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Smart Meter – Basis für die Energiezukunft

Foto: Siemens Foto: Siemens

Ohne die neuen intelligenten Messgeräte wären die ehrgeizigen Klimaziele der Energiewirtschaft nicht erreichbar. Netz-NÖ-Chef Werner Hengst sprach bei einem Hintergrundgespräch des Forums Versorgungssicherheit über die Herausforderungen, die mit der Umstellung verbunden sind.

Als die EU im Jahr 2009 mit der dritten Elektrizitätsbinnenmarkt-Richtlinie die flächendeckende Installation von neuen Stromzählern vorschrieb, geschah das ursprünglich mit dem Blick auf die Konsumenten. Die zeitnahe Information über den gerade aktuellen Verbrauch sollte es für die Stromkunden leichter machen, gezielt Energie zu sparen.

Doch die Smart Meter eröffnen deutlich mehr Möglichkeiten, auch wenn die Verringerung des Stromverbrauchs weiter eine wichtige Rolle spielt. Die Umstellung des heimischen Energiesystems auf völlig CO2-neutrale Versorgung wäre ohne intelligente Messgeräte nicht möglich, erläuterte der Geschäftsführer von Netz Niederösterreich, Werner Hengst, beim Energiepolitischen Hintergrundgespräch des Forums Versorgungssicherheit am Dienstag, 12. Jänner 2021.

„Smart Meter bringen den Kunden unmittelbare Vorteile. Sie erhöhen die Versorgungssicherheit, indem sie die Verteilernetze besser planbar, besser steuerbar und dadurch effizienter machen. Und nicht zuletzt ermöglichen sie viele technologische Innovationen im Energiesystem.“

Um diese Möglichkeiten besser nutzen zu können, wünschen sich die Verteilernetzbetreiber vom Gesetzgeber, dass die Nutzung von aggregierten (und damit anonymisierten) Verbrauchsdaten für die Netzplanung erlaubt werden soll.

Vorteile für Kunden, neue Möglichkeiten

Die wichtigste Innovation wird erst in den kommenden Jahren ihre volle Bedeutung erlangen: Intelligente Messgeräte sind die Voraussetzung für die vielfältigen Möglichkeiten der teilweisen Energie-Selbstversorgung, die sich durch die Nutzung von erneuerbaren Energien (vor allem Sonne und Wind) ergeben. Wer seinen Strom durch Photovoltaik selbst erzeugt und je nach Lage der Sonneneinstrahlung entweder Überschüsse ans Netz liefern oder aber fehlende Energie aus dem Netz beziehen will, braucht zur exakten Abrechnung dieser Vorgänge ein digitales Messgerät. Erst recht gilt das für die faire Aufteilung der Kosten und Nutzen von gemeinschaftlichen Erzeugungsanlagen. Die Erneuerbaren-Energiegemeinschaften, die das Gesetz künftig vorsieht, brauchen ebenfalls Smart Meter als Basis.

Konsumenten, die weiterhin lediglich Strom aus dem Netz beziehen wollen, genießen aber ebenfalls Vorteile, betont Hengst: „Man muss für die Stromablesung nicht mehr extra daheim sein, denn abgelesen wird nicht mehr vor Ort. Man hat Zugriff auf die tägliche Verbrauchskurve, gewinnt also viel an Transparenz. Auf dieser Basis sind auch neue Tarifmodelle möglich. Und natürlich kann man seine Verbrauchergewohnheiten ändern, wenn man sieht, dass man womöglich bisher irgendwo unnötig Strom verschwendet hat.“

Akzeptanz durch die Konsumenten

In der Anfangsphase der Umstellung schlug den Netzbetreibern vielfach Skepsis und sogar Widerstand von Seiten der Konsumenten entgegen. Die Angst vor Überwachung oder Strahlenbelastung konnte aber durch konsequente Aufklärungsarbeit weitestgehend überwunden werden, berichtet Hengst: „Die Ablehnung durch die Konsumenten aus gesundheitlichen sowie datenschutzrechtlichen Bedenken war nur zu Anfang ein Problem. Es ist inzwischen gelungen, die Menschen von den Vorteilen zu überzeugen und die Sorgen auszuräumen.“

So hat eine Reihe von Untersuchungen gezeigt, dass die Belastung mit Elektrosmog jedenfalls geringer ist als bei den alten Zählern. Expertisen von Datenschützern bestätigen, dass die Sicherheit vor Hackerangriffen sowie die Sicherheit vor unerwünschter Überwachung „sehr hoch“ sind – jedenfalls höher als bei den meisten anderen Online-Anwendungen, die im Alltag bereits üblich sind.

Über die Vorgaben der EU-Richtlinie hinausgehend muss in Österreich den Konsumenten die Wahl zwischen drei Konfigurationen freigestellt werden:

  • Im Normalfall werden die Zählerstände alle 15 Minuten gemessen und der Tageswert ausgelesen.
  • Wer die Vorteile des Gerätes voll nutzen will, kann auch verlangen, dass sämtliche 15-Minuten-Werte ausgelesen und zur Verfügung gestellt werden.
  • Die dritte Variante ist die Opt-out-Konfiguration, bei der keine Daten gespeichert werden und wie bisher nur der aktuelle Zählerstand ausgelesen wird.

Ein wichtiger Punkt dabei: Der Ersatz der alten mechanischen Stromzähler (der sogenannten Ferraris-Zähler) ist aus technischen Gründen auf jeden Fall notwendig. Sie werden nicht mehr hergestellt und können nicht mehr nachgeeicht werden. Auch wer die Opt-out-Variante wählt, wird daher einen neuen Zähler erhalten und muss das aufgrund der Gesetzeslage auch dulden.

Umstellung läuft

Nach den Vorgaben der EU aus dem Jahr 2009 sollten bis 2020 mindestens 80% der Haushalte auf Smart Meter umgestellt sein. Dieses Ziel konnte nicht erreicht werden. Nach Schätzung der EU-Kommission sind mit Ende 2020 erst 43% der digitalen Messgeräte installiert. Auch in Österreich ist die Ausrollung noch nicht in allen Bundesländern abgeschlossen, in NÖ sollen 95% der Zähler bis 2022 ausgetauscht sein.

Die Verzögerung gegenüber dem ursprünglichen Zeitplan wurde immer wieder Gegenstand von Kritik. Doch liegen die Gründe dafür nicht auf Seiten der Netzbetreiber, erläutert Hengst: „Österreich hat auf nationaler Ebene eine Reihe von zusätzlichen technischen Anforderungen festgelegt, zum Beispiel die Wahlmöglichkeit zwischen drei Konfigurationen. Das hat die Lieferung der Geräte als auch die Implementierung in den zentralen IT-Systemen auf Seiten der Hersteller verzögert.“

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