Thursday, November 06, 2025

Mehrwert für Manager

Holzbau ist ein emotionales Thema – mit dem grünen Herzen als Symbol nachhaltigen Bauens.

Holzbau erfindet sich neu – und mit Unternehmen wie Holzius könnte sich die Zukunft des nachhaltigen Bauens schneller verändern, als viele denken.

Doch die Realität sieht oft anders aus: Leim und Metall stehen im Widerspruch zum ökologischen Anspruch und machen Recycling nahezu unmöglich. Ein Mann aus Südtirol hat darauf eine innovative Antwort: Herbert Niederfriniger setzt auf Vollholz-Wand- und Bodenelemente, die ohne Leim und Metall auskommen. Stattdessen nutzt er traditionelle Holzverbindungstechniken, die er modern interpretiert. Durch eine raffinierte Verkeilung und Verspannung entstehen Bauelemente, die nicht nur umweltfreundlich, sondern auch vollständig wiederverwertbar sind – ganz im Sinne des Cradle-to-Cradle-Prinzips. Nachhaltigkeit über den gesamten Lebenszyklus hinweg, von der Produktion bis zum Rückbau – ein Konzept, das tief in der Südtiroler Handwerkskultur verwurzelt ist.

Vom Förster zum Unternehmer
Niederfriniger besitzt das Patent für diese Technik und wollte sie ursprünglich an die renommierte Südtiroler Holzbaufirma Rubner verkaufen. Daraus entstand eine Partnerschaft – mit einer klaren Botschaft von Rubner: Ideen allein reichen nicht, sie müssen auch umgesetzt werden.Also wurde aus dem Förster ein geschäftsführender Gesellschafter: Niederfriniger gründete die Holzius GmbH in Eyrs im Vinschgau, unterstützt von der Rubner Gruppe als Kapitalgeber. Holzius begann als kleine Manufaktur, mit Handarbeit statt Massenfertigung. Doch inzwischen hat Niederfriniger sein Unternehmen industrialisiert und mithilfe italienischer Maschinenbauer eine hochmoderne Produktionslinie aufgebaut. »Italienische Produzenten sind flexibel und spezialisiert auf die Entwicklung von Prototypen – genau das, was wir brauchen«, erklärt er. Wer ein patentiertes, innovatives Produkt in Serie fertigen will, kann keine Maschinen von der Stange kaufen, er braucht Maßanfertigungen. Und die findet man eher in Bella Italia als anderswo.

Handwerk trifft Hightech
Das Herzstück des Systems: Holzverbindungen ohne Metall und Leim. Bei den Wandelementen werden 8 cm starke Bohlen mit Längsnut und Kamm ausgestattet, in die Gratleisten in Schwalbenschwanzform eingepresst werden. So lassen sich mehrere Bohlen zu den gewünschten Wandstärken – 8, 16, 24 oder 32 cm – kombinieren. Bei Wand- und Deckenelementen entfalten ebenfalls Nut und Kamm ihre Wirkung mit Buchenholzschrauben statt Gratleisten.

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Holzbau für neue Dimensionen
Wer denkt, das Holzius-Vollholzkonzept sei nur etwas für Einfamilienhäuser, irrt. Das Unternehmen hat sich erfolgreich im mehrgeschossigen Wohnbau etabliert – und nun auch im Hotelbau. Nachhaltiges, gesundes Wohnen ist längst kein Privileg von Privathaushalten mehr, sondern ein gefragter Standard im Tourismus.

Ein prominentes Beispiel ist das neue Prestigeprojekt des jungen Hoteliers-Ehepaars Marion und Lukas Gerstl. Sie betreiben bereits das renommierte Alpin Retreat DAS GERSTL und setzen nun ein weiteres Ausrufezeichen: Direkt am Reschensee in Graun entsteht ein 30-Millionen-Euro-Projekt mit 65 Suiten für rund 200 Gäste. Architekt Thomas Pederiva holte Holzius frühzeitig ins Boot, um die bauliche Komplexität des Wellnesshotels zu bewältigen. Besonders herausfordernd waren Schallschutz und Raumklima. Die Lösung: Eine Kombination aus Vollholz und Lehmtrockenplatten. Insgesamt kommen 1.000 m³ Vollholz zum Einsatz. Bauherr Lukas Gerstl betont: »Es wichtig, die Eigenschaften dieses Materials nicht nur zu sehen, sondern auch zu spüren. Deshalb setzen wir Holz in der Lobby, im Restaurant und allen stark frequentierten Bereichen ein.«


Projekt-Eckdaten

Standort: 39027 Graun im Vinschgau, Südtirol
Architekt: Thomas Pederiva
Zimmerei: Holzbau Brida
Bauzeit: Baustart Oktober 2023 – Eröffnung Mai 2025
Kohlenstoff-Speicherpotenzial: ca. 820 t

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