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Festhalten an Energiewende Featured

"Akzeptanz ist eine wesentliche Basis für die Energiewende", sagt Forscherin Nina Hampl, Uni Klagenfurt und WU Wien. Fotos: Riccio/Walter Elsner, Wien Energie "Akzeptanz ist eine wesentliche Basis für die Energiewende", sagt Forscherin Nina Hampl, Uni Klagenfurt und WU Wien. Fotos: Riccio/Walter Elsner, Wien Energie

Welche Auswirkungen die Corona-Krise auf die klima- und energiepolitischen Ziele der Regierung hat, ist noch unklar. Experten warnen davor, das Engagement für die Energiewende zurückzuschrauben. Rückenwind gibt ihnen eine aktuelle Studie, die die hohe Akzeptanz erneuerbarer Energien in der Bevölkerung belegt.

Ein Team um Nina Hampl, Forscherin an der Universität Klagenfurt und der WU Wien, erstellt seit fünf Jahren ein „Stimmungsbarometer“ zum Thema Energiewende. Die im Herbst 2019, also noch vor Ausbruch der Corona-Krise, erhobenen Daten zeigen zwei klare Trends: eine hohe Akzeptanz erneuerbarer Energien in der Bevölkerung und eine breite Befürwortung klimapolitischer Maßnahmen.

Rund 77 % der rund 1.000 Befragten zwischen 18 und 70 Jahren würde nahe der eigenen Wohnumgebung der Errichtung einer Photovoltaikanlage, Windrädern oder einem Kleinwasserkraftwerk zustimmen. Solarenenergie ist mit 88 % am beliebtesten. 74 % könnten mit einem Wasserkraftwerk leben, Windparks erfreuen nur 67 %. Besonders hoch ist die Akzeptanz, wo die jeweilige Technologie bereits etabliert ist – so ist die Bevölkerung gegenüber Windkraft im Burgenland merklich positiver gestimmt als in Vorarlberg. „Das Ziel der Bundesregierung von 100 % Strom aus erneuerbaren Energien erfordert umfangreiche Investitionen in sämtliche erneuerbare Energieträger. Solche Investitionen können ein Motor für die Konjunktur und Wiederbelebung der Wirtschaft sein“, verweist Studienleiterin Nina Hampl auf Synergieeffekte.

Schmales Zeitfenster

Für die Bundesregierung besonders interessant könnte der hohe Zuspruch für klimapolitischen Vorhaben sein. Zwei Drittel der Befragten begrüßen den Klimabonus für Pendler, die öffentliche Verkehrsmittel nutzen. 64 % wünschen sich das günstige 1-2-3-Klimaticket. Mehr als die Hälfte hält CO2-Zölle für nicht-klimafreundliche Importe in die EU für sinnvoll. Sogar eine ökologische Steuerreform ist für den Großteil der Befragten vorstellbar.

Gerhard Marterbauer, Partner bei Deloitte Österreich, verweist auf ein schmales Zeitfenster für die Politik: „Der Klimawandel wird schon bald wieder auf der Tagesordnung stehen und der Druck der Bevölkerung zunehmen. Das kurze Zeitfenster nach Corona muss genutzt werden: Es braucht jetzt nachhaltige und ökologisch sinnvolle Investitionen zur Ankurbelung unserer Wirtschaft.“



Bild: Michael Strebl, Geschäftsführer von Wien Energie

Ein deutliches Ergebnis zeigt die Studie bei gemeinschaftlich genutzten Energieanlagen. Bereits rund zwei Drittel der Befragten ziehen eine aktive Beteiligung an lokalen Anlagen in Betracht, um auf Basis erneuerbarer Energiequellen Strom oder Wärme zu erzeugen, zu speichern und zu verkaufen. „Der Trend zu weniger Abhängigkeit von außen muss genutzt werden“, meint Michael Strebl, Geschäftsführer von Wien Energie. „Energiegemeinschaften sind ein ausgezeichneter Ansatz, um eine Bedürfnislage, die durch die Corona-Krise noch stärker geworden ist, zu unterstützen.“

Autobranche ankurbeln

Die Sensibilisierung der Öffentlichkeit für Klimapolitik spiegelt sich allerdings noch nicht im Interesse für E-Mobilität wider. Zumindest 44 % der befragten Österreicherinnen und Österreicher können sich den Kauf eines Elektroautos vorstellen. Bei Jugendlichen ist das Interesse mit 59 % deutlich höher. Die hohen Anschaffungskosten und fehlende Lademöglichkeiten sorgen nach wie vor für Skepsis. Deloitte-Partner Marterbauer sieht dennoch gute Chancen für Elektromobilität: „Heuer ist das Schlüsseljahr für den Durchbruch. Eine höhere Förderung für E-Autos wäre gerade jetzt sinnvoll, um die Autobranche anzukurbeln.“ Neue Fahrzeugmodelle und größere Reichweiten sollten die Nachfrage beflügeln.

Trotz des stark gesunkenen Ölpreises glaubt Michael Strebl nicht an eine Abkehr von der Elektromobilität und will den Ausbau von Schnellladestationen, auch in Mehrparteienhäusern, verstärkt forcieren: „E-Autos gehören in die Stadt der Zukunft.“


Zur Studie
Die Studie basiert auf Daten von fünf repräsentativen Befragungen der österreichischen Bevölkerung von 18 bis 70 Jahren im Oktober/November 2019 (1.014 Befragte), Oktober/November 2018 (1.014 Befragte), Oktober 2017 (1.006 Befragte), Oktober 2016 (1.000 Befragte) und Oktober 2015 (1.014 Befragte) sowie zwei Befragungen von Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Alter von 15 bis 25 Jahren (2019: 256 Befragte; 2017: 261 Befragte).

Studie "Erneuerbare Energien in Österreich": https://deloi.tt/3dnGpUE

Last modified onMontag, 11 Mai 2020 10:07

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