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Bauwirtschaft: Gender in der Theorie

Foto: Sobald man die Anerkennung hat, lebt es sich als Frau in der Baubranche sehr gut. Foto: Sobald man die Anerkennung hat, lebt es sich als Frau in der Baubranche sehr gut. Foto: Thinkstock

Teil 2 der Serie: Frauen in der Bauwirtschaft (⇒ zu Teil 1: "Gender am Bau")

Generell braucht es Fachwissen, um sich im Job zu behaupten. Für Frauen in von Männern dominierten Branchen trifft das ganz besonders zu. Wissen schafft Akzeptanz. Immer mehr junge Frauen beschreiten daher den universitären Weg.

Bautechnische Allrounder sind stark gefragt. Planung ist nicht das einzige Aufgabengebiet, auch die Erstellung, der Betrieb, die Erhaltung und die Entsorgung von Bauten und Anlagen fallen in den Verantwortungsbereich von Bauingenieuren. Immer öfter übernehmen heute Frauen diese Aufgaben. Hat man sich die Anerkennung erst einmal erarbeitet, lebt es sich als Frau in der Branche sehr gut.

Diese Akzeptanz baut auf Wissen auf,  deshalb steigt auch der Zuspruch von Frauen zur universitären technischen Ausbildung.  Im Masterstudium an der Fakultät für Bauingenieurwesen der TU Wien liegt der Frauenanteil laut den Absolventenzahlen von 2015/2016 mittlerweile bei 35 Prozent, im Bachelorstudium an der TU Graz bei 21, in den Masterstudien bei 24. Wenn eine Frau Technik studiert, hat sie sich das besser überlegt als männliche Kollegen, heißt es aus dem Büro für Gleichstellung und Frauenförderung.

Vertiefung des Wissens

»Durch den Kontakt zu den StudentInnen festigt man das eigene Wissen ungemein«, betont Melanie Piskernik, die als Univ.-Assistentin am Institut für Interdisziplinäres Bauprozessmanagement der TU Wien arbeitet. Außerhalb des Lehrbetriebes beschäftigt sie sich mit eigenen Projekten und untersucht den Fortschritt der Digitalisierung in der österreichischen Bauindustrie. Ihre Kollegin, Kerstin Fuchs, Univ.-Assistentin am Institut für Tragkonstruktionen und Betonbau, befasst sich mit der Herstellung einer Fahrbahnplatte aus Halbfertigteilen. »Wir forschen und entwickeln«, so Fuchs.

Info: Frauen in der Lehre im Bauingenieurwesen

TU Wien

Professuren: 0 von 17
Univ.-Assistentinnen: 12,5 von 61,1

TU Graz

Professuren: 0 von 18
Univ.-Assistentinnen: 11 von 65


Im Gespräch mit dem Bau & Immobilien Report betonen beide, dass sie aus heutiger Sicht nicht an eine universitäre Karriere denken. Melanie Piskernik: »Das Institut für Interdisziplinäres Bauprozessmanagement ist ein sehr praxisnaher Forschungsbereich. Alle Professoren verfügen über umfangreiche Erfahrung in der Baupraxis. Für mich ist es daher wichtig, nach dem Doktorat diese Erfahrung zu sammeln bzw. weiter auszubauen.« Die Chance auf diese Praxis ist sehr groß, denn immer mehr Betriebe arbeiten inzwischen ganz selbstverständlich mit Frauen im Baubereich, technisch wie kaufmännisch. »In meiner Generation war das noch anders«, erinnert sich Elisabeth Kislinger-Ziegler, Geschäftsführerin von Stahlbau Ziegler.

Gender in den Köpfen

Für die jüngere Generation gibt es keinen Geschlechterkampf. »Auch ältere Kollegen denken um. Wenn sie sehen, dass eine Frau etwas kann und sich interessiert, sind sie stets hilfsbereit«, berichtet Kerstin Fuchs von ihrer Tätigkeit auf der Baustelle. Auch Verena Rexeis vom Büro für Gleichstellung und Frauenförderung an der TU Graz ist der Meinung, dass Frauen und Männer zunehmend gleichwertig gesehen werden. Allerdings erkennt sie bei alteingesessenen Herren doch noch Scheu vor einer Veränderung. »Man hat es unter Umständen mit fachlichen Vorbehalten zu tun und ist gut beraten, auf dieser Ebene besonders zu punkten«, sagt Angelika Aulinger, Geschäftsführerin für Öster­reich und CEE bei Fermacell. Aber auch Aulinger spürt durch den laufenden Generationswechsel eine Veränderung.

Fit für die Technik

»Es ist erstaunlich, wie fern es für viele Mädchen ist, etwas Technisches zu machen«, bedauert Michaela Gindl, Co-Leiterin der Stabsstelle für Gleichstellung und Gender Studies an der Donau-Universität Krems. Lehre und Studium werden oft gleich gesehen. In den Köpfen vieler Frauen sind alte Technikbilder verankert. Gindl verweist auf zahlreiche Veranstaltungen, die diese Berufsbilder korrigieren sollen, etwa den Girl‘s Day. Univ. Prof. Andreas Kolbitsch, Studiendekan der Fakultät für Bauingenieurwesen, berichtet vom Tag der Offenen Tür an der TU Wien. »Wir haben als Fakultät eigene Tage der offenen Tür, stellen das Studium vor und ebenso das Labor.« An der TU Graz liefert der jährliche Berufs- und Informationstag BAU (BIT-BAU) Einblick in die Berufswelt der Bauingenieurin. Damit sollen Schülerinnen technische Berufe näher gebracht und  Hemmschwellen abgebaut werden.

 

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