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Im Urteil der Anwender

Im Urteil der Anwender

Neue Ausgabe der großen Studie »ERP in der Praxis«: Installationen in Österreich schneiden im Ländervergleich in nahezu allen Zufriedenheitskategorien im Durchschnitt der untersuchten Regionen besser ab.

Die Studie »ERP in der Praxis« des deutschen Unternehmens Trovarit AG untersucht seit 2004 regelmäßig den ERP-Einsatz in der betrieblichen Praxis. Im Mittelpunkt steht dabei die Zufriedenheit der Anwenderinnen und Anwender mit der eingesetzten ERP-Lösung, der Nutzen, den sie dem Einsatz ihrer ERP-Lösung zubilligen, und die Frage, was sie vom ERP der Zukunft erwarten. An der diesjährigen Ausgabe der Studie beteiligten sich weit über 2000 Unternehmen aus Deutschland (1567 Teilnehmer), Österreich (258 Teilnehmer) und der Schweiz (264 Teilnehmer).

Die Studie weist insgesamt Zufriedenheitsbewertungen für 41 ERP-Lösungen auf, 20 davon mit Relevanz für den österreichischen Markt. Insgesamt zeigt die Bewertung im Vergleich zu 2018 leichte Verbesserungen der Anwenderzufriedenheit. Das gilt insbesondere im Hinblick auf die Gesamtbeurteilung der Dienstleistungen des Software-Partners im Rahmen des laufenden Betriebs, aber auch während der Implementierung. Auch die ERP-Lösungen selbst schneiden insgesamt leicht verbessert ab, so dass die Anwender sowohl für die Software als auch für die Dienstleistungen die uneingeschränkte Gesamtnote »gut« vergeben. 

Auch wenn sich die Charakteristik des Software-Einsatzes über den gesamten deutschsprachigen Raum hinweg weitestgehend gleicht, schneiden die österreichischen ERP-Installationen im Ländervergleich in nahezu allen Zufriedenheitskategorien im Durchschnitt aller untersuchten Regionen besser ab. Das gilt nicht zuletzt für die Gesamtzufriedenheit mit Software und Wartungspartner. Im Detail machen die österreichischen Anbieter offenbar in der Anwenderbetreuung einen überdurchschnittlich guten Job: So werden in Österreich die Schnelligkeit von Hotline und Support, das Schulungs- und Informationsangebot zur Software sowie die Beratung zur Optimierung des Software-Einsatzes jeweils um gut 0,2 Schulnotenpunkte besser bewertet als in den Nachbarländern.

Gewinner und Verlierer in puncto Zufriedenheit

Wie in den Vorjahren schneiden ausgesprochene Branchenlösungen (zum Beispiel »winweb-food«) oder Lösungen kleinerer Anbieter mit verhältnismäßig kleinem Kundenstamm sehr gut ab. Außerdem sind schlanke ERP-Lösungen mit deutlichem Fokus auf dem Finanzwesen und der kaufmännischen Auftragsabwicklung wie etwa BMD und Orlando in der Spitzengruppe vertreten. Lösungen, die tendenziell eher bei größeren Kunden zum Einsatz kommen, befinden sich dagegen im Mittelfeld.

Dass bei kleineren Unternehmen viele Problembereiche von ERP-Installationen weniger gravierend ins Gewicht fallen, liegt im Wesentlichen daran, dass die Installationen in der Regel eine deutlich geringere Komplexität aufweisen. Die Software ist zudem oft einfacher gehalten, wird nahe am Standard eingesetzt beziehungsweise bietet die erforderliche Flexibilität. Gleichzeitig ist die ERP-Software in eine einfachere Software-Landschaft eingebettet respektive wird als »Stand-alone« betrieben. Auch muss die Software auf die Belange von weniger Anwendern zugeschnitten werden und es müssen weniger Anwender geschult werden. Schließlich fallen bei kleineren Installationen, die oft nahe am Software-Standard betrieben werden, Release-Wechsel leichter.

Herausforderungen für die Zukunft

Bei aller Zufriedenheit im Allgemeinen offenbart die Studie bei näherem Hinsehen auch Schwächen bei relevanten Details des ERP-Alltags: Wie in den Vorjahren bezieht sich die größte Kritik der Anwender nach wie vor auf die »mobile Anwendbarkeit der ERP-Software«. Gleichzeitig wird der mobile ERP-Einsatz als einer der wichtigsten Trends für die Zukunft gesehen, ebenso wie die »Software-Ergonomie«, wobei insbesondere auch die Bedienung der ERP-Lösung über mobile Endgeräte wie Smartphone oder Tablet eine große Rolle spielen dürfte.

Die »Echtzeitübertragung mobiler Daten« ist ebenfalls im Zusammenhang mit der mobilen Nutzung von ERP-Software zu sehen. Dabei geht es zum einen um den performanten Einsatz der ERP-Software in mobilen Anwendungsszenarien. Noch wichtiger ist aber sicherlich die Möglichkeit, Zustands- und Steuerungsdaten in Echtzeit im Rahmen der Auftragsabwicklung verarbeiten zu können.

