In den vergangenen Monaten habe ich zu meinem Erstaunen oft erst im Bewerbungsgespräch mit Kandidatinnen erfahren, dass sie, neben den Qualifikationen die sie im Lebenslauf anführen, auch Mutter sind. Die Kandidatinnen gaben an, dass ihnen „geraten“ wurde, Kinder nicht zu erwähnen, da sie ansonsten zu Gesprächen nicht eingeladen werden und in weiterer Folge keine Arbeit finden. Bei meiner Recherche für diesen Artikel habe ich tatsächlich auf Webseiten den Tipp entdeckt, Kinder nicht anzugeben, da diese nicht relevant sind.

Wie bitte? Nicht relevant?

Ich bin selbst Mutter und weiß was es bedeutet Kinder, Beruf und Haushalt unter einen Hut zu bringen. Meine Söhne sind nicht nur meine größte Freude, sie sind auch meine härtesten Kritiker, prägen mein Leben sehr nachhaltig und sind vieles, in jedem Fall jedoch lebensbestimmend und relevant.

Wichtig ist es dennoch die Situation aus mehreren Blickwinkeln zu betrachten: Aus Sicht einer Frau gestaltet sich der Arbeitsmarkt so: Unter 40 könnte sie noch Kinder bekommen und hat aus diesem Grund in der Auswahlsituation einen Nachteil – besonders zwischen 30 und 40. Hat frau Kinder, bekommt sie Jobs nicht, weil Kinder für eingeschränkte Verfügbarkeit sorgen. Und hat eine Frau keine Kinder, aus welchen Gründen auch immer, wir sie auch schräg angeschaut.

Da sich alles um Kinder dreht - sind sie vielleicht doch relevant?

Aus unternehmerischer Sicht ist zu sagen, dass Mütter zwar zeitlich manchmal eingeschränkt verfügbar, sie aber auch sehr effizient und belastbar sind. Zusätzlich sind Mütter hochgradig loyal, wenn der Dienstgeber ihnen etwas Flexibilität einräumt. Mütter die in Teilzeit arbeiten haben, aus meiner Beobachtung, ein enormes Tempo bei der Erledigung der Aufgaben.

Formal ist es so, dass ein Lebenslauf Fakten zusammenführt: Schulausbildung, Berufserfahrung, Qualifikationen. Und selbstverständlich ist die Geburt eines Kindes, mit Mutterschutz- und Karenzzeiten, ein Faktum, das anzuführen ist – das ist jedenfalls meine Meinung dazu.

Der Ratschlag Kinder zu verschweigen mag gut gemeint sein, wirft aber ein schiefes Licht auf die Bewerberin. Dass Frauen heutzutage gezwungen sind, etwas so Wesentliches wie Kinder aus ihrem Lebenslauf wegzulassen, um am Arbeitsmarkt zumindest eine Chance auf ein Bewerbungsgespräch zu erhalten, stimmt mich traurig und schockiert mich.

Ich plädiere an jede Mutter die den Tipp bekommt, ihr Kind zu verschweigen, diesen Rat nicht zu beherzigen. Ein Unternehmen, das sie nur einstellt, wenn sie keine Kinder hat, passt ganz sicher nicht zu ihr.

Bevor wir uns also weiter über Gehaltsunterschiede zwischen Mann und Frau unterhalten, sprechen wir besser über sinnvolle Maßnahmen, die es ermöglichen, dass
wenn es um die Besetzung einer vakanten Stelle geht tatsächlich nur relevant ist, was jemand kann. Hier sollte die Tatsache, ob Kind ja oder nein, tatsächlich nicht relevant sein.