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„Mehr Miteinander beim Ausbau der Photovoltaik“
Bild: iStock

Der Ausbau der Sonnenenergie in Österreich geht zügig voran, berichtet Netz Niederösterreich Geschäftsführer Werner Hengst, bei einem Hintergrundgespräch des Forums Versorgungssicherheit Ende Juni. Allein in Niederösterreich sind mit Stand Juni 2021 mehr als 43.000 Anlagen am Netz, zusätzlich wurden im ersten Halbjahr 2021 nicht weniger als 10.213 Anfragen für neue Anlagen gestellt.

Im Hinblick auf die Klima- und Energiewende ist diese rasche Zunahme zu begrüßen, doch sieht Hengst die Gefahr, dass bei einem unkontrollierten Wildwuchs an neuen Anlagen die Verteilernetze rasch an lokale Kapazitätsgrenzen stoßen könnten und dann ein kostspieliger Ausbau nötig ist, der bei besserer Abstimmung und Planung vermieden werden könnte. „Wenn neue Anlagen stärker Rücksicht auf die Netzinfrastruktur nehmen und auf den Eigenbedarf optimiert sind, können hohe Mehrkosten vermieden werden und gleichzeitig kann ein rascherer Ausbau erfolgen“, erläutert Hengst.

Auf mögliche unerwünschte Mehrkosten für die Stromkonsumenten wies auch die Sprecherin des Forums Versorgungssicherheit, Brigitte Ederer, hin: „Jeder zusätzliche Ausbau von Leitungen, Trafostationen und Umspannwerken muss letztlich über die Netztarife finanziert werden.“ Ederer verwies auch darauf, dass mit der möglicherweise noch heuer im Juli bevorstehenden Verabschiedung des Erneuerbaren-Ausbau-Gesetzes die Installation neuer PV-Anlagen zweifellos weiter beschleunigt wird: „Die Kosten dürfen nicht einseitig bei den Konsumenten hängen bleiben.“

Dynamische Leistungsregelung

Für Hengst liegt der Schlüssel zu einem netzschonenden Ausbau von Ökostromanlagen vor allem bei der Vermeidung von Überlastungen durch Leistungsspitzen. Photovoltaik und Windenergie zeigen typischerweise starke Produktionsschwankungen, abhängig von der Intensität der Sonneneinstrahlung, bzw. der wechselnden Windstärke.

Eine dynamische Leistungsregelung ermöglicht eine uneingeschränkte Erzeugung in der Kundenanlage. Gleichzeitg wird sichergestellt, dass lediglich die maximal vereinbarte Leistung, die in das öffentliche Netz eingespeist wird, nicht überschritten wird. Selbst wenn 25% der theoretisch möglichen Spitzenleistung der dynamischen Regelung unterliegen, macht das nicht mehr als 3%-5% der produzierten Jahresmenge aus - bei einer entsprechenden Eigenverbrauchsoptimierung nicht mehr als maximal 1%. Damit können auch größere Anlagen bzw. eine höhere Anzahl lokal in das Netz integriert werden.

Optimierter Eigenverbrauch

Besonders effizient und wirtschaftlich ist es, wenn vor allem die Betreiber privater Anlagen möglichst viel ihrer Produktion selbst verbrauchen. „Die Netze werden stark beansprucht, wenn jemand am hellen Mittag seine Überschüsse einspeist und zwei Stunden später, wenn sich der Himmel bewölkt, wieder Strom aus dem Netz bezieht.“ Durch den Einsatz von Speichern oder durch eine optimierte Nutzen von kurzfristigen Überschüssen etwa zum Aufladen von E-Mobilen oder zur Bereitung von Warmwasser können Schwankungen in der eigenen Anlage ausgeglichen werden. Hengst: "Bei gleich hohem Stromverbrauch werden die Netze ungleich weniger beansprucht.“
Standortfragen

Bei größeren PV-Anlagen spielt auch die Wahl des Standorts eine wichtige Rolle. „Derzeit überwiegen die Kleinanlagen“, so Hengst, „nur 2% produzieren derzeit mit einer Leistung von mehr als 30 kVA“. Doch die Anfragen für größere Anlagen nehmen stark zu. Es ist daher wünschenswert, dass solche Erzeugungsanlagen in Regionen angesiedelt werden, wo das Netz noch ausreichend Kapazitäten aufweist und nicht an einem Ort, wo erst ein neuer Trafo oder gar ein neues Umspannwerk gebaut werden müssten, damit die Anlage ans Netz gehen kann. Auch eine örtliche Nähe zwischen Erzeuger und Verbraucher würde den Ausbau der erneuerbaren Energien deutlich beschleunigen.

 „Die Verteilernetzbetreiber sehen sich selbst als Ermöglicher der Energiewende“, so Werner Hengst abschließend, „wir investieren massiv in den Netz-Ausbau, um mit der Errichtung neuer Produktionsanlagen Schritt halten zu können. Unser Appell an die Planer, Errichter und Betreiber lautet: Miteinander schaffen wir das Ziel schneller und zu geringeren Kosten.“

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