Bewerkstelligt wird dies durch den Mobilfunkstandard 5G, der sich derzeit in der frühen Phase der Einführung befindet und dessen Leistungsfähigkeit im Hinblick auf die Datenübertragungsrate, die verfügbare Bandbreite sowie im Hinblick auf geringere Verzögerungen bei der Datenübertragung – die sogenannte Latenzzeit – im Vergleich zum Vorgängerstandard 4G völlig neue Größenordnungen erreicht.

An der Spitze der relevanten Trends für die Zukunft steht allerdings – wie bereits bei der letzten Studienausgabe 2018/2019 – die »Daten- und Informationssicherheit«. Die Einhaltung »rechtlicher Vorgaben« – zum Beispiel GoBD, EU-DSGVO oder Branchenregularien wie die EU-Richtlinie 2011/62/EU zur Serialisierung im Pharmabereich – halten immerhin rund 51 % der Anwenderunternehmen für sehr relevant, wenn es um den Einsatz der ERP-Lösung geht.

Aus beiden Themenkreisen resultieren vor allem fachlich-funktionale Anforderungen, die durch die ERP-Software bedient werden müssen, sei es im Bereich der Zugriffssteuerung und des »Identity Managements«, der rechtssicheren Archivierung von Auftrags- und Rechnungsbelegen, dem Nachweis der Gestattung zur Nutzung personenbezogener Daten oder der Verwaltung von Seriennummern in Verbindung mit Produktidentifikation GTIN/NTIN/PPN, Verfallsdatum sowie Chargennummern.

Der Begriff »Cloud Computing« hat es schließlich auch unter die Top 10 der Trends rund um ERP-Software geschafft. Rund 35 % der Befragten stufen die Cloud als sehr relevant für den ERP-Einsatz ein. Angesichts der Tatsache, dass mindestens zwei Drittel der Unternehmen mittlerweile mindestens einen Teil ihre ERP-Lösung in irgendeiner Form in der Cloud betreiben, ist dieser Stellenwert nicht überraschend.
Mit einem Anteil von 34,5 % liegt dabei die Private Cloud deutlich vorne. Je nach Ausprägung unterscheidet sich die Private Cloud oft nicht vom altbewährten Hosting, bei dem der technische Betrieb der ERP-Infrastruktur an einen Dienstleister ausgelagert wird.

Angesichts dieser Zahlen überrascht eher, dass Cloud Computing nicht weiter oben im Relevanz-Ranking gelandet ist. Hier lassen sich zwei Gründe anführen: zum einen die relativ große Verbreitung von eher unspektakulären Betriebskonzepten aus der Kategorie Private Cloud, die zumindest auf den ersten Blick nichts wirklich Neues darstellen. Zum anderen spiegelt das Gesamtergebnis dieser repräsentativen Untersuchung tendenziell eher die Situation in den kleineren Unternehmen wider.

Der Blick in die Details zeigt beim Cloud-Trend sehr große Unterschiede im Hinblick auf die Unternehmensgröße: Während nur gut 30 % der kleineren Unternehmen der Cloud eine große Relevanz für den ERP-Betrieb beimessen, sind dies zirka 50 % der größeren Unternehmen ab 500 Mitarbeitern. Bei Letzteren schlägt die relativ große Komplexität der ERP-Infrastruktur sowie der dadurch verursachte Betriebsaufwand offenbar deutlich zugunsten einer Auslagerung in der Cloud zu Buche.

Zahlreiche Anbieter von Lösungen für bis zu zehn Anwender stellen seit rund drei Jahren ihr Vertriebsmodell komplett auf die Cloud um und bieten On-premises-Lösungen nicht mehr an. Es ist davon auszugehen, dass sich in den nächsten Jahren die Erlösmodelle zunehmend in Richtung Abogebühren entwickeln werden, unabhängig von der Zielgruppe der Software-Anbieter. Dies wird auch Implikationen auf die Dienstleistungen haben, denn das regelmäßige, zwangsweise Aktualisieren der Software wird auf Kundenseite auch die externen Aufwände nach oben treiben und die IT-Abteilung dauerhaft beschäftigen.


Studienergebnisse

Mit bisher insgesamt mehr als 17.500 Teilnehmern ist die Studie »ERP in der Praxis – Anwenderzufriedenheit, Nutzen & Perspektiven« der größte anbieterunabhängige Erfahrungsaustausch unter ERP-Anwendern. Die Studie wird seit 2004 im Zweijahres-Rhythmus in Deutschland, Österreich und der Schweiz durchgeführt. Das Research-Team von Trovarit wird dabei von einer internationalen Expertengruppe unterstützt – darunter das Forschungsinstitut für Rationalisierung (FIR) an der RWTH Aachen, das Center for Enterprise Resource Planning (CERP), die 2BCS AG (Schweiz) und Der ERP-Tuner (Österreich).

Der Bericht zur Studie ist im Oktober 2020 erschienen und kann dann im Buchhandel sowie über die Homepage der Trovarit AG erworben werden. Das Management Summary mit den wichtigsten Ergebnissen der Studie steht zum kostenlosen Download zur Verfügung:

www.trovarit.com/erp-praxis

Last modified onDonnerstag, 29 Oktober 2020 11:34
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