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Hoffen auf den grünen Wirbelsturm

Die Klimakrise spitzt sich zu. Für einen Funken Hoffnung sorgen Mechanismen, die sich selbst verstärken.

Nur selten gibt es Nachrichten, die Mut machen, dass der Kampf gegen den Kollaps noch gewonnen werden kann. Denn die Fakten sind deprimierend. Seit über drei Jahrzehnten wird von nötiger Dekarbonisierungspolitik gesprochen, passiert ist bis auf Willensbekundungen und Absichtserklärungen wenig.

Besonders markant war das bei der Politik des zweitgrößten CO2-Emittenten der Welt zu sehen, den USA: 2009 war US-Präsident Barack Obama am Durchsetzen eines ohnehin wenig ambitionierten Klimapakets gescheitert; sein Nachfolger Donald Trump hatte bekanntlich alles daran gesetzt, jeden Fortschritt auf dem Gebiet zu sabotieren. Die vier verlorenen Jahre aufzuholen wird eine Herkulesaufgabe für den neuen US-Präsidenten. Trotzdem ist es Zeit für die erstaunlich gute Nachricht: Die Ziele der vor zwölf Jahren gescheiterten US-Klimagesetze wurden trotzdem erreicht. Und nicht nur das, sie wurden sogar übererfüllt. Die Dekarbonisierung der weltweiten Wirtschaft ist im Gange – scheinbar unabhängig von den Willenserklärungen – oder trotzigen Verweigerungen – der Politik.

Positive grüne Feedback­schleifen

Ein »green vortex«, ein »grüner Wirbelsturm« sei dabei, sich zu formieren, so formuliert es eine Gruppe von Ingenieuren und Wissenschaftern an der US-Universität Princeton, und das gibt endlich ein wenig Grund zur Hoffnung. Effiziente Klimapolitik erfolge am besten nicht nur durch Verordnungen von oben, die mühsam zu formulieren und noch schwerer umzusetzen sind, sondern durch die Schaffung und Unterstützung von technologischen und marktwirtschaftlichen Feedbackschleifen, die zu selbstbeschleunigenden Entwicklungen führen, konstatieren die Analysten.

Politik, Wirtschaft und Technologie greifen dafür ineinander – etwa wenn durch fallende Preise für die Entwicklung erneuerbarer Energieerzeugung die weitere Verfeuerung von fossilen Energieträgern schlicht ökonomisch so unattraktiv wird, dass das Interesse daran quasi von selbst erlischt.

Der Politik kommt dabei nicht primär die Rolle des Verbietens zu, sondern jene, diese Erneuerungszyklen behutsam anzustoßen: Durch anfängliche Förderung grüner Technologien werden diese weiterentwickelt und günstiger, wodurch sie der Markt besser annimmt; das führt zu größerer Akzeptanz in ihrer Verwendung. Dadurch sind effizientere Regulierungen alter, schmutziger Technologie weniger umkämpft. Das System funktioniert, das zeigt sich unter anderem auch in der Weigerung großer Versicherer, die Fossilindustrie weiter als Kunden zu hofieren, in den gewonnenen Klagen gegen die Erdölindustrie und in vielen anderen Details.

Der grüne Wirbelsturm nimmt also Fahrt auf – endlich. Die Frage ist nur, welche Kipppunkte früher erreicht sind; die, die unser Wirtschaftssystem zu einem anderen, besseren umgestalten; oder jene, die unseren Planeten für uns zur feindlichen Umgebung machen.

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