Den Mobilfunkern geht es in Österreich, im Schlaraffenland der IKT-Verhaltensforscher, so richtig schlecht. Der Strategieberater Booz & Company beziffert den volkswirtschaftlichen GAU, den ausbleibende Investitionen am heimischen Markt verursachen, mit knapp einer Milliarde Euro jährlich.

Diese Summe setzt sich zusammen aus entgangenen Investitionen (inkl. Bauwirtschaft, rund 350 Mio. Euro per annum), Lohn- und Steuerbeträgen (hochgerechnet auf 7.000 Beschäftigte) und BIP-Verlusten von gut 250 Mio. Euro aufgrund mangelnder IT-Infrastruktur, sprich: Breitbandleitungen. Eine hohe Mobilfunkpenetration von 159 %, eine im Vergleich hohe Anbieterdichte und die niedrigsten Preise im Europavergleich: Der österreichische Mobilfunkmarkt ist hart umkämpft. Trotz einer Steigerung des Datenvolumens auf fast das Neunfache sind die Umsätze der Anbieter seit 2007 um gesamt 15 % gesunken. Das heißt auch, die Gewinne der Anbieter gingen entsprechend zurück.

Nach der Boomphase in den Neunziger- und Nullerjahren bezeichnen Analysten diese ehemals so goldene Branche heute nicht nur als gefährdete Art, sondern befürchten auch schädliche Einflüsse auf den Wirtschaftsstandort. Das klingt paradox, hat doch gerade der Mobilfunkmarkt auch viel Wachstum gebracht. Es ist aber ein Wachstum, das bereits vollständig Geschichte ist. Schon topografisch ist das Land der Berge ein schwieriges Pflaster für den Ausbau von Mobilfunk (und Festnetz sowieso). Und nach der Konsolidierung auf drei Netzbetreiber haben wir in Österreich ein Kunden-Anbieter-Verhältnis von 1:2,8 Millionen. In Deutschland kommen auf jeden Netzbetreiber dagegen 20,5 Millionen Kunden. Dort hat der Incumbent Deutsche Telekom angekündigt, sechs Milliarden Euro in den kommenden Jahren in den Ausbau des Festnetzes zu investieren. Wie soll so etwas bei den herrschenden Rahmenbedingungen jemals in Österreich möglich sein – selbst wenn man diese Summe um den Faktor zehn verkleinert?

Hier an Stellschrauben zu drehen, ist nun die Aufgabe von Regulierung und Politik. Es geht schlichtweg darum, weiteren Schaden für den Wirtschaftsstandort abzuwenden.