Wir befinden uns in einer Phase sich sehr schnell verändernder Marktmechanismen, mit zum Teil exponentiellen Fliehkräften. Design Thinking, mit all seinen Methoden der Unternehmensintegration, ist hier eine funktionierende Antwort.

Zu Teil 1 und Teil 2 der Serie

Wer denkt, dass Designdenken ein paar kreativen Köpfen eine Spielwiese zum Austoben bietet, hat weit gefehlt: Design Thinking ist Chefsache – und muss langfristig unternehmensstrategisch verankert und gefördert werden.

Ausgangspunkt für jegliche Design Thinking-Aktivitäten ist hier die Bereitschaft eines Unternehmens, bestehende Strukturen zu hinterfragen und neue Wege zu gehen. Mit dieser Offenheit kann als erster Schritt ein initiales Design Thinking Projekt definiert werden. Wichtig sind hier vor allem interdisziplinäre Teams, das Schaffen einer inspirierenden Boot-Camp-Umgebung und das Einhalten eines iterativen Prozesses, der den User und seine Bedürfnisse in den Mittelpunkt rückt und dessen Feedback laufend abfragt, prototypisch testet, bearbeitet und noch vor dem Launch berücksichtigt.

Die Ergebnisse, die in solchen zeitlich limitierten Bootcamp-Sessions erarbeitet werden, lassen die Arbeit in Wahrheit aber erst beginnen, denn gutes Designdenken endet nicht mit einer Idee, sondern mit einer neuen Herausforderung: In der Regel stoßen die jenseits des routinierten Denkens gewonnenen Ergebnisse und Erkenntnisse nämlich in puncto Umsetzung an ihre Grenzen, weil historisch gewachsene Strukturen und Prozesse natürliche Barrieren darstellen.

Hier wird somit schnell klar, dass das Umsetzen einzelner Ideen nicht möglich und oder zielführend ist. Job ist es deshalb in einem weiteren Schritt, die neuen Ansätze mit den bestehenden Strukturen abzugleichen und zu etwas Neuem zu verbinden, also die besten Elemente des gegenwärtigen Systems als „Champions“ zu identifizieren und mit den neuen Ansichten zu matchen. Eindeutig eine unternehmensstrategische Aufgabe.

Adaptieren statt reagieren

Wir befinden uns in einer zweiten Renaissance mit exponentieller Geschwindigkeit, denn Marktmechanismen und Marktteilnehmer verändern sich zum Teil radikal und unerwartet. Je schneller solche Veränderungen von außen kommen, desto schneller muss ein Unternehmen in der Lage sein, diese Veränderungen im bestehenden Business zu adaptieren. Hier führen die Methoden des Design Thinkings zu unternehmerischen Lösungen.

Organisationen können so bedrohende Gefahren und Risiken erkennen und daraus Chancen und Potenziale erarbeiten, um diesen erfolgreich zu begegnen. Denn simples Reagieren ist hier zu langsam – das zeigen Beispiele wie Nokia oder Kodak, denen es nicht gelungen ist, sich neuen disruptiven Technologien wie dem iPhone oder Instagram anzupassen und hier zeitgerecht zu agieren.

Um exponentiell erfolgreich zu sein, muss deshalb das nachhaltige Ziel verfolgt werden, ein Eco-System (das in der Regel durch viele Co-Abhängigkeiten charakterisiert ist) zu schaffen, welches möglichst flexibel ist und Unternehmen die Komplexität des Marktes verstehen lässt - und genau hier setzt das Designdenken an. Denn Designdenken ist weit mehr als einzelne kreative Bausteine – es ist der Stein, der einen ganzen Change-Prozess ins Rollen bringt und die Notwendigkeit eines Involvements auf höchster Managementebene betont.

Dieses soll jedoch nicht Top-down stattfinden, sondern in einem hierarchiebefreiten Boot-Camp-Prozess-Kontext heraus als treibende Kraft, um Ideen in allen Bereichen umsetzen zu können und Bewusstsein für ganzheitliche Strukturen vorzuleben und zu fördern. Erfolgreiche Unternehmen wie Bosch, Mercedes Benz oder T-Mobile machen es vor und haben in den letzten Jahren gezeigt, dass sie integrative Denker sind, die bereit sind, Veränderungen in der Gesellschaft wie die der Sharing- oder der Swarm-Economy mitzugestalten, neu zu definieren und hier in einem größeren Kontext zu agieren.

In 5 Schritten zum integrativen Denker

♦ Fokussieren Sie in Ihrer Denkarchitektur stets das große Ganze – auch während Sie an individuellen Elementen arbeiten. Vermeiden Sie sequentielles Arbeiten

♦  Konzentrieren Sie sich darauf, schnelle Teil-Ergebnisse zu ermöglichen und nicht lange auf Fehlern herumzureiten. Machen Sie diese und setzen Sie das Feedback daraus rasch um. („Quick Wins“ und „Fast fails“)

♦  Identifizieren Sie die „Champions of Change“, also die funktionierenden Elemente Ihres bestehenden Systems – und die „Enemys of Change“, also die Faktoren, die Ihrem Erfolg und Ihrer Flexibilität im Weg stehen und die größten Gefahren bergen.

♦  Verbessern Sie Ihre Lernfähigkeit und bauen Sie Ihre empathischen Skills aus. Lernen Sie, Ihre eigene Landkarte zu verlassen und mit den Augen des Nutzers zu sehen.

♦  Holen Sie sich externe Beratung und Unterstützung in Ihrem Design Thinking- und Change-Prozess. Betreiben Sie „Modeling of Excellence“.

Über Thomas Holzhuber:

Digitalexperte und Wirtschaftsprofi Dr. Thomas Holzhuber gründete seine Online-Agentur "holzhuber impaction" 1994 als erste E-Consulting Agentur in Österreich. Als strategischer Berater ist er vor allem Experte in den Bereichen Digitale Trends, Design Thinking, Financial Technologies, E-Commerce, Big Data und Internet of Things.

www.designdenken.at


Buchtipps

Adam Grant: Non Konformisten. Warum Originalität die Welt bewegt

Tim Brown: Change by Design. How design thinking transforms organizations and inspires innovation.

Roger Martin: The Opposable Mind. How successful leaders win through integrative thinking.