Bereits frühere Studien haben gezeigt, dass Unternehmen der heimischen Zement- und Betonbranche vorwiegend Menschen aus der näheren Umgebung beschäftigen.
Die Zeiten der multiplen Krisen sind nicht vorbei – momentan ist die österreichische Baubranche nicht nur mit wichtigen Aufgaben im Bereich Klima- und Umweltschutz beschäftigt, sondern muss mit Folgen einer ausgeprägten Konjunkturflaute kämpfen. Die aktuellen finanziellen Rahmenbedingungen wirken sich insbesondere auf den Wohnbau negativ aus. Apelle aus der österreichischen Bauindustrie an die Regierung, für eine Ankurbelung der Konjunktur in diesem Bereich zu sorgen, waren zahlreich. Die beschlossene Wohnbaumilliarde muss aber erst noch an der Baustelle ankommen, dazu benötigt es weitere Pakete, damit der Konjunkturmotor der österreichischen Wirtschaft wieder anspringt und damit Arbeitsplätze gesichert werden und keine Verknappung auf dem Wohnungsmarkt entsteht.
Keine Nachhaltigkeit ohne Regionalität
Obwohl die Konjunkturprognosen derzeit von einer eher langsamen Erholung der heimischen Wirtschaft sprechen, ist eines klar: Die Standorte der Zement- und Betonbranche bleiben wichtige Stützen der regionalen Wirtschaft, in der mittelständische Betriebe eine wesentliche Rolle spielen. Sie sind wichtige Arbeitgeber – insbesondere im ländlichen Raum. Aus diesem Grund muss das Thema Regionalität am Bau auch weiterhin eine tragende Rolle spielen. Baustoffe wie Beton, die in der Region und für die Region hergestellt werden, sind in unsicheren Zeiten die besten Garanten für lokale Wertschöpfung und ein wichtiger Treiber der Nachhaltigkeit entlang des gesamten Lebenszyklus von Gebäuden: von der Gewinnung von Rohstoffen bis hin zum vollständigen Recycling. Denn lokale Rohstoffe und kurze Transportwege sind zweifelsohne ein wichtiger Hebel, wenn es um das nachhaltige Bauen der Zukunft geht.
Der Autor: Christoph Ressler ist Geschäftsführer des Güteverbands Transportbeton und stellvertretender Vorstandsvorsitzender von Beton Dialog Österreich (Bildquelle: derfritz).