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Ich sag’s Ihnen: Weihnachten ist eine magische Zeit. Wenn die ganze Stadt in idyllischer Leuchtreklame erstrahlt, die Menschen in sich versunken und voller besinnlicher Gedanken in Fußgängerzonen Schlange stehen und auf Weihnachtsmärkten die gesammelte Körperwärme der friedlichen Christenmenschen den Schnee im Umkreis von zwei Häuserblocks zum Schmelzen bringt, dann, ja dann ist sie da: die stillste Zeit im Jahr. Doch für mich genügt es nicht, nur meinen Nächsten und Liebsten ein schönes Weihnachtsfest zu wünschen, nein, im Advent werde ich ganz von selbst freigebig und großzügig. Denn Spenden macht Freude.

 

Wie ich ihn liebe, den unverwechselbaren Duft der Vorweihnachtszeit, der sich wie eine warme Punschglocke über die Straßen legt! Der sanfte Duft des Glühweingewürzes, der scharfe, doch heimelige Geruch des Jagatees, der sentimental an Kopfschmerzen erinnernde süße Hauch von Punsch oder das unverkennbare, romantisch psychosomatische Sodbrennen, das den Anblick eines Apfelgrogs im Plastikbecher begleitet! Schon am frühen Morgen, wenn ich auf dem Weg ins Büro den am Vorabend besinnlich auf den Trottoiren der Stadt ausgelegten Gehsteigpizzen meiner friedlichen, weniger trinkfesten Mitmenschen ausweiche, kann ich nicht anders, als an all jene zu denken, die es nicht so gut haben. In der ers­ten Pause um neun wird dieses existenzielle Unbehagen, dieses schlechte Gewissen, privilegiertes Mitglied einer ungerechten Welt zu sein, unerträglich, und ich stehle mich kurz davon, um am Punschstand der Volkshilfe ein klein wenig dazu beizutragen, dass die Welt gerechter wird. In der Mittagspause animiere ich meist die Kollegen, auf einen Sprung am Christkindlmarkt nebenan schnell etwas Gutes für die Sportlerhilfe zu tun - und ich schwör Ihnen, wenn das ganze Jahr über, nicht nur im Winter, so entschlossen für unseren sportlichen Nachwuchs Jagatree getrunken würde wie vor Weihnachten, dann hätten wir nicht nur die besten Schifahrer der Welt, sondern vielleicht auch Fußballer, die hin und wieder den Ball … aber nein, lassen wir dieses unerfreuliche Thema, auf dem Rückweg ins Büro schnell noch einen Glühwein für die Aids-Hilfe, und dann ist mein schlechtes Gewissen, der Welt zu wenig zurückzugeben, wieder fürs Erste beruhigt.

Erfahrungsgemäß geht im Büro um diese Jahres- und Tageszeit sowieso wenig Arbeit voran, und so beschließen meine Kollegen und ich für gewöhnlich, am frühen Nachmittag noch weiterhin Gutes zu tun. Also der WWF schenkt heuer einen hervorragenden Grog für die Erhaltung der Regenwälder aus - hamma das auch erledigt - und Vier Pfoten sammelt für den Erhalt des Lebensraumes von was-weiß-ich, jedenfalls ein Beerenpunsch, da is das Mitmachen sowieso Ehrensache. Ein Glühmost für Erdbebenopfer in Pakistan? Logisch, man is ja kein Unmensch! Ein Granatapfelpunsch für SOS Kinderdorf?

AaaaallesfürngutenSweck! Aber nein, den Falotten von PETA geben ma nix, weil die solln sich ihren Ginsengtee fürn guten Zweck selber saufn, weil! Weil! Man muss schon a bissi auswähln, weil man is ja net Krösus, oder?!? Oder?!? Ebennn. Vielleicht is jetzt ein kurses Innehalten am Würschtlstandl eine super Idee, weil die Buben und i müssn erst wieder ein bissi weitere Kräfte sammeln für den weiteren Spendenmatha… Spendenmartha… Spendenmarthoro ... fürn weiteren Abend. Und uijeh, uijeh, neiiin, dem Standl von der Suchtprävention kaufma jetzt aber SICHER NICHT einen Punsch ab, weil, Burschen, i sog’s, man muss nicht ALLES unnerstützen. Neiiin, weil ehrlich, diese Giftler, oiso, diese Giftler, die richtn si olle selber zgrund, do fehlt mir das Verständnis. Aber! Do drüben gibt’s noch einen Glühwein für die Obdachlosenhilfe, und die Pfarre braucht Geld für a neiche Glockn, isjologisch: Do hilft man gern! Wenn olezsammhelfn …
Und wenn’s dann so um halb zwölf Richtung heimwärts geht und ich mitm Fredi friedlich »Last Christmas« grölend nach Hause wank, dann machma immer so einen Zwischenstopp bei dem Sandler, der aufm Heizungsgitter beim Bahnhof schläft. Wir kaufeneam an »Augustin« vom letzten Monat ab und nehmen dafür an lestn Schluck aus seim Tetrapack Hauswein. Weil Spenden, ja Spenden macht Freude und man mussjomaleinOpferbringn. Bsonders su Weihnachten. Weil: Esisjoollessobesinnlich. Ismirschlecht.

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