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Große Bauoffensive der Energiewirtschaft
Um die Versorgungssicherheit mit Strom und Gas in Österreich sicherzustellen, haben die Energieversorger und Netzbetreiber einen regelrechten Investitionsboom ausgelöst. Der Bau & Immobilien Report hat sich genauer angesehen, wie sich die Investitionen in die bauliche Infrastruktur entwickelt haben, wie die Aufträge vergeben werden und womit heuer und in den nächsten Jahren zu rechnen ist.
Die österreichischen Energieversorger und Netzbetreiber haben sich in den letzten Jahren zu wichtigen und potenten Auftraggebern für die heimische Bauwirtschaft entwickelt. Allein der Verbund hat in den Jahren 2022 und 2023 jeweils rund 1,5 Milliarden Euro investiert, davon flossen jeweils rund ein Drittel in die Netzinfrastruktur. Für den Zeitraum 2025 bis 2027 sieht der aktualisierte Investitionsplan des Verbund Investitionen von 5,873 Milliarden Euro vor. Davon entfallen rund vier Milliarden Euro auf Wachstumsinvestitionen und knapp 1,9 Milliarden Euro auf Instandhaltungsinvestitionen.
Mit rund zwei Milliarden Euro fließt der Großteil der Investitionen in den Ausbau und den Erhalt des Strom- und Gasnetzes. Zudem investiert der Verbund vor allem in Projekte im Bereich der Erneuerbaren (rund 1,7 Mrd. €) sowie in Wasserkraftwerksprojekte (rund 1,25 Mrd. €). Im September dieses Jahres wird das Pumpspeicherkraftwerk Limberg III mit einer Gesamtinvestitionssumme von 572 Millionen Euro ans Netz gehen, zudem starten die Planungen für ein weiteres Kraftwerk in Kaprun. Das neue Pumpspeicherkraftwerk Schaufelberg wird – wie Limberg II und III – großteils unterirdisch errichtet und hat ein Investitionsvolumen von rund 600 Millionen.
Aber auch abseits des Verbund wird kräftig investiert (siehe Tabelle). APG investiert von 2023 bis 2034 insgesamt rund neun Milliarden Euro in den Um- und Ausbau der überregionalen Strominfrastruktur. Allein 2026 werden 649 Millionen Euro fließen. Die Kelag plant bis 2034 Gesamtinvestitionen von 3,8 Milliarden Euro. Die Tiwag wird bis 2028 insgesamt rund 2,4 Milliarden Euro investieren, davon rund 1,4 Milliarden in den Wasserkraftausbau und rund 700 Millionen Euro in die Netzinfrastruktur. Zwischen 2020 und 2024 wurden bereits rund 1,6 Milliarden Euro investiert. Und auch die Wiener Netze investieren jedes Jahr rund 440 Millionen Euro in den Ausbau, den Betrieb und die Instandhaltung der Netze.

Ausschreibungen und Vergaben
Die Energieversorger und Netzbetreiber schreiben gemäß dem Bundesvergabegesetz aufgrund der Auftragsvolumina in der Regel nach dem Bestbieterprinzip aus, bei kleineren Projekten kommt aber auch das Billigstbieterprinzip zur Anwendung. Bei Aufträgen unter der gesetzlichen Grenze von 10 Millionen Euro machen es etwa die Wiener Netze von der Komplexität des Bauvorhabens abhängig, ob das Best- oder das Billigstbieterprinzip herangezogen wird. »Hochbauvorhaben werden in der Regel nach dem Bestbieterprinzip vergeben, Tiefbauvorhaben unter einem geschätzten Auftragswert von 10 Millionen Euro meist nach dem Billigstbieterprinzip«, heißt es seitens der Wiener Netze. Wird nach dem Bestbieterprinzip vergeben, wird der Preis bei Wiener Netze mit maximal 90 Prozent gewichtet, mindestens zehn Prozent entfallen auf soziale oder ökologische Kriterien wie Lehrlingseinsatz, Einsatz von Mitarbeiter*innen mit Begünstigtenstatus, Einsatz von Mitarbeiter*innen mit einem Alter von über 55, Arbeitssicherheitskonzepte oder Gewährleistungsverlängerung.
Auch bei der Tiwag und den Vorarlberger Illwerken werden beide Vergabevarianten eingesetzt. »Das Bestbieterprinzip nutzen wir in Vergabeverfahren, in denen wir eine große Streuung in der angebotenen Qualität erwarten, um eben hoher Qualität auch den angemessenen Stellenwert zukommen zu lassen«, erklärt Andreas Neuhauser, Kommunikationsleiter Illwerke. Neben dem Preis, der auch in diesen Verfahren die höchste Gewichtung hat, adressieren die Qualitätskriterien die Themen »Technische Wertigkeit«, »Lieferzeit, Zuverlässigkeit und Flexibilität in der Fertigung«, aber auch Aspekte wie »Regionale Wertschöpfung« und »Nachhaltigkeit«.
Bei der Tiwag wird im Kraftwerksbau ausschließlich das Bestbieterverfahren angewendet. Bei weniger komplexen Baumaßnahmen wird das Billigstbieterverfahren herangezogen. Die eingesetzten Qualitätskriterien umfassen Themen wie »Schlüsselpersonal«, »technischer Bericht«, »Bauzeitplan«, »technische Kriterien«, »Mitwirkung in der Angebotsphase« oder »Innovationsfreudigkeit« etc. Sie werden bis zu 30 % Qualitätskriterien in der Gewichtung berücksichtigt. Die Energie AG wählt ihre Zuschlagskriterien »immer speziell nach den Bedürfnissen der jeweiligen Beschaffung« aus. Neben dem Preis werden beispielsweise Qualitätsaspekte, Reaktionszeiten, aber auch Garantie- bzw. Gewährleistungs- und Haftungsbedingungen bewertet. Zudem nehmen auch Nachhaltigkeitskriterien einen steigenden Stellenwert ein.
Auch die Möglichkeit von Direktvergaben wird genutzt. Allerdings holen viele auch in diesen Fällen Vergleichsangebote, um »die Marktkonformität der angebotenen Preise abzusichern«, so Neuhauser. Und auch die Energie AG hält fest, immer mehrere Angebote einzuholen. »Es erfolgt keine willkürliche Vergabe.«
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