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Die Singularität wird kommen

»Wir brauchen ein exponentielles Wachstum des Ausbaus – besser früher als später.« »Wir brauchen ein exponentielles Wachstum des Ausbaus – besser früher als später.« Foto: Tony Gigov/Dachgold

Mit »Solar Singularity« wird jener Punkt bezeichnet, an dem Solarenergie zur Standardstromquelle geworden ist. Ein Kommentar zu dieser Überlegung von Cornelia Daniel, Dachgold.

Das Solarzeitalter ist nicht mehr aufzuhalten – es steht bereits vor der Tür. In diesem Zusammenhang gibt es einen neuen, wunderschönen Begriff: Solar Singularity. In der Systemtheorie wird mit Singularität ein Punkt bezeichnet, an dem auf eine kleine Ursache eine große Wirkung in der Systementwicklung folgt. Eine technologische Singularität etwa, wie sie auch MIT-Professor Ray Kurzweil beschreibt, ist der Zeitpunkt, ab dem Maschinen sich selbst verbessern können und so den technischen Fortschritt massiv beschleunigen werden.

Der geistige Vater des Gedankens, eine Singularität auch in der Solarkraft zu erreichen, ist der Autor, Philosoph und Anwalt Tam Hunt. Er lebt in Kalifornien und veröffentlicht jährlich ein »Update on Solar Singularity«. Inspiriert wurde er dabei ebenfalls von Kurzweil. Hunt zufolge bezeichnet Solare Singularität einen Punkt in der Geschichte, an dem Strom aus Photovoltaik in Kombination mit Speichern so günstig ist, dass er zur Standardstromquelle in unserer Welt wird.

Seit gut zehn Jahren treibt mich das Ziel der sogenannten Netzparität an – der Punkt, an dem der Strom vom Dach über Photovoltaikanlagen günstiger ist als jener vom Netz. Obwohl tatsächlich dieser Punkt bereits erreicht ist, führt dies noch nicht zum erwarteten Ausbaugrad in Österreich. Der große Unterschied zwischen »Grid Parity« und »Solar Singularity«: Ersteres ist erreicht, aber wir sind noch nicht an dem Punkt, an dem Solar zweifelsfrei als Standardstromquelle betrachtet und genutzt wird. Damit das nun passiert, wird ein »Black Swan Event« nötig sein – ein Ereignis, das im Nachhinein als logischer Auslöser für eine bahnbrechende Veränderung gelten wird, aber nicht vorhersagbar ist. Gepaart mit immer günstiger werdenden Batteriespeichern und mit steigenden Strompreisen aus fossilen Energien treibt die Menschheit unausweichlich auf den Punkt der Solar Singularity zu.

Wann kommt die Solar Singularity? Viele sehen diesen Zeitpunkt ab 2020. Solarkraft alleine hat diesen Punkt ja bereits erreicht, aber in Kombination mit Speichern wird ab 2020 die Post abgehen. Die Zubau-Zahlen explodieren in allen Ländern und auch in Österreich gibt es einen leichten Zuwachs. Es könnte viel mehr in unserer Wirtschaft und Gesellschaft passieren, wenn die Regierung endlich auf den fahrenden Zug aufspringen würde. Denn ohne politischen Willen passiert in der Energiewirtschaft zu wenig – vor allem in großen Maßstäben. Fix ist: Das größte Wachstum und der günstigste Strom wird in Zukunft in Großanlagen passieren und erzeugt werden. Kalifornien zeigt derzeit vor, dass nur durch klares »Commitment« ein exponentieller Ausbau möglich ist. Und genau den brauchen wir, besser früher als später.


Über die Autorin

Cornelia Daniel ist Solarunternehmerin, Vortragende und Autorin (oekoenergieblog.at). Sie widmete sich bereits 2008 dem Thema Solarenergie und dabei vor allem den wirtschaftlichen Aspekten der Technologie. 2011 gründete sie die Solarberatung Dachgold (Link) mit Fokus auf Beratung von Unternehmen, die in Photovoltaik oder Solarthermie investieren möchten und setzte mit ihrem Gestehungskostenrechner einen neuen Standard in der Branche. 2014 initiierte sie gemeinsam mit dem Anlagenbauer 10hoch4 die Initiative Tausendundein Dach (Link) – mit dem Ziel, 1001 Unternehmensdächer bis 2020 zu »solarisieren«.

Last modified onMontag, 25 Februar 2019 16:18
